Hamburg. In Bergedorf und Reinbek werden 2,5 Hektar Wald „umgebaut“. Förster setzen auf klimaflexible Bäume und Pflanzen. Was genau geplant ist.

Wenn das mal nicht gut zusammenpasst: Frühlingsanfang mit Sonnenschein und am 21. März ist der Tag des Waldes. Der wurde bereits in den 1970er-Jahren von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die globale Waldvernichtung hinzuweisen und die Bedeutung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung hervorzuheben. Ganz pragmatisch setzt Bergedorfs Förster Tim Laumanns das gerade um. 1,5 Hektar Wald in Reinbek-Ohe und ein Hektar auf dem Gojenberg entlang der Rothenhauschaussee werden aktuell „umgebaut“ und neu bepflanzt. Unter anderem soll dort die Elsbeere wachsen, damit – trotz Klimawandel – auch noch in 40 Jahren hier ein Wald gedeiht.

Die Fichten wurden gefällt, weil sie keine Trockenheit vertragen. Auch die Buche, die viel Regen braucht, leide stark unter dem Klimawandel, so der 57-Jährige: „Ebenso geht die Esche weg, zuckt die Kiefer. Wenn diese klassischen Baumarten aussterben, müssen wir neue Wege gehen und klimaflexible Bäume anpflanzen. Diese neuen Saatgut-Inseln sollen eine Initialzündung für die Zukunft sein, damit sich der Wald wieder von alleine verjüngen kann.“

Zaun soll Jungpflanzen der Elsbeere vor Rehen schützen

Daher rollt Ende der Woche ein Bagger an hinter dem Awo-Waldkindergarten an der Rothenhauschaussee. Hier oben am Hang wird sodann ein Zaun gebaut, der etwa 4000 neue Pflanzen fünf Jahre lang vor Rehen schützen möge. „Um Ostern herum werden wir knapp dreijährige Pflanzen setzen, die bloß 50 bis 80 Zentimeter hoch sind und ungestört schnell anwachsen“, hofft der Bergedorfer Forstwirt, der nicht nur auf Kirsche, Hainbuche, blühende Büsche und wildes Obst setzt (darunter, Apfel, Birne und Pflaume). Sondern wesentlich auch auf die Elsbeere. Sie gehört zur Familie der Rosengewächse und kann als mehrstämmiger Baum bis zu 100 Jahre alt werden.

Hund Mika begleitet Bergedorfs Revierförster Tim Laumanns oft, wenn er durch sein insgesamt 400 Hektar großes Revier streift.
Hund Mika begleitet Bergedorfs Revierförster Tim Laumanns oft, wenn er durch sein insgesamt 400 Hektar großes Revier streift. © BGZ / Anne Strickstrock | Anne Strickstrock

„Es ist ein heimischer Laubbaum, der relativ konkurrenzschwach ist und sehr toll flexibel dem Klimawandel trotzt“, schwärmt Tim Laumanns, der dem Gesetz entsprechend nur zertifiziertes Saatgut aus Baumschulen verwendet, die für eine gute Substanz haften: „Da gibt es eine genetische Rückstellprobe. So kann man auch nach 20 Jahren noch nachvollziehen, woher das Saatgut kam.“

Nicht zuletzt seien die Früchte der Elsbeere auch noch essbar. Ob die süß schmecken? „Ehrlich gesagt kenne ich die Elsbeere nur als seltenen Schnaps“, sagt er grinsend und weiß vom Brand in Österreich und im Elsass. Aber eigentlich möchte er überhaupt darauf verzichten, die Bergedorfer zum Pflücken aufzufordern. Deshalb pflanze er auch keine Esskastanien: „Dann kommen womöglich Horden von Leuten, die auf Leitern klettern und an den Bäumen rütteln.“

Die nächste Waldretter-Generation ist am Start

Dennoch sind natürlich erholungssuchende Spaziergänger in den Bergedorfer Wäldern willkommen, daher werden aktuell auch zusätzliche Bänke aufgestellt und 25 Mülleimer ausgetauscht. Zum Glück konnten im vergangenen Jahr zwei junge Forstwirte eingestellt werden. Die 19- und 23-Jährigen werden im Mai zudem dabei helfen, den neuen Carport der Revierförsterei an der Hamburger Landstraße 17a mit einem Gründach auszustatten.

Auch interessant

Bis dahin gibt es vielleicht sogar noch mehr Verstärkung, hofft Tim Laumanns: „Wir schreiben erstmals eine Stelle für den Bundesfreiwilligendienst aus. Das heißt, wir suchen einen belastbaren, jungen Menschen, der Spaß daran hat, im Wald zu arbeiten.“ Das dürfe gern auch ein robustes Mädel sein.