Hamburg. Stifter Martin Hill ist verärgert. Sogar ein wichtiger Brief aus dem Bundespräsidialamt wurde nicht zugestellt. Wie die Post das erklärt.

Spätestens als eines Tages die Bank am Telefon war und nach einem Schreiben fragte, kam es Martin Hill komisch vor: Denn den Brief hatten der Lohbrügger und seine Frau Gabriele-Karola Hill – beide Gründer der gleichnamigen Hill-Stiftung – gar nicht erhalten. Ebensowenig wie andere Post: Seit dem 25. Januar, so ärgert sich der 74-Jährige, war das Haus Am Beckerkamp offenbar bei den Zustellern in Vergessenheit geraten.

Das Paar und seine direkten Nachbarn hatten binnen zehn Tagen keine einzige Postsendung erhalten, „obwohl diverse Briefe, Zeitschriften und Monatsschriften“ unterwegs waren und „wir sonst täglich Briefpost bekommen, allein schon aufgrund unserer Stiftung“, sagt Martin Hill.

Stifter Martin Hill aus Hamburg-Lohbrügge zehn Tage ohne Postzustellung

Seine Hill-Stiftung hat eine wichtige Aufgabe, fördert „willensstarke junge Menschen“: Besonders Begabte, aber auch Jugendliche aus benachteiligten Familien oder Geflüchtete können sich bemühen, in ihrer Ausbildung unterstützt zu werden (www.hill-stiftung.de). Voraussetzung ist weniger das tolle Zeugnis als vielmehr der Wille, etwas zu erreichen. Auch junge Menschen aus der Ukraine sind angesprochen.

Doch wie soll die Stiftung fördern, wenn die Post nicht kommt? Und auch die direkten Nachbarn Am Beckerkamp, sagt Martin Hill, „haben in der gleichen Zeitspanne keine Post bekommen – dabei war die Zustellerin, die wir immer hatten, sehr zuverlässig und hat im Zweifelsfall auch mal geklingelt“.

Post-Kundendienst bittet um erneuten Anruf drei Werktage später

Der Stifter wandte sich schließlich am 2. Februar an den Kundendienst der Post, hatte auch eine „sehr freundliche Dame“ am Telefon. Doch die Botschaft war unbefriedigend: Sie werde es weiterleiten, „zudem wurde ich gebeten, erneut anzurufen, falls binnen weiterer drei Werktage noch immer keine Post angekommen sein sollte“. Drei weitere Werktage – eine Ewigkeit, vor allem im digitalen Zeitalter.

Hill wandte sich nun an unsere Zeitung. Doch eine Anfrage am Freitagmittag bei der Post blieb zunächst unbeantwortet. Auf eine erneute Beschwerde Martin Hills am Sonnabendnachmittag dann aber die Überraschung: Wenige Minuten später, gegen 17.30 Uhr, landete plötzlich ein Riesenschwung Post im Lohbrügger Briefkasten.

Post begründet ausgefallene Zustellungen mit dem Streik

13 Briefsendungen kamen, darunter bedeutende Post älteren Datums: Niemand Geringeres als das Bundespräsidialamt hatte am 26. Januar geschrieben. Dorthin hatte sich die Stiftung in einer dringenden Sache gewendet. Außerdem im Briefkasten: zwei Steuerunterlagen, zweimal Bankkorrespondenz, Briefe von Energielieferanten, zwei von der Deutschen Rentenversicherung sowie private Post und Werbung.

Auf unsere Anfrage schreibt die Post schließlich, „die Verzögerungen sind aufgrund von Streikmaßnahmen entstanden“. Martin Hill möchte das nicht glauben und wissen, wo der Fehler lag. Zwar hatte die Post auch in Bergedorf zwei Tage um den 27. Januar gestreikt – aber eben keine zehn Tage lang.