Biohof: An der Quelle zeigt sich, warum sich Tierschutz und Fleischkonsum nicht ausschließen müssen

Die Verbraucherzentrale Hamburg ermuntert Kunden, "tiergerecht hergestellte Produkte" vom Handel einzufordern. Sie sind noch die Ausnahme.

Ihr aktueller Marktcheck in acht Supermärkten zeigt, dass nur wenig Fleisch und Wurst das Tierschutzlabel trägt. "Doch Tiere, denen vor der Schlachtung kein artgerechtes Leben vergönnt war, leiden häufig unter haltungsbedingten Krankheiten, was einen hohen Antibiotika-Einsatz nach sich zieht. Wüssten die Menschen, wie die Tiere leben müssen, bliebe das ein oder andere Schnitzel sicher in der Kühltheke liegen", sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale.

Wer es genau wissen will, geht an die Quelle und überzeugt sich selbst, wie es Tieren vor ihrer Schlachtung ergeht. Möglich ist das beispielsweise hervorragend auf dem Biohof Eggers in der Ohe am Kirchwerder Mühlendamm 5.

Vor der alten Scheune liegen in diesen Tagen rosafarbene und schwarze Schweine vor der historischen Scheune lang ausgestreckt in der Sonne, am Wasserlauf tummeln sich Gänse, neben dem Backhaus grasen Heid- und Moorschnucken, Hühner kreuzen und queren die Wege und auf der Weide versammelt Bulle Erwin eine stattliche Zahl kräftiger Rinder um sich. Die meisten dieser Tiere liefern das Biofleisch, das auf dem Hof und im Onlineshop vermarktet wird.

"Die Tiere gehören in einen landwirtschaftlichen Kreis, der sich hier bei uns auf dem Hof anfängt und sich hier auch schließt", sagt Henning Beeken, der den Hof bewirtschaftet. So wird Futter für die Tiere auf den Feldern rund um den Hof angebaut, ihr Mist dient wiederum als Dung. Die Schweine beispielsweise bekommen neben Mineralien Hafer, Schrot, Ackerbohnen und Erbsen sowie Getreide (Weizen/Triticale).

"Vor allem muss alles auch Raum haben", sagt Georg Eggers. So leben die etwa 30 Schweine beispielsweise nicht nur im Stall. Zudem haben sie Auslauf in einem Außengehege, können es sich auf Strohlagern bequem machen. Rein rechnerisch betrachtet, hat jedes Tier drei Quadratmeter Fläche für sich. Derzeit liegen sie aber auch gern dicht beieinander im Außengehege und dösen in der Sonne. Und dann gibt es da auch noch Herta. Die Angler-Sattelsau gehört zu einer aussterbenden Haustierrasse. Ihr Erhalt liegt Georg Eggers und Henning Beeken besonders am Herzen.

Den Einsatz von Medikamenten beschreiben Beeken und Eggers als minimalst: "Unsere Tiere werden dank der artgerechten Haltung praktisch nicht krank." Tatsächlich wirken die Rinder, die auf einer großen Weide in der Nähe des historischen Hofensembles grasen, zufrieden und gesund. Sie werden ernährt mit betriebseigenem Heu, Silage und Kleegras. Letzteres tut wiederum auch dem Boden gut, dessen Fruchtbarkeit durch Kleegras erhalten bleibt. Die Milch der Mutterkühe wird nicht verkauft, sondern ist für die Kälber da. Manche Kühe gehören schon zum "Inventar" des Biohofs, wie beispielsweise "die Schwatte". Die 17 Jahre alte Galloway-Kuh hat schon 14 Kälber auf dem Hof Eggers geboren. "Es ist ein typisches Kennzeichen unserer Tierhaltung, dass die Kühe hier so alt werden können", sagen Beeken und Eggers. Den Großteil der Herde machen französische Limousin-Fleischrinder mit ihrem typischen rotbraunen Fell aus.

Die meisten Rinder bleiben etwa drei Jahre lang auf dem Hof, bis sie ein gutes Schlachtgewicht von etwa 500 Kilogramm erreicht haben. Schlachter Stöck am Billwerder Billdeich gehört zu den wenigen in Hamburg, die noch selbst schlachten. Zu ihm werden die schlachtreifen Rinder und Schweine gebracht, einzeln oder in kleinen Gruppen und ohne Hektik, um die Tiere nicht unnötig zu stressen. An jedem zweiten Sonnabend im Monat, aktuell wieder am 10. August, wird das frische Fleisch dann auf dem Hof verkauft (Infos unter www.hof-eggers.de, Telefon (040) 723 7 73 85).