Hamburg. „Wir werden Anbieter für individuelle Mobilität“, sagt das neue Duo an der Spitze - und setzt auf autonomes Fahren bis vor die Haustür.

Die Tage sind gezählt, an denen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, kurz VHH, noch ein reines Busunternehmen sind: „Wir werden zum Anbieter für Mobilität – und zwar für jeden Nutzer ganz nach seinen individuellen Bedürfnissen“, sagt Britta Oehlrich (47), die seit Oktober zusammen mit Lorenz Kasch (52) die VHH führt. Schon von Mittwoch an ist das im Internet sichtbar: Auf der Homepage und beim Auftritt in den sozialen Medien weicht das gewohnte rot-blaue VHH-Symbol mit stilisiertem Bus einem siebenfarbigen Dreieck „vhh.mobility“.

Anschließend wechselt auch der Fuhrpark Stück für Stück zum neuen Label, das auf absehbare Zeit noch vor allem die gewohnten Linienbusse ziert. „Der autonome e-Moin-Shuttleservice, der im Herbst 2021 in einem ersten Testbetrieb in Bergedorfs Villengebiet lief, deutete bereits die Zukunft an, wenn auch damals buchstäblich noch sehr langsam“, sagt Britta Oehlrich. „Genau in diese Richtung wollen wir: Der ÖPNV kommt auf Anforderung per Handy-App elektrisch betrieben zum Nutzer und fährt ihn direkt zu seinem Ziel. Und das, wo erforderlich, in kleinen Einheiten, die ohne Fahrer autonom bewegt werden.“

ÖPNV Hamburg: VHH werden zum Anbieter von E-Mobilität

Eine Zukunft, die bei den VHH schon heute einen Namen hat: „vhh.mobility“. Um dort auch anzukommen, laufen aktuell zwei Zwischenschritte – und für 2025 ist der nächste geplant: „Wir schaffen gemäß der Vorgabe des Senats schon seit 2020 nur noch komplett emissionsfreie, also elektrisch betriebene Busse an“, sagt Lorenz Kasch. „Allein in diesem Jahr sind das 143 Neuwagen, die im normalen zehnjährigen Turnus alte Dieselbusse ersetzen.“

Mittlerweile steuern die VHH so schon auf 40 Prozent E-Fahrzeuge in ihrem auf 800 Busse gewachsenen Fuhrpark zu. Ganz nebenbei können sie sich mit heute 2600 Mitarbeitern als drittgrößtes kommunales ÖPNV-Unternehmen der Bundesrepublik bezeichnen, nach den Berliner Verkehrsbetrieben und der Hamburger Hochbahn AG (HHA).

Busflotte der VHH bald schon zu 40 Prozent auf E-Fahrzeuge umgestellt

Doch Wachstum ist nicht das vorrangige Ziel des neuen Führungsduos, es geht um Flexibilität. „Natürlich geht die Umstellung auf Emissionsfreiheit weiter, die wir mit unserer e-lexity-Kampagne vor vier Jahren eingeleitet und jedem neuen Bus einen Namen mit E gegeben haben“, sagt Britta Oehlrich. Aber es geht ihr um mehr: „In Harburg, Trittau und Ahrensburg läuft bereits unser Angebot hvv hop, bei dem weiß-blau-rot gestaltete London-Taxis per Handy für Fahrten bestellt werden können.“

Darauf soll vom kommenden Jahr an das Angebot ahoi Hamburg aufsatteln – die Fahrten erledigt dann ein autonomer Shuttle-Service ganz ohne Fahrer. „Die Entwicklung läuft auf Hochtouren. Die ersten Tests sind in Harburg geplant, wo die Kunden dann nicht nur innerhalb des Zentrums, sondern bis in einige ausgewählte Randbereiche gefahren werden sollen“, hofft Lorenz Kasch auch auf eine etwas rasantere Geschwindigkeit als beim Bergedorfer e-moin vor zweieinhalb Jahren. Damals lag die Höchstgeschwindigkeit bei 18 km/h – „schnell wie eine Honigbiene“, rechnet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ damals aus.

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Wann ahoi Hamburg oder zumindest das noch mit Fahrern bestückte hvv hop nach Bergedorf kommen, mögen die beiden VHH-Chefs noch nicht vorhersagen. Aber zumindest das bunte Logo der vhh-mobility soll auch hier langsam die Straßen erobern. „Die ersten 50 Busse bekommen im März das neue Label, weitere folgen im Laufe des Jahres mit den neu angeschafften E-Bussen“, sagt Lorenz Kasch.

Mit dem farbenfrohen Dreieck wollen die VHH nebenbei auch ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz unter ihren Mitarbeitern setzen, die heute schon aus diversen Nationen stammen. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern in allen Bereichen vom Busfahrer über die verschiedenen Werkstätten bis hin zu allen Bereichen in der Verwaltung“, sagt Britta Oehlrich. Deshalb wird die Linienbusse auch eine riesige Nachwuchs-Werbung zieren, in deren Mittelpunkt jeweils ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin aus dem VHH-Team steht. Dazu das Zitat: „So wie Du bist, bist Du bei uns richtig.“