Geflügelpest

Vogelgrippe hat die Vier- und Marschlande erreicht

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Thomas Heyen und Lena Diekmann
Bereits seit dem 6. November müssen Hühner und Co. in ganz Hamburg im Stall bleiben. Nun hat es Funde toter, infizierter Wildvögel im Bezirk Bergedorf gegeben. (Symbolfoto)

Bereits seit dem 6. November müssen Hühner und Co. in ganz Hamburg im Stall bleiben. Nun hat es Funde toter, infizierter Wildvögel im Bezirk Bergedorf gegeben. (Symbolfoto)

Foto: picture alliance /

Bereits mehrere tot aufgefundene Wildgänse trugen das Virus in sich. Das bestätigt nun ein Labor. Was das bedeutet.

Hamburg. Die Geflügelpest hat den Bezirk Bergedorf erreicht: Ende November/Anfang Dezember waren zwei tote Wildgänse in Ochsenwerder und Billwerder gefunden worden. Inzwischen hat das Friedrich-Loeffler-Institut als nationales Referenzlabor bestätigt, dass die Tiere das Vogelgrippe-Virus in sich trugen.

Eine an der Geflügelpest verendete Nonnengans befand sich im Oortkatenhafen, das andere Tier, eine Graugans, am Billwerder Billdeich, „im mittleren Bereich der langen Straße“, sagt Bergedorfs Amtstierarzt Thomas Müller. Bereits am 17. November hatte für einen weiteren toten Vogel ein positives Testergebnis vorgelegen: Der Schwan war kurz zuvor am Neuengammer Hauptdeich gefunden worden. „Die Fundstellen sind quer über den Bezirk verteilt, es gibt also keinen Hotspot in Bergedorf“, sagt Müller.

Geflügelpest: Bereits seit Anfang November herrscht Aufstallungspflicht im Bezik Bergedorf

Bereits im Oktober war in Drage (Niedersachsen) ein an der Geflügelpest verendeter Vogel gefunden worden. Auch an Elbe und Nordsee und an weiteren Stellen in Hamburg gab es Funde. Mit den Vogelzügen im Herbst und auch im Frühjahr komme das Virus seit 2006 fast jedes Jahr nach Europa, berichtet der Tierarzt. „Dann ist es kalt und feucht und es gibt wenig Sonnenlicht – gute Bedingungen für das Virus.“ In diesem Jahr habe es allerdings auch Funde im Sommer gegeben. Besonders viele Vögel verendeten im Winter 2016/2017.

Weil der Kontakt zwischen Wild- und Hausgeflügel unbedingt vermieden werden soll, herrscht Aufstallungspflicht. Bereits seit 6. November müssen Hühner, Trut-, Perl- und Rebhühner, sowie Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse – sei es aus Betrieben oder Hobbyhaltungen – im Stall bleiben.

Wer einen toten Vogel findet, kann über die Hotline informieren

Im Landkreis Harburg waren bereits Hausgeflügelbestände infiziert worden, ebenso in Itzehoe und Dithmarschen. „Das wollen wir in Hamburg unbedingt vermeiden“, sagt Müller. Er rechnet mit weiteren Funden toter Wildvögel.

Funde toter Vögel können über eine 24-Stunden-Hotline gemeldet werden: Telefon 040/428 37 22 00. Jäger werden gebeten, die Jagd auf Wassergeflügel einzuschränken, um infizierte Tiere nicht aufzuschrecken. Um das Geflügel zu schützen, sollte unbedingt auf die Maßnahmen zur Biosicherheit geachtet werden. Dazu zählt das Wechseln der Kleidung und des Schuhwerks vor dem Betreten der Stallungen, als auch Oberflächenwasser keinesfalls zur Tränke zu verwenden. Einen Infoflyer dazu hat Susan Weisener, Geflügelstammtisch Vierlande und Vize-Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Vierlandria, zusammengestellt, der das erste Mal beim Impftermin gegen „Newcastle Disease“ am 19. Dezember, 9 bis 11 Uhr am Süderquerweg 120 ausgeben wird und auch an öffentlichen Stellen im Landgebiet ausgelegt werden soll.

Wer sich Hühner anschafft, muss genug Platz haben

„Eine Infektion des Menschen mit H5N8-Viren wurde Ende 2020 erstmals in Russland nachgewiesen, Infektionen mit H5N1 sind beim Menschen vereinzelt bekannt“, heißt es auf der Behördenseite ham burg.de. Und weiter: „Wie bei allen Geflügelpestviren sind erhöhte Schutzmaßnahmen beim Umgang mit potenziell infiziertem Geflügel und Wildvögeln einzuhalten. In Deutschland sind laut RKI bislang keine Erkrankungen beim Menschen mit Vogelgrippeviren aufgetreten.“

Vogelzüchter im Landgebiet bleiben bislang gelassen: „Wir haben alles Maßnahmen erfüllt, die von uns verlangt werden, mehr können wir nicht tun. Es kommt wohl eben jedes Jahr wieder“, sagt Bernd Eggers, Vorsitzender vom Geflügelzuchtverein Vierlandria. Da deshalb auch in diesem November erneut die Geflügelausstellung abgesagt werden mussten, habe man überlegt, sie im nächsten Jahr vom traditionellen Schautermin im November in den Oktober vorzuziehen. „Das Interesse an Hühnern ist sehr groß geworden“, berichtet Bernd Eggers, der daher ebenso wie seine Vereinsmitglieder gern wieder seine Zuchterfolge präsentieren würde.

Drei Quadratmeter für sechs Hühner sind das Mindeste

In der letzten Zeit – wahrscheinlich durch Corona – seien viele Leute auf das Huhn gekommen – doch vielen fehle dafür der Platz, mahnt Bernd Eggers. Er habe daher schon Anfragen von Kaufinteressenten strikt abgelehnt, weil es dort nicht genug Platz gab. Für sechs große Hühner müsse es mindestens einen ein Quadratmeter großen Stall geben. Das sei dann aber auch nur zur Übernachtung, als Ergänzung zum Auslaufgehege gedacht. In Zeiten wie jetzt, wo das Geflügel die ganze Zeit im Stall bleiben muss, seien drei Quadratmeter für sechs Hühner das Mindeste. „Und das ist dann schon sehr eng für die Tiere“, sagt Bernd Eggers.