Bergedorf. Der kleine Salon Am Güterbahnhof in Bergedorf feiert seinen 25. Geburtstag. Azubis bildet der Friseurmeister nicht mehr aus.

Hier steht der Chef noch selbst am Kunden. Stundenlang. Für 10, 13, 15, auch mal 20 Haarschnitte am Tag. Andrew Gosch lebt als Friseurmeister jeden Tag seinen Traumberuf, und dies als selbstständiger Salonchef auf den Tag genau am 9. Februar seit 25 Jahren. Davon profitieren viele Kunden – auch in der gewiss nicht zentralsten Lage.

Dabei hat sein kleiner Betrieb „Goschis Friseurteam“ schon eine kleine Reise im Bezirk hinter sich. Im Jahr 1999 legte Gosch, damals 24 Jahre jung, mit einem weiteren Mitarbeiter als frisch ausgelernter Friseurmeister am Weidenbaumsweg 82 los. Vier Jahre später kam dann noch ein Herrensalon am Bahnhof dazu. Im Jahr 2005 wurden beide Geschäfte an der Stuhlrohrstraße vereint, 2010 erfolgte dann der letzte Wechsel an den heutigen Standort Am Güterbahnhof 8a. „Das galt ja damals als etwas zwielichtige Ecke“, erinnert sich Andrew Gosch zurück. Und war auch zunächst dünn besiedelt.

Friseur Bergedorf: Warum Andrew „Goschi“ Gosch Haare schneiden so liebt

Das ist aber lange Vergangenheit: Der 50-jährige Friseur ist vollends überzeugt von der Lage des Ladens. Weil sich Gosch viele Stammkunden erarbeitet hat und das Potenzial für weitere gegeben zu sein scheint – durch die angrenzenden Neubaugebiete beispielsweise am Schleusengraben.

Damals wie heute ist übrigens Farbe im Haar nach Meinung des gebürtigen Reitbrookers, dessen Vater schon dasselbe Metier ausübte, der aktuellste Trend: „Es gilt aber auch immer, typgerecht und möglichst natürlich rüberzukommen.“ Andrew Gosch sieht seinen Beruf mehr als „Kunsthandwerk“. Sein größtes Glück an jedem Arbeitstag: „Es macht einen stolz, wenn ein Kunde nach Beratung und Haarschnitt zufrieden mit der neuen Frisur nach Hause geht.“

Nicht mehr so viel Stehen: Kritik an der jüngeren Generation

Etwa 20 Azubis hat Gosch selbst ausgebildet. Das soll es aber auch gewesen sein. Andrew Gosch sieht ein Mentalitätsproblem: Heutzutage genüge es mancher Friseur-Meisterin oder manchem Meister nicht mehr, sich nach der mehrjährigen Ausbildung in einem Betrieb einfach nur einzugliedern und unterzuordnen. Es gehe vielmehr darum, gleich eine Chefrolle zu übernehmen. „Die generellen Arbeitszeiten und vor allem das lange Stehen gefällt vielen nicht“, sagt Andrew Gosch, „die jungen Leute interessieren sich generell nicht mehr so fürs Handwerk.“

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Er verlässt sich lieber auf sein Sechs-Frauen-Team um ihn herum. Unter anderem mit Nichte Mandy Gosch, die ihn irgendwann mal als Chefin von „Goschis Friseurteam“ ablösen soll, quasi die dritte Generation im Job darstellt. Bis dahin ist aber noch Zeit, und am Sonnabend, 10. Februar, wird um 13 Uhr erst mal im 75 Quadratmeter großen, silberfarben aufgepeppten Salon 25. Geburtstag gefeiert. Mit Sektempfang und vielen Gästen. Im Stehen und Sitzen.