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Nicht nur als Zeugen werden die Radsportler im Bergedorfer Amtsgericht auftreten. "Viele von uns wollen den Prozess verfolgen", kündigt Thomas Jacobs an. Der 46-jährige Schwarzenbeker ist Vorsitzender der "Radsportgruppe Uni". Das Geschehene wirke im Verein noch deutlich nach. "Erst kommende Woche werden bei dem zweiten Schwerverletzten die OP-Drähte entfernt", berichtet Jacobs.

Die seelischen Verletzungen dagegen seien nicht operierbar. "Alle Beteiligten haben die psychologische Betreuung eines Kriseninterventionsteams in Anspruch genommen, aber bei vielen fährt die Angst nach wie vor mit." Das könne man spüren, wenn die Gruppe bei der wöchentlichen Donnerstagsausfahrt von Rothenburgsort nach Geesthacht den Unfallort passiere. "Als habe die Stelle eine Steigung, reduziert sich dort das Tempo." Das Dekra-Gutachten sage eindeutig, dass die Radler sich richtig verhalten hätten. "Dennoch teilen wir uns jetzt in kleinere Gruppen auf, um in kürzeren Kolonnen zu fahren." Zudem würden Gäste und neue Mitfahrer noch genauer eingewiesen. "Der Unfall hat uns aber auch enger zusammengeschweißt", sieht Jacobs positiv in die Zukunft: "Wir passen aufmerksamer aufeinander auf. Das ist nicht üblich bei diesem Individualsport."

Auch wenn der Lkw-Fahrer die Schuld für den Unfall von sich weist, so gebe es doch keine pauschale Schuldzuweisung an die Radfahrer. "Mein Mandant hat beim Überholen darauf vertraut, dass er komplett an der Gruppe vorbeifahren kann", betont Rechtsanwalt Rolf-Peter Rocke: "Der Unfall ist tragisch auch für ihn." Auch sein Mandant sei traumatisiert und in therapeutischer Behandlung.