Altengamme. Mit überragender Effizienz schießen die Stormarner einen 4:1-Erfolg am Gammer Weg heraus. Für wen das ein ganz besonderer Triumph war

Es war die Riesenchance für den Fußball-Landesligisten SV Altengamme, bei einem 1:3-Rückstand gegen den FC Voran Ohe zurück in die Partie zu finden. Kapitän Christopher Kleinert war im Strafraum gefoult worden. Nun schnappte sich „Oggi“, wie er in der Mannschaft nur genannt wird, in der 71. Spielminute selbst den Ball und machte sich an die Ausführung des fälligen Elfmeters.

„Er ist normalerweise ein todsicherer Schütze“, versicherte Co-Trainer Dominik Scheu. Kleinert zielte nach links, der Ball war gar nicht mal schlecht geschossen, doch Ohes Schlussmann Ubai El Kahil sprang entschlossen hinzu und faustete die Kugel mit beiden Händen zur Seite weg. Nichts war es mit dem Anschlusstreffer. Im Gegenteil: Als Maxim Gassmann kurz vor Schluss auf der Gegenseite eine Flanke von Till Witmütz zum 4:1-Endstand verwertete (87.), war der Triumph der Gäste perfekt.

Ein Eigentor leitet die Altengammer Niederlage ein

Vor allem für Ohes Co-Trainer Marco Wyrwinski war es ein ganz besonderer Erfolg. Coach Matthias Wulff hatte ihm das sportliche Kommando für diese Partie überlassen, da Wulff die ganze Woche über gefehlt hatte. Wyrwinski, der in Vierlanden groß geworden ist und von 2011 bis 2017 für den SV Altengamme gespielt hat, stellte gegen seinen Ex-Club mit Tom Schweißing und Maximilian Tautz unter anderem zwei 19-Jährige in die Startelf und lag damit goldrichtig.

„Vor allem Maximilian auf der ,Sechs‘ hat ein super Spiel gemacht“, freute sich Wyrwinski. Im Sommer verlässt er aus beruflichen Gründen das Oher Team, Nachfolger Sören Deutsch steht bereits in den Startlöchern. „Als Vertriebsleiter eines technischen Handelsunternehmens bin ich einfach zu viel unterwegs“, erläutert Wyrwinski. „Aber der Fußball wird mir fehlen.“

Altengammes Keeper Marco Fedgenhäuer erwischte einen rabenschwarzen Tag

Vor allem, wenn es so abwechslungsreich zugeht wie an diesem Sonnabendnachmittag am Gammer Weg, wo sich beide Teams bei schönstem Frühlingswetter vor 120 Zuschauern eine muntere, wenn auch alles andere als hochklassige Partie lieferten. Die Gäste begannen stark und hatten Glück, durch ein Altengammer Eigentor in Führung zu gehen. Niko Reimers fälschte den Ball unglücklich ins eigene Netz ab (15.). Doch die Hausherren antworteten prompt. Nur zwei Minuten später glich Max Böttcher zum 1:1 aus, nachdem ein Oher über den Ball geschlagen hatte (17.).

Triumph an alter Wirkungsstätte: Ohes Co-Trainer Marco Wyrwinski (gestikulierend) hatte das sportliche Sagen, während sich Coach Matthias Wulff (l., mit Mütze) aus allem raushielt.
Triumph an alter Wirkungsstätte: Ohes Co-Trainer Marco Wyrwinski (gestikulierend) hatte das sportliche Sagen, während sich Coach Matthias Wulff (l., mit Mütze) aus allem raushielt. © Volker Gast | Volker Gast

Wohl niemand hätte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, dass die Sache für die Hausherren noch derart in die Grütze gehen würde. „Das war doch eine völlig ausgeglichene Partie“, haderte SVA-Trainer Ingo Carstensen mit dem Spielverlauf. „Wie konnten wir diese Begegnung nur mit 1:4 verlieren?“ Das hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen hatte Altengammes Keeper Marco Fedgenhäuer einen rabenschwarzen Tag erwischt, zum anderen gingen die Hausherren allzu fahrlässig mit ihren eigenen Möglichkeiten um.

Mike Beldzik traf aus drei Metern mühelos zum 2:1 für die Gäste ins leere Tor

Hier wirkte sich ungünstig aus, dass sich mit Philip Alpen (Trommelfellriss) und Anton Geffert (umgeknickt) zwei Torjäger im Donnerstagstraining verletzt hatten. Hinzu kam, dass die Vierländer auf wirklich abgezockte Gäste trafen. „Wir wollten abwarten und auf ihre Fehler lauern“, schilderte Voran-Co-Trainer Wyrwinski seine Strategie. „Wir wussten, dass die Fehler kommen würden.“

In der 37. Minute war es so weit. Voran-Verteidiger Tom-Philipp Müller war auf der linken Seite durch. Seinen Schuss ließ Fedgenhäuer durch die Arme rutschen. Der Ball prallte hinter ihm an den Pfosten und von dort direkt zu Mike Beldzik, der aus drei Metern mühelos zum 2:1 für die Gäste ins leere Tor traf. Nach der Pause sah Fedgenhäuer dann erneut nicht gut aus. Eine Flanke von der rechten Seite faustete er, bedrängt von zwei Oher Angreifern, direkt vor die Füße von Tim Schmidt, der zum 3:1 für Ohe einschoss (55.).

Ohes Keeper Ubai El Kahil lenkte die Kugel mit einer Glanzparade über die Latte

Das große Aufbäumen der Hausherren, es blieb zunächst aus. „Wir brauchten ja auch nicht volle Rakete zu spielen, es war ja noch Zeit ohne Ende da“, nahm SVA-Co-Trainer Scheu sein zögerliches Team in Schutz. Erst als Kleinert den Elfmeter vergeben hatte, begann Altengamme die Zeit langsam wegzulaufen. Doch noch immer war die Chance da, der Begegnung noch einmal eine Wende zu geben.

Der eingewechselte Dennis Reckstadt, der viel Alarm über die linke Seite machte, hob eine Flanke in den Strafraum. Dort reagierte Jesper Garbers schneller als die gesamte Oher Verteidigung und brachte den Ball mit einem Seitfallzieher artistisch aufs Tor. Doch Keeper El Kahil lenkte die Kugel mit einer Glanzparade über die Latte (81.). Stattdessen traf Gassmann auf der Gegenseite, und die Partie war entschieden.

Voran Ohe kann noch Historisches erreichen

Während der SV Altengamme also im Niemandsland der Tabelle versackt, geht für die Oher plötzlich noch was. „Wir haben jetzt wieder Tuchfühlung zu Rang drei“, freut sich Wyrwinski. Das wäre die beste Platzierung, die die Stormarner seit dem Aufstieg 2014 in der Landesliga erreicht haben. Und sollte ihnen dieser Husarenstreich in kommenden Wochen auch noch gelingen, dann wird dem scheidenden Co-Trainer der Abschied aus Ohe noch ein kleines Stückchen schwerer fallen.

SV Altengamme: Fedgenhäuer – Peters (25. Bierwagen), Behr, Kleinert, Reimers – Klasen (69. Mohr), Voigt (37. Garbers), Böttcher (69. Reckstadt), Buck (69. Stegmann), Erik Wegner – Stegen Voran Ohe: El Kahil – Gläser, Schweißing (79. Walek), Dieckmeyer, Müller (75. Gassmann) – Tautz, Reimers (79. Witmütz) – Beldzik (87. Bressel), Franz, Damaschke – Schmidt