Bergedorf. Der Bergedorfer Bürgerpreis-Kandidat hat 2002 erstmals eine Handvoll Klassik-Konzerte organisiert – und die Musikreihe etabliert.

Seine Bergedorfer Musiktage sind aus dem Bergedorfer Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Erstmals im Jahr 2002 stellte Dr. Farhang Logmani mit seinem eigens dafür gegründeten Verein Bergedorfer Musiktage ein Programm mit einer Handvoll Klassik-Konzerte im Raum Bergedorf zusammen, eröffnete in der Lohbrügger Landstraße ein Büro für den Kartenvorverkauf, suchte und fand Kooperationspartner für weiteren Ticket-Vertrieb.

Gut 20 Jahre später funktionieren die Bergedorfer Musiktage – noch heute ehrenamtlich von dem Verein geführt – wie ein Wirtschaftsbetrieb mit jährlich rund 20 Konzerten, darunter auch in Hamburgs Elbphilharmonie, mit renommierten Ensembles wie John Neumeiers Bundesjugendballett und mit Ticket-Vertrieb auch über die großen Internet-Portale. Für sein Engagement ist Farhang Logmani für den Bergedorfer Bürgerpreis 2023 nominiert, der von der Bergedorfer Zeitung und der Volksbank Bergedorf, Stormarn und Vierlande verliehen wird.

Bergedorfer Bürgerpreis: Farhang Logmani hat Bergedorf als Musikzentrum etabliert

„Unseren Zielen sind wir treu geblieben“, sagt der über 80-Jährige („Genauer will das doch keiner wissen“) und legt Wert auf die Feststellung, dass die Veranstaltungsreihe ohne die tatkräftige Unterstützung der Vereinsmitglieder, allen voran seine Ehefrau Sigrid, niemals so eine Erfolgsgeschichte geschrieben hätte: „Anspruchsvolle und dennoch bezahlbare klassische Livemusik bieten und dabei unser schönes Bergedorf stärker ins Bewusstsein der Menschen in und um Hamburg rücken.“

Beides ist ihm gelungen und gelingt bis heute. Das belegen Ticketpreise, die nahezu ausnahmslos unter 30 Euro liegen, und meist ausverkaufte Konzerte auch in der Hamburger Innenstadt. „Wenn ich auf dem breiten Leuchtschrift-Laufband in der Elbphilharmonie die Worte ,Bergedorfer Musiktage’ lese, dann denke ich jedes Mal: Jawohl, wir haben es geschafft.“

Dabei galt es, in der Anfangszeit allerlei Widerstände zu überwinden und beharrlich zu sein. „Als wir beim damaligen Kantor von St. Petri und Pauli klingelten und vorbrachten, wir würden in der Kirche gern Konzerte veranstalten, meinte der nur: ,Wir machen unsere Konzerte dort selbst’ und schlug uns die Tür vor der Nase zu“, erinnert sich der Mediziner. Wenige Jahre später saß der Mann bei einem Musiktage-Konzert in St. Petri und Pauli auf einer Kirchenbank und hörte andächtig zu. „Wir haben ihm dann einen Strauß gelbe Rosen geschenkt“, grinst Logmani verschmitzt.

Als Medizinstudent die Nerven mit klassischer Musik beruhigt

Seine Leidenschaft für klassische Musik entdeckte Farhang Logmani, der 1958 aus Teheran nach Deutschland kam, als Medizinstudent in Berlin. „Wir mussten damals in der Fachrichtung Gynäkologie vier Nächte lang im Kreißsaal arbeiten, um einen Eindruck von der praktischen Arbeit zu bekommen“, schildert er. „Es war unglaublicher Stress, der Saal hoffnungslos überfüllt, und es herrschten aus heutiger Sicht unsägliche Verhältnisse. Manche Schwester ohrfeigte die Frauen, wenn sie vor Schmerzen zu laut schrien.“

Student Logmani beobachtete, dass einige Ärzte regelmäßig durch eine Tür und eine Treppe hinaufgingen und dort oben für zehn Minuten verschwanden. Einem von ihnen folgte er und gelangte in einen Raum, wo klassische Musik zu hören war. Mozart, Beethoven, Tschaikowski. „Dort haben die Kollegen kurz ihre blank liegenden Nerven beruhigt, um die nächsten Stunden in diesem Hexenkessel zu ertragen.“ Welcher Zauber und welche Kraft in der klassischen Musik liegt – das sei ihm damals klar geworden. Seine damalige Hauswirtin in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms nahm ihn fortan regelmäßig mit zu Konzerten und schärfte so den Sinn des jungen Manns für die Feinheiten.

Anfangszeit von musizierenden Medizinern geprägt

Mit der Organisation und Ausrichtung von Konzerten hatte Farhang Logmani bereits Erfahrung, als er sich daran machte, Erfinder und Vater der Bergedorfer Musiktage zu werden. 13 Jahre lang hatte er mit einem befreundeten Pianisten Klavierabende im Reinbeker Schloss veranstaltet – Benefizkonzerte zugunsten osteuropäischer Ärzte oder auch fürs Bergedorfer Leuschnerheim. Die Karten bot er Pharmaunternehmen zum Kauf an, die ihrerseits Ärzten aus der Umgebung damit Werbegeschenke machten.

Auch die Bergedorfer Musiktage waren besonders in der Anfangszeit von Logmanis Kontakten unter Medizinern geprägt. Viele der semiprofessionellen Künstler auf der Bühne arbeiteten hauptberuflich als Ärzte. So wurde das Simeon-Orchester, das alljährlich bei den Bergedorfer Musiktagen in der Elbphilharmonie auftritt, einst von dem renommierten Internisten und Flötisten Prof. Dr. Detlef Mathey gegründet.

Organisation der Musiktage ist auch harte Arbeit

Das Talent zum Netzwerken gehört neben hartnäckiger Zielstrebigkeit zu den Eigenschaften, die Farhang Logmanis Erfolge begründen. Er pflegt Kontakte unter anderem als Mitglied im Hamburger Überseeclub, in der Patriotischen Gesellschaft der Hansestadt, im Verein Wir Bergedorfer und in der Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Bergedorf. Gleichwohl sind gute Kontakte nicht alles.

„Man muss auch hart arbeiten, wenn man so ein Rad wie die Bergedorfer Musiktage dreht“, sagt er. 15 bis 20 Stunden Einsatz pro Woche bedeutet das für ihn. Im Jahr 2014 erhielt er dafür vom Hamburger Senat die Silbermedaille für treue Arbeit im Verdienste des Volkes der Stadt Hamburg. Und Farhang Logmani ist sicher: „Ich mache weiter, so lange ich kann.“ Die Bergedorfer Musiktage 2024 sind längst in Vorbereitung.