Die Vision dabei: Das Klima wird nicht weiter aufgeheizt, weil CO2 als „Abgas-Futter-Energie“ praktisch im Kreis gefahren wird.
Dies und noch viel mehr erfuhren Interessierte gestern beim „Tag der offenen Tür“ auf dem E.on-Hanse-Gelände am Allermöher Deich 449. Seit drei Jahren ist dort eine Mikroalgen-Pilotanlage in Betrieb. Unter anderem erklärte Diplom-Umweltwissenschaftlerin Stephanie Koch die Bioreaktoren, in denen die grünen Algen wachsen. Eine der Anlagen ist unbeweglich, das andere Algen-Kraftwerk arbeitet weitgehend automatisiert, dreht sich je nach Bedarf in die Sonne. In beiden befinden sich Algen in Wasser, die mit Hilfe von CO2, Sonne, Nährstoffen und Fotosynthese Biomasse herstellen. Jede einzelne Algenzelle ist dabei fotosynthesefähig, deshalb wachsen Algen schneller als andere Pflanzen. „Und man kann sie auf unfruchtbaren Flächen in den Reaktoren kultivieren“, sagt Koch. So steht der Anbau nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.
Die Sonne ist ein wichtiger Bestandteil des Systems: Je mehr sie scheint, desto produktiver sind die Algen. „Bei 118 Mikromol Lichtintensität tut sich allerdings nicht allzu viel“, sagt Stephanie Koch. Sie hat gerade auf eine der Kontrollanzeigen in einem der Forschungscontainer geschaut, danach den Blick in Richtung des bedeckten Himmels gewendet. Eine Zahl um 1800 würde einen schönen Sonnentag mit aktiven Algen beschreiben.
Ist die Algendichte in den Bioreaktoren hoch genug wird „geerntet“. Per Zentrifugation wird die Algenmasse vom Wasser abgeschieden. Danach wird das Material, etwa sechs Kilogramm pro Woche, eingefroren und dient in den kommenden Wintermonaten Forschern in der Technischen Universität als Experimentiermaterial. Dann wird untersucht, wie die Masse beispielsweise bei Zugabe von Enzymen reagiert oder was passiert, wenn sie erhitzt wird. Erkenntnisse, die in die Biogasproduktion eingebracht werden können.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Vier- und Marschlande