Billwerder. Krisenstimmung beim ETSV Hamburg nach dem Fehlstart in der Fußball-Oberliga. Ein Trio könnte den Trainer beerben.

Beim Fußball-Oberligisten ETSV Hamburg stehen die Zeichen auf Sturm. Nach dem verpatzten Saisonstart mit fünf Niederlagen in zehn Partien hat Trainer Diamantis „Aki“ Cholevas am späten Montagabend seinen Posten aufgegeben. „Aki hat mit dem Verein gesprochen und tritt aus privaten Gründen von der Aufgabe als Trainer zurück“, gab Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic bekannt.

Huremovic hatte zuletzt nicht mit Kritik an den Vorstellungen der „Eisenbahner“ in den vergangenen Wochen und am Trainerteam insbesondere gespart. „Wir schaffen es nicht, mit diesen erfahrenen Spielern mehr als eine Halbzeit lang vernünftigen Oberliga-Fußball zu spielen“, ärgerte er sich. „Da müssen sich Mannschaft und Trainerteam hinterfragen, woran das liegt. Wir trainieren drei, vier Mal pro Woche jeweils zwei Stunden, aber mit so wenig Ertrag.“

ETSV: Coach Cholevas muss nach drei Niederlagen in Folge um seinen Job bangen

Das große Ziel des Vereins ist es, sich zum 100-jährigen Jubiläum im kommenden Sommer als fester Bestandteil in der Fußball-Oberliga etabliert zu haben. Doch davon sind die „Eisenbahner“ momentan ein gutes Stück entfernt. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge rutschte die Cholevas-Elf in der Tabelle vom fünften auf den elften Rang ab. Vor dem Auswärtsspiel beim Kellerkind SV Rugenbergen am Sonntag (14 Uhr, Sportzentrum Bönningstedt) ist die Abstiegszone bedrohlich nahegekommen.

Dafür gibt es Gründe. „Wir mussten durch Urlaube und Verletzungen ständig mit einer anderen Formation spielen“, begründete Cholevas nach der 1:2-Niederlage in Niendorf die Misere. „So haben zum Beispiel Marcel Andrijanic und Kusi Kwame, die wir eigentlich als Doppel-Sechs geplant hatten, noch nie gemeinsam auf dem Platz gestanden.“ Kwame hatte sich Anfang September einen Kreuzbandriss zugezogen, Andrijanic nach längerer Pause erst am Sonntag in Niendorf sein Startelf-Debüt gegeben.

Die „Eisenbahner“ – eher ICE oder Schienenersatzverkehr?

Auch unter neutralen Beobachtern hat Cholevas seine Fürsprecher. Stefan Knauß vom Oberliga-Portal hafo.de urteilte nach dem Niendorf-Spiel: „Das Team wird an den Fehlern arbeiten und hat ganz sicher die Qualität, um oben mitspielen zu können. Wenn Zeit und gesunde Spieler da sind, um sich zu finden, wird das eine richtig gute Truppe! Ein ICE und kein Schienenersatzverkehr.“

Der letzte unbeschwerte Moment: Hier jubelt Kusi Kwame (mit Kapitänsbinde) noch mit seinen Teamkollegen. Eine Woche später verletzte er sich schwer.
Der letzte unbeschwerte Moment: Hier jubelt Kusi Kwame (mit Kapitänsbinde) noch mit seinen Teamkollegen. Eine Woche später verletzte er sich schwer. © BGZ/Hanno Bode | Hanno Bode

Trotzdem ist der Druck nun offenbar zu groß geworden. „Die Enttäuschung ist schon sehr groß“, hatte Huremovic nach dem Niendorf-Spiel zugegeben. „Wir haben aus den Niederlagen nichts gelernt. Es gibt kein klares System. 13 Punkte nach zehn Spielen, damit kann ich nicht leben.“

Kwame, Andrijanic und Märtens könnten künftig den Ton angeben

Nun also kommt es zur Wachablösung. Beim Training am Dienstagabend muss sich die Mannschaft neu zusammenraufen. Dabei könnten Kwame und Andrijanic eine Schlüsselrolle spielen. Kwame hat eine Fußballschule und bringt Profis in Form, Andrijanic ist Inhaber der B-Lizenz. Dazu kommt Co-Trainer Matthias Märtens.

Dieses Dreigespann könnte Cholevas nachfolgen: Huremovic selbst hegt offensichtlich keine Ambitionen, selbst wieder an der Seitenlinie ins sportliche Geschehen einzugreifen. Er ist für den Rest der Woche ohnehin beruflich eingespannt. Die Mannschaft muss es also alleine richten.

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Sicher ist, dass dazu nicht viel Zeit bleibt. Denn Anfang Oktober steht die vierte Pokalrunde an, ein Ausscheiden beim Landesliga-Spitzenreiter HT 16 wäre ein nicht wieder gutzumachender Patzer (3. Oktober). Danach folgen in der Oberliga Spiele gegen drei absolute Top-Teams: Altona 93, SC Victoria und HEBC.

Sportchef Huremovic: „Im Prinzip können wir schon für den nächsten Sommer planen“

Allesamt Spitzenmannschaften, wie auch der ETSV Hamburg gerne eine wäre. „Im Prinzip kann man jetzt schon die Saison abhaken und für den nächsten Sommer planen“, sagte Huremovic nach dem Niendorf-Spiel. „Das frustet mich.“