Halstenbek-Rellingen. Chancen auf die Oberliga sind gesunken. Tragische Figur bei der SV Halstenbek-Rellingen war ein echter Geesthachter Jung.

Mert Akkus wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Der Angreifer des Düneberger SV saß nach seiner vergebenen Torchance in der 66. Minute des Aufstiegshinspiels zur Fußball-Oberliga bei der SV Halstenbek-Rellingen noch auf den Knien, als er plötzlich nach rechts schaute und sah, wie ihm Schiedsrichter Alexander Gerhard Ludolph (Hoisbütteler SV) die Rote Karte zeigte. Der 21-Jährige breitete ungläubig die Arme aus, während HR-Akteur Mario Riesner wutentbrannt auf ihn zugelaufen kam und nur von einigen seiner ebenfalls erbosten Teamkameraden davon abgehalten werden konnte, Akkus körperlich anzugehen.

Die Hausherren waren außer sich, weil sie meinten, der Stürmer habe zuvor Keeper Knut-Ole Mohr absichtlich ins Gesicht getreten. Dem jedoch war nicht so. Akkus war beim Versuch, einen Ball an dem Schlussmann vorbeizulegen, in ihn hineingerutscht, zog dann die Beine hoch, um sich von Mohr zu lösen und traf diesen dabei mit den Stollen an der Stirn. Das sah fraglos übel aus, war vom stets fairen Düneberger Offensivmann aber keine Absicht und hatte auch keine Folgen für den Torwart. Er konnte – anders als Akkus – weiterspielen und sich am Ende mit seinem Team über einen schmeichelhaften 3:2-Erfolg freuen, der ohne die strittige Rote Karte vielleicht nicht zustande gekommen wäre.

Rund 150 Anhänger des Düneberger SV unterstützen ihr Team

„Ich glaube, wenn wir hier mit elf gegen elf zu Ende gespielt hätten, dann wäre es in jedem Fall 3:3 ausgegangen – wenn wir nicht sogar noch einen Sieg rausgeholt hätten“, sagte DSV-Coach Dennis Tornieporth. Den Platzverweis für Akkus sah der Ex-Profi als Schlüsselszene an. Denn er fiel in eine Spielphase hinein, in der die Geesthachter das Geschehen vor 450 Zuschauern am Jacob-Thode-Platz – darunter mindestens 150 Düneberg-Fans – klar dominierten.

Der Ausgleich zum 3:3 und weitere Treffer der Tornieporth-Elf schienen vor der Roten Karte gegen einen Kontrahenten, der körperlich stark abbaute und sich in der eigenen Hälfte verbarrikadierte, nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Umso größer war der Frust des Trainers über die Entscheidung von Referee Ludolph: „Ich glaube, Mert zieht im letzten Moment zurück. Das ist keine Rote Karte. Die Linie vom Schiedsrichter war heute nicht die beste, würde ich mal behaupten.“

Leichtfertige Fehler des Düneberger SV ermöglichen Gegentore

Zur Düneberger Wahrheit gehört bei aller berechtigten Kritik am unglücklich agierenden Referee allerdings auch, dass sie selbst ebenfalls nicht den besten Tag erwischt hatten. Im ersten Abschnitt zeigte der Vizemeister der Landesliga Hansa erhebliche Defizite in der Rückwärtsbewegung und im Defensiv-Zweikampfverhalten. Vor dem 0:1 durch Marvin Schramm ließ sich der sonst so zuverlässige Innenverteidiger Shabane Sanni an der Grundlinie den Ball abnehmen und ermöglichte Schramm so die Führung.

Dieser bezwang Keeper Nic Fischer mit einem Schuss ins lange Eck (14.). Vor dem 2:1, das Schramm per Kopf erzielte (40.), verlor Dünebergs Abwehr den 26-Jährigen komplett aus den Ausgen. Und das 3:1 durch Pascal Haase (43.) fiel nach einem Konter, bei dem die Gäste nach einem Ballverlust unsortiert waren.

Es war ein heißes Spiel: Fans des Düneberger SV zünden vor dem Anpfiff Pyrotechnik.
Es war ein heißes Spiel: Fans des Düneberger SV zünden vor dem Anpfiff Pyrotechnik. © Hanno Bode

„Wir haben viel zu einfache Gegentore bekommen, ihnen die Treffer geschenkt“, kritisierte Tornieporth. Der 40-Jährige musste in seinem vorletzten Spiel als Düneberg-Coach – er wechselt zum Lüneburger SK – mitansehen, wie sein Team bis Mitte des ersten Abschnitts große Probleme mit dem tiefen Rasen sowie den Halstenbekern hatte, die robust zu Werke gingen und schnörkellos und einfach Fußball spielten.

Zu besagten Abwehrschwächen gesellten sich beim DSV mangelnde Entschlossenheit im Abschluss und Pech, als Referee Ludolph einem regulären Treffer von Joscha Behrens die Anerkennung verwehrte, weil der Angreifer angeblich Keeper Mohr gefoult haben soll (27.). „Josch hat ihn nicht einmal berührt“, kritisierte Tornieporth.

Erst nach der Pause steigern sich die Gäste aus Geesthacht

Der spätere Unglücksrabe Akkus traf kurz darauf zwar zum Ausgleich (30.), für Sicherheit und vor allem Stabilität sorgte das 1:1 bei den Gästen aber nicht, wovon die beiden vermeidbaren Gegentore vor der Pause zeugten. „Wir sind einfach zu spät aufgewacht und haben nicht unser Spiel durchgezogen, wie wir es die letzten Wochen und die ganze Saison über gemacht haben. Es war vielleicht ein bisschen Aufregung dabei“, mutmaßte Tornieporth.

Erst nach dem Seitenwechsel zeigten die Geesthachter, warum sie dem prominent besetzten Landesliga-Meister ETSV Hamburg bis zum letzten Spieltag einen harten Zweikampf um den Titel geliefert hatten. Der DSV dominierte das Geschehen nach etwas wackeligen Anfangsminuten klar und kam durch den eingewechselten Arwid Dykier zum Anschlusstreffer (59.). HR, das sich längst noch mehr als zuvor zurückgezogen hatte, schien nicht mehr viel entgegenzusetzen zu haben, hatte dann aber Fortune, dass Akkus vom Platz flog. Selbst in Unterzahl blieb Düneberg zwar überlegen, verpasste aber den fraglos verdienten Ausgleich.

Dünebergs Trainer Tornieporth: „Sind zu Hause eine Macht“

„Es ist schade, dass wir verloren haben, es war unnötig“, erklärte Tornieporth. Trotz der Niederlage blickte der Trainer voller Optimismus auf das Rückspiel am Sonnabend (13.30 Uhr, Silberberg), in dem seine Mannschaft mit einem Sieg mit zwei Treffern Unterschied den Aufstieg perfekt machen kann: „Wir haben zu Hause eigentlich alles in der eigenen Hand. Wir spielen nie auf Unentschieden, wir spielen auf Sieg und haben diese Saison gezeigt, dass wir zu Hause eine Macht sind.“

Rotsünder Akkus wird dem DSV dabei nicht zur Verfügung stehen. Der Geesthachter Jung, der nur einen Katzensprung vom Silberberg entfernt wohnt, ist im wichtigsten Spiel seit Jahrzehnten gesperrt. Bitter für den 21-Jährigen, der mit 25 Saisontreffern großen Anteil daran hatte, dass die Geesthachter überhaupt ans Oberliga-Tor anklopfen.

Düneberger SV: Fischer – Wolter (86. Heidmann), Warmbier, Sanni, Özcerkes (46. Dykier) – Jürß, Mertsch (76. Boakye), C. Behrens, Cosgun – J. Behrens (46. Möller), Akkus.