Kirchwerder. Das Insekt aus der Familie der Langfühlerschrecken fühlt sich im Norden wohl. Zur Fortpflanzung hat es eine ganz besondere Methode

Kurzflügelige Schwertschrecken aus der Familie der Langfühlerschrecken sind tag- und auch dämmerungsaktiv. Ihr Verbreitungsgebiet hat in Norddeutschland ihren Schwerpunkt. Sie bevorzugen sonnige Feuchtwiesen mit Gräben, an denen unterschiedliches Röhricht wächst, wie Schilf, Binsen und hohes Gras. Dort kann sich ihre Art gut entwickeln. Die Nahrung der Kurzflügeligen Schwertschrecke sind überwiegend Pflanzen und ergänzend kleine Insekten.

Die nur bis zu anderthalb Zentimeter kleinen Kurzflügeligen Schwertschrecken sind flink und gut getarnt durch ihre grünen Körperfarbe. Auf dem Rücken verläuft bei beiden Geschlechtern ein durchgehender, schmaler, brauner Streifen, der als Schwert interpretiert und namensgebend wurde.

Kurzflügelige Schwertschrecken sich durch ihre grüne Farbe gut getarnt

Im hohen Gras eines Grabens am Marschbahndamm sind Weibchen im Larvenstadium, ausgewachsene Weibchen und auch ein Männchen, das ein Revier beansprucht, im Juli zu beobachten. Kommt man ihnen zu nahe, drehen sie sich geschickt hinter einen Stängel oder springen in tieferen Pflanzenbestand.

Der relativ leise, schwirrende Gesang des Männchen ist nur wenige Meter hörbar, jedoch genügend nah, um ein paarungsbereites Weibchen anzulocken. Männchen haben an der Basis der Vorderflügel ein besonderes Organ ausgebildet: Das Stridulationsorgan für die Lauterzeugung. Es ist in Schrillleiste und Schrillkante aufgebaut, bewegt sich durch Reiben gegeneinander und erzeugt den spezifischen Gesang. Beide Geschlechter besitzen ein Tympanum, ein Trommelfell, um den Gesangsschall wahrzunehmen. Bei den Langfühlerschrecken liegt es in der Tibia, den beiden vorderen Beinschienen.

Das Männchen klebt dem Weibchen eine Kapsel mit Spermien an

Bei der Paarung klebt das Männchen dem Weibchen eine Kapsel mit Spermien an die Geschlechtsöffnung. Diese „Spermatophore“ ist zusätzlich mit einer Schicht nahrhafter Gallerte überzogen, die nach der Paarung vom Weibchen verzehrt wird. Bei diesem Vorgang werden die Spermien in den Samenbehälter des Weibchens gepresst. Die befruchteten Eier sticht das Weibchen mit Hilfe der geraden Legeröhre in hohle Pflanzenstängel oder in die Sprossachsen. Die Eier überwintern, und die Larven, die sich im Frühjahr entwickeln, häuten sich etwa fünfmal.

Die Kurzflügelige Schwertschrecke ist geschützt und steht in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) als gefährdete Tierart auf der Vorwarnliste. Gefährdungsursachen sind der Verlust der Lebensräume durch Trockenlegung, Absenkung des Grundwasserspiegels oder intensive Bewirtschaftung.