Bergedorf. Aus der baufälligen Spielstätte an den Sander Tannen ist eine schmucke Sportanlage geworden. Wer dort als Erstes gespielt hat.

Ein verwittertes Schild seitlich des Nebeneingangs des Stadions an den Sander Tannen zeugt noch davon, dass die altehrwürdige Heimspielstätte der Fußballer des ASV Bergedorf 85 vor einigen Monaten noch eine ziemliche Bruchbude war. „Betreten Verboten“ ist dort zu lesen. Aufgestellt hat es das Bezirksamt Bergedorf vor langer Zeit. Denn vor der im vergangenen Jahr begonnenen Sanierung der Arena war von den Besuchern der Partien viel Aufmerksamkeit gefragt, um auf den unebenen und mit Gras und Unkraut bewachsenen Traversen nicht zu stolpern.

„Es sah furchtbar aus hier“, erinnerte sich der frühere „Elstern“-Stürmer Stefan Schraub mit Schrecken an die Zeit zurück, bevor die Bagger anrollten. Es ist Dienstagabend, der Tag des offiziellen Eröffnungsspiels für das umgebaute Stadion, zu dem extra die TuS Dassendorf angereist ist. „Nun aber ist es echt schön geworden“, freute sich Schraub, der wie andere „85“-Legenden – darunter Ex-Mittelfeld-Genie Klaus „Buffy“ Muruszach – dem Duell mit dem Hamburger Meister beiwohnte.

ASV Bergedorf 85 verliert mit 1:6

Sie und rund 100 weitere Zuschauer sahen einen standesgemäßen 6:1-Erfolg des Oberligisten gegen die gerade in die Kreisliga abgestiegenen Bergedorfer. Das Resultat war an diesem Abend jedoch nebensächlich. „Das ist eine unglaublich tolle Sportanlage mit einem super Rasenplatz. Wir haben hier tolle Rahmenbedingungen gehabt“, sagte TuS-Coach Jean-Pierre Richter über das von einer Bruchbude in ein Schmuckkästchen umgewandelte „Elstern“-Stadion.

750.000 Euro hat die Sanierung verschlungen. Steinbänke und neue Geländer wurden für bis zu 600 Besucher errichtet. Dazu entstanden ein Kugelstoßring, Speerwurfkorridor und eine Weitsprunggrube. Das einst 12.000 Zuschauer fassenden reine Fußballstadion, das früher Austragungsort für DFB-Pokalspiele von „85“ unter anderem gegen den FC Bayern München (1982) und Bayer Leverkusen (1992) war, hat sich in eine schicke Sportanlage verwandelt, auf der nun auch Leichtathleten ihre Heimat haben.

Sander Tannen: Altes Flair nur bedingt verloren gegangen

Verloren gegangen ist das besondere Flair der vergangenen Tage dadurch nur bedingt. Als der „85“-Fanclub nach dem Duell mit Dassendorf bengalische Feuer abbrannte, den Schlachtruf „Und hier regiert der ASV“ anstimmte und die Mannschaft lautstark feierte, kamen Erinnerungen an die erfolgreichen Zeiten des Vereins auf, in denen zuweilen Tausende von Fans aus dem Stadion in der Krusestraße eine Festung machten.

Die sportliche Realität ist eher grau und heißt Kreisliga. Dass die Mannschaft von Coach Mario Meier in der drittniedrigsten Spielklasse Hamburgs eine gute Rolle spielen kann, stellte sie gegen die TuS insbesondere im zweiten Abschnitt unter Beweis. Denn nachdem der Meister in den ersten 45 Minuten klar dominant war und durch Treffer von Maximilian Dittrich (4., 43.), Oliver Doege (13.) und Sven Möller (45.) zur Halbzeit mit 4:0 führte, traten die Gastgeber nach dem Seitenwechsel viel mutiger auf. Nino Rüdian konnte per Foulelfmeter auf 1:4 verkürzen (62.). Weitere Tormöglichkeiten ließ die Meier-Elf ungenutzt.

Selbiges traf auch auf die TuS zu. Nur Marvin Möller war in Abschnitt zwei noch mit einem Doppelpack für den Oberligisten erfolgreich (72., 78.), der zur Halbzeit allerdings auch beinahe das komplette Team durchgewechselt hatte. Bereits am Freitag (19 Uhr) treten die Dassendorfer erneut an den Sander Tannen an. Diesmal sind sie Gastgeber des Freundschaftsspiels gegen die U23 des Zweitligisten Holstein Kiel.