Düneberg/Billwerder. 1:0 gegen Klub Kosova. Verfolger Düneberger SV landet trotz eines 7:3-Kantersieges gegen Vorwärts-Wacker Billstedt nur auf Platz zwei

Thomas Kropmanns war fix und fertig mit den Nerven. Der Mäzen des Fußball-Landesligisten ETSV Hamburg lag kurz nach dem Schlusspfiff der Landesliga-Partie beim Klub Kosova auf allen Vieren an der Seitenlinie und starrte in den sonnigen Wilhelmsburger Himmel.

Die vorausgegangenen 90 Minuten hatten dem Unternehmer, ohne dessen großzügige Zuwendungen der Höhenflug der „Eisenbahner“ nicht möglich wäre, mental alles abverlangt. Denkbar knapp zitterten sich die „Eisenbahner“ zu einem glücklichen 1:0-Sieg und hielten damit den Düneberger SV auf Distanz, der Vorwärts-Wacker Billstedt 7:3 bezwang. Die Chronologie der Ereignisse:

Fußball-Landesliga: Düneberg legt vor und setzt den ETSV unter Druck

Der DSV zeigte sich im Heimspiel gegen Vorwärts-Wacker Billstedt von den Turbulenzen um den Abschied von Trainer Dennis Tornieporth unbeeindruckt. Vor etwa 300 Zuschauern am Silberberg staubte Mert Akkus früh zur 1:0-Führung ab (2.). Joscha Behrens erhöhte auf 2:0 (20.). Doch die Gäste hielten dagegen und provozierten förmlich ein Eigentor von DSV-Verteidiger Shabane Sanni, der unter Druck den Ball am zu hoch stehenden Torhüter Nic Fischer vorbei zum 1:2 ins verwaiste Tor spitzelte (24.).

Es ging weiter Schlag auf Schlag: Dünebergs Corvin Behrens erzielte mit seinem 30. Saisontor das 3:1 (29.) und sicherte sich damit die Torjägerkrone. Nach dem 2:3 durch Mario Burmester (41.) stellte David Özcerkes mit einem verwandelten Handelfmeter zum 4:2 den alten Abstand wieder her (43.). Da der Billstedter Dorian Balla zudem wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah (44.), waren die Düneberger nun auch in Überzahl.

ETSV verzweifelt am starken Torhüter Kosovas...

Beim ETSV Hamburg ging derweil nicht viel. Die Spieler aus Billwerder waren vor rund 150 Zuschauern zwar über die gesamte Distanz klar tonangebend, scheiterten aber vorerst entweder an ihren Nerven oder am starken Keeper Amevi Sossou. 0:0 hieß es zur Pause an der Slomanstraße, damit war der Düneberger SV in der Tabelle erst einmal vorbeigezogen. Der ETSV drohte im letzten Moment noch abgefangen zu werden.

…bis ein Handelfmeter die ersehnte Führung bringt

Schließlich ist es ein Handspiel von Kosovas Jonathan Dogbe, das die Entscheidung bringt. Veli Sulejmani behält die Nerven und verwandelt den Handelfmeter zur 1:0-Führung für den ETSV, der damit in der Tabelle an Düneberg wieder vorbeizieht. Doch um den knappsten aller Vorsprünge müssen die „Eisenbahner“ bis zur Schlusssekunde bangen, bevor ihre Meisterschaft und der damit verbundene Oberliga-Aufstieg schließlich feststehen. „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse“, hallte es anschließend über den Kunstrasenplatz.

Traumtor: Tarik Cosgun trifft genau in den Winkel

Da war für den DSV noch Hoffnung: Torschützenkönig Corvin Behrens (Mitte) bejubelt das 3:1 für Düneberg.
Da war für den DSV noch Hoffnung: Torschützenkönig Corvin Behrens (Mitte) bejubelt das 3:1 für Düneberg. © Maurice Herzog | Maurice Herzog

Die Düneberger hatten die zweite Halbzeit im Gefühl des sicheren Sieges so fahrig begonnen, dass der scheidende Coach Tornieporth seinem Unmut freien Lauf ließ: „Das ist mir zu wenig“, hallte es über den Platz. In der Folge rissen sich die Gastgeber zusammen: Mert Akkus per Heber aus 25 Metern (60.), erneut Corvin Behrens (63.) sowie Tarik Cosgun mit einem herrlichen Schuss in den Winkel (65.) schraubten das Ergebnis auf 7:2. Die Gegenwehr der Billstedter war gebrochen, doch sie können durch Filip Joost immerhin noch auf 3:7 verkürzen (87.). Das ist auch der Endstand.

Das Warten auf eine Wende in Wilhelmsburg blieb vergebens. So mussten sich die Düneberger mit der Vize-Meisterschaft zufrieden geben. Trotzdem war Tornieporth überwältigt vom Geleisteten seiner Mannschaft: „Ich bin einfach sehr, sehr stolz auf die Truppe. Was sie heute hier für einen Fußball gespielt haben, wie sie das Spiel angegangen sind, mit was für einer Ernsthaftigkeit und mit was für einem Spaß.“ Doch der Blick schweifte schon auf die kommenden Aufgaben. In der Relegation bekommt es der DSV nun mit der SV Halstenbek-Rellingen zu tun. „Jetzt gehen wir voller Power in die Relegation“, verspricht der scheidende Coach.

Erleichterung beim ETSV nach dem zweiten Aufstieg in Folge

Gemeinsam mit den mitgereisten Fans sowie den Spielern der Super Senioren, die am Vormittag ebenfalls Staffelmeister geworden waren, feierten beim ETSV Hamburg die Kicker des Trainer-Duos Sascha „Jassi“ Huremovic und Matthias Märtens den Durchmarsch von der Bezirks- in die Oberliga. „Erleichterung auf voller Linie“, verspürte Huremovic, dem es durch seine Kontakte – und das Geld von Kropmanns – gelang, etliche höherklassige Akteure an den Mittleren Landweg zu lotsen. „Ich freue mich für die Jungs bei uns, die noch kein Meister geworden waren“, sagte der 54-Jährige. „Am meisten freue ich mich für den Verein, der 100 Jahre alt wird. Der war noch nie in der Oberliga. Jeder Spieler von uns hat Vereinsgeschichte geschrieben.“

Bitter war der Ausgang für die Spieler von Kosova, die durch die Niederlage abgestiegen sind. Viele von ihnen lagen nach dem Schlusspfiff wie Sponsor Kropmanns auf allen Vieren auf dem Boden. Der kleine Unterschied: Der ETSV-Mäzen fand sein Lächeln bald darauf wieder und musste dann seine sportliche Fitness unter Beweis stellen. Denn natürlich wussten seine Spieler, bei wem sie sich zu bedanken haben und wollten dem Unternehmer unbedingt mit Sekt übergießen. Kropmanns Versuch, dem zu entfliehen, misslang.