Lohbrügge. Chronisch offene Wunden können einen großen Leidensdruck auslösen: Das junge Wundzentrum in Lohbrügge hat sich darauf spezialisiert.

So richtig herumgesprochen hat es sich wohl noch nicht, dass im Juli 2022 ein Wundzentrum in Lohbrügge eröffnet hat: Drei Pflegekräfte kümmern sich an der Alten Holstenstraße 16 ausschließlich um Patienten mit chronischen Wunden, also Wundstellen, die seit mehr als vier Wochen nicht heilen.

„Wir haben etwa zehn Patienten pro Woche, das dürfen gern noch mehr werden“, sagt Madita Großer, die im Boberger Krankenhaus zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ausgebildet wurde. Eine Stunde Zeit kann sie sich bei jeder Neuaufnahme nehmen, was ein großer Vorteil für die Patienten ist: „Sonst hab’ ich für einen Verband ja gerade mal zehn Minuten.“

Neues Zentrum zur Behandlung chronischer Wunden

Da gibt es viele Druckgeschwüre, das offene Bein oder den diabetischen Fuß. Betroffene leiden an starken Schmerzen, an Wundsekret und üblen Gerüchen, können oft kaum schlafen. „Was andere eklig nennen, finden wir interessant“, sagt Krankenschwester Ines Eisel lächelnd, die bereits an der Berliner Charité als Wundschwester gearbeitet hat. Bei ihrer Arbeit legt sie großen Wert auf Hygiene.

150 Stunden dauert die Zusatzqualifikation zum Wundmanager, der Ursachenforschung und Diagnostik betreibt. Es könnte eine versteckte Diabetes sein, ein Tumor, Infektionen oder schlappe Venen, die das Blut nicht mehr gut transportieren. „Es gibt viele Gründe für eine Wunde. Manchmal geht auch einfach nach dem Fädenziehen eine Naht wieder auf“, sagt Ines Eisel.

Wundzentrum kooperiert mit Haus- und Hautärzten

„Die meisten Menschen sind schon 13 Monate in Behandlung und haben eine Odyssee hinter sich, bevor sie mit ihren schwer heilenden Verletzungen zu uns kommen. Meist erreichen wir einen Wundverschluss in weniger als vier Monaten“, sagt André Lantin, Geschäftsführer der WZ-WundZentren GmbH, nicht ohne Stolz.

23 Wundzentren würden mittlerweile in Süddeutschland von der Stuttgarter recucare-Gruppe betrieben, zu der auch das Lohbrügger Zentrum gehört. „Wir arbeiten mit Hausärzten und Dermatologen zusammen. Das belastet zwar deren Budget, weil sie die Rezepte schreiben müssen, aber wir nehmen ihnen auch viel Arbeit ab“, sagt Lantin. Er betont jedoch, dass an einen Gefäßchirurgen verwiesen werde, sobald ein Skalpell angesetzt werden müsse.

Jede Wunde braucht eine gute Reinigung und Schutzauflagen, wissen die Pflegekräfte Ines Eisel ((l.) und Madita Großer, die Therapiepläne aufstellen, auch Krankengymnastik und Lymphdrainage empfehlen.
Jede Wunde braucht eine gute Reinigung und Schutzauflagen, wissen die Pflegekräfte Ines Eisel ((l.) und Madita Großer, die Therapiepläne aufstellen, auch Krankengymnastik und Lymphdrainage empfehlen. © BGZ | strickstrock

Kassen sind verpflichtet, mit Wundzentrum zusammenzuarbeiten

Zuletzt erklärte er dem SPD-Bundestagsabgeordneten Metin Hakverdi und Staatsrat Tim Angerer, die sich die sieben Lohbrügger Behandlungsräume anschauten, dass diese Verlagerung von Leistungen auch zur höheren Attraktivität des Pflegeberufs beitrage: „Die Kassen sind seit einem Jahr verpflichtet, mit uns zusammenzuarbeiten. Allerdings zieren sie sich vielfach noch und genehmigen nur einzelne Anträge.“ Daher sei es noch schwierig, jährlich 1500 Patienten zu behandeln, die es für eine Vollauslastung brauche.

Da hilft es vielleicht, wenn ab April zusätzlich die Behandlung von chronischen Abszessen und Fisteln angeboten wird. „Unter der Akne inversa leiden vor allem 20- bis 30-Jährige, die rote Flecken unter den Achseln und im Intimbereich haben“, erklärt Krankenschwester Ines Eisel. Etwa eine Millionen Menschen in Deutschland seien betroffen. „Wir haben täglich drei Anfragen“, so das Pflegeteam im Wundzentrum, das den entzündeten Haarwurzeln künftig eine antibakterielle Lichtstrahl-Therapie verpasst. Kosten: 75 Euro pro Behandlung.

Behandlung im Wundzentrum erfordert ärztliche Verordnung für Krankenpflege

Das Wundzentrum Bergedorf ist geöffnet Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Termine gibt es nur nach telefonischer Vereinbarung unter 040/237 24 00 01. Für die Behandlung im WZ-WundZentrum ist eine ärztliche Verordnung für häusliche Krankenpflege notwendig. Häusliche Krankenpflege ist auch außerhalb des Haushalts möglich, z.B. in einer spezialisierten Einrichtung. Die Erstverordnung gilt für bis zu vier Wochen und kann bei Bedarf verlängert werden. Mehr Informationen unter www.wundzentren.de/hh-bergedorf.