Dassendorf. Der Ex-Profi ersetzt das scheidende Duo Peter Martens/Thomas Hoffmann. Wie die Verpflichtung des Fußballlehrers zustande kam.

Im vergangenen Sommer wurde Jan Schönteich, Sportchef der TuS Dassendorf, beim SC Weiche Flensburg 08 wegen eines Spielers vorstellig, den der Hamburger Fußball-Meister gerne verpflichten wollte. Sein Gesprächspartner war seinerzeit Thomas Seeliger. Der langjährige Erst- und Zweitliga-Profi ging beim Regionalligisten in sein drittes Jahr als Chefcoach. Schönteich und Seeliger kannten sich bereits. Die Kommunikation zwischen beiden verlief äußerst angenehm, auch wenn sich der Transfer des von den Dassendorfern umworbenen Kickers schließlich zerschlug.

In seinem „Hinterstübchen“ hatte Schönteich, der den Coach schon immer schätzte, ihn nun aber endgültig als einen Kandidaten für seine TuS gespeichert, wenn sich denn irgendwann mal die Chance ergeben würde, den 56-Jährigen zu verpflichten. Und dieser Fall trat nun ein, da Seeliger vor einigen Wochen bei den Flensburgern von seinen Aufgaben entbunden wurde und das aktuelle Trainer-Duo Dassendorfs, Thomas Hoffmann und Peter Martens, seinen Abschied zum Saisonende angekündigt hat. Seeliger wird zur neuen Saison die Nachfolge der beiden Erfolgscoaches antreten, die im vergangenen Sommer nach der Entlassung von Jean-Pierre Richter ihr Comeback am Wendelweg gefeiert hatten.

Oberliga: Nach einem holprigen Saisonstart in die Erfolgsspur gefunden

Dass Hoffmann und Martens nicht an ihren Stühlen kleben würden, war absehbar. Sie hatten nach Richters für Außenstehende überraschender Demission nur aus Liebe zu ihrer TuS, die sie bereits von 2016 bis 2018 sehr erfolgreich gemeinsam betreuten, sich zu einem erneuten Engagement beim Serienmeister überreden lassen. Nach einem holprigen Saisonstart führte das Duo den Oberligisten zurück in die Erfolgsspur. Dassendorf geht mit drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter TSV Sasel als Zweiter in die Winterpause, hat aber auch zwei Partien weniger ausgetragen als der Tabellenführer.

Die Chancen, dass sich Hoffmann und Martens mit einem Titelgewinn vom Wendelweg verabschieden, sind also groß. Ihre Gründe, trotz sportlichen Erfolges aufzuhören, sind privater Natur. „Es hat sich schon eine ganze Zeit lang abgezeichnet, dass es so kommen wird. Sie waren immer offen zu uns. Daher kam ihr Entschluss für uns auch nicht so überraschend“, erklärt Schönteich.

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit einer Mannschaft von hoher Qualität“

Nachdem Hoffmann und Martens das Ende ihrer zweiten gemeinsamen Amtszeit verkündet hatten, sondierten der Sportchef und Ligamanager Alexander Knull den Trainermarkt. Zum überschaubaren Kreis derer, die für die TuS infrage kamen, zählte Seeliger. „Wir hatten wirklich tolle Gespräche mit ihm“, berichtet Schönteich. Die Frage war nur, ob es tatsächlich eine Chance geben würde, den Ex-Profi an den Wendelweg zu holen. Schließlich hatte der 56-Jährige bei seinen vorherigen Stationen seinen Lebensunterhalt als Trainer verdient.

Doch „Seele“, wie der frühere Bundesligaspieler gerufen wird, hat sich nach seinem Aus in Flensburg beruflich anders orientiert, sodass er bereit war, in Dassendorf „nur noch“ auf sehr gehobenem Amateurfußball-Niveau zu trainieren. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit einer Mannschaft von hoher Qualität. Der konstruktive und wertvolle Austausch mit den Verantwortlichen lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken“, sagt Seeliger. Für den aus Medebach (Nordrhein-Westfalen) stammenden Übungsleiter ist der Hamburger Amateurfußball kein Neuland. Er sammelte hier bereits Erfahrungen bei Altona 93, Komet Blankenese und Eintracht Norderstedt Erfahrungen an der Linie, bevor es ihn 2017 zu Weiche Flensburg zog.

Vier Einsätze in der ersten französischen Liga für die AS Nancy

Dort betreute Seeliger zunächst die zweite Mannschaft, bevor er 2020 zum Regionalliga-Coach befördert wurde.„Wir haben ein extrem gutes Gefühl bei ihm. Das ist ein cooler Typ. Ich bekomme reihenweise Glückwünsche für diese Verpflichtung“, sagt Schönteich. Erstmals in der Geschichte der TuS zeichnet ein Fußballlehrer Verantwortliche für die Geschicke der Oberliga-Mannschaft. Und dazu noch einer, der in seiner langen Laufbahn als Spieler viele wertvolle Erfahrungen gesammelt hat.

86 Bundesliga-Partien, 238 Zweitliga-Begegnungen und vier Einsätze in der ersten französischen Liga für die AS Nancy schlagen für Seeliger zu Buche. In Deutschland lief er für Fortuna Düsseldorf, Eintracht Braunschweig, den SC Freiburg, 1860 München, VfL Wolfsburg und FC St. Pauli auf. Bei einer solchen Vita stellt sich automatisch die Frage, ob die TuS zur neuen Saison mit ihrem prominenten Trainer höhere Ambitionen hegt, spricht den Regionalliga-Aufstieg in Angriff nehmen will. Doch dem ist nicht so. „Seine Verpflichtung wird an der Vereinsausrichtung nichts ändern. Wir werden unseren Weg weitergehen“, sagt Schönteich. Heißt: Meisterschaft ja, Aufstieg aus infrastrukturellen Gründen nein.