Billwerder. Es bewegt sich viel hinter den Mauern der Justizbehörde. Wie berichtet wird seit längerem mit spitzen Bleistiften gerechnet, welche Haftanstalten geschlossen und welche zusammengelegt werden können. Der Grund: Es gibt viel zu viele Haftplätze in Hamburg.

Justizbehörde erwägt, den Zwei-Schicht-Dienst abzuschaffen, den viele Beamte durchaus schätzen.

Von den derzeit verfügbaren 2758 Plätzen sind nur 1885 belegt. In Billwerder treten die Überkapazitäten noch eklatanter zutage. Dort sind gut 35 Prozent der Plätze leer, von den 803 nur 518 belegt.

Der Leerstand ist aber nicht der Grund dafür, dass immer mehr Beamte die Justizvollzugsanstalt (JVA) am Dweerlandweg verlassen wollen. Vielmehr prüft die Justizbehörde zurzeit auch verschiedene Arbeitszeit-Modelle, erwägt, den seit mehr als fünf Jahren praktizierten Zwei-Schicht-Dienst im Strafvollzug auf drei Schichten umzustellen. "Der Zwei-Schicht-Dienst ist nur möglich, weil das Personalamt eine befristete Ausnahmegenehmigung erteilt hat ", sagt Thorsten Fürter, Sprecher der Justizbehörde. " Und ihre Frist läuft zum Ende des Jahres aus." Da der Arbeitsmedizinische Dienst erhebliche Einwände gegen das Arbeitszeitmodell habe, weil es gegen einschlägige Vorschriften verstößt, sei es fraglich, ob es eine neue Ausnahmegenehmigung geben wird.

Matthias Schmidt* kann die Bedenken nicht nachvollziehen. Er arbeitet seit zehn Jahren im Strafvollzug - erst in der JVA Vierlande, seit 2006 in Billwerder. Seine Frau Maren* stieg vor vier Jahren in diesen Beruf ein. Ihm und seiner Familie bringt der Zwei-Schicht-Dienst "im Grunde nur Vorteile", sagt der 38-Jährige. Von 6 bis 19 Uhr dauert beider Arbeitstag in den Gefängnissen. "Das sind zwar viele Stunden, aber wir haben nicht den Eindruck, dass unsere Gesundheit darunter leidet", sagt Maren Schmidt. "Im Gegenzug haben wir ja auch viel Freizeit - von 14 Tagen müssen wir sieben arbeiten."

So können sie gewährleisten, dass immer einer von ihnen zu Hause bei den beiden Söhnen ist. Wird auf drei Acht-Stunden-Schichten umgestellt, müssen sie an zwölf von 14 Tagen arbeiten. "Und wir wissen nicht einmal, wann wir frei haben werden", sagt Schmidt. Für die junge Familie, die sich gerade ein Haus gekauft hat, bringen die anderen Arbeitszeiten erheblich höhere Kosten mit sich. "Allein die Kinderbetreuung würde mit etwa 500 Euro zu Buche schlagen", rechnet die 34-jährige Mutter vor.

In der JVA Billwerder wären an die 200 Beamte - darunter viele, die in Vorpommern wohnen - von der neuen Regelung betroffen. Für sie wäre eine tägliche An- und Abreise inakzeptabel. Schmidt weiß, dass einige von ihnen die Zusagen anderer Anstalten bereits in der Tasche haben. Die Justizbehörde setzt dagegen auf Gespräche. "Wir werden versuchen, die Interessen der Justizvollzugsbeamten zu berücksichtigen", sagt Fürter. Noch sei nichts entschieden, würden verschiedene Modelle geprüft. " Vielleicht kommt ja eine Mischform heraus", sagt er.

* Name geändert