Bergedorf. Birgit Manzel und Matthias Krawczyk arbeiten seit 40 Jahren bei der Deutschen Bank. Sie haben in der Zeit einiges erlebt.

Eine Welt ohne moderne Bankautomaten, Computer und ohne Bezahlen via Smartphone kann sich die jüngere Generation heute kaum noch vorstellen. Wie ein weißes Tipp-Ex Band in einer Schreibmaschine funktioniert, ist den meisten Bergedorfern wahrscheinlich nicht mehr geläufig. „Wir mussten alles mit der Hand schreiben oder mit der Maschine abtippen und fertigstellen“, erinnert sich Matthias Krawczyk (56). In der Filiale der Deutschen Bank an der Alten Holstenstraße wurde ihm nun zur 40-jährigen Mitarbeit gratuliert – gemeinsam mit Kollegin Birgit Manzel. Sie war als 16-Jährige in seinem Ausbildungsjahrgang – beide sollten erfolgreiche Bankkaufleute werden.

Während der Bergedorfer Familienvater seiner Heimat treu blieb („Ich bin hier geboren, wurde in Bergedorf gefirmt und habe hier auch geheiratet“), zog es die Reinbekerin Birgit Manzel 1986 zunächst in eine Wandsbeker Filiale. Elf Jahre später wechselte sie nach Bergedorf – wo sie anfangs stundenlang Bargeld per Hand zählte: Damals brachten Firmenkunden noch Bargeld vorbei, packten nicht selten 30.000 Mark in „Geldbomben“ und lieferten sie in den Nachttresor. „Manchmal mussten wir sogar die Bankautomaten selber mit Bargeld befüllen oder entleeren“, erzählt die 56-Jährige.

Überfall in der Deutschen Bank – Gangster war nicht mal maskiert

Kaum noch vorstellbar: Wer seinen aktuellen Kontostand wissen wollte, musste telefonisch danach fragen. Erst 24 Stunden später konnte der Kunde zur Filiale kommen, um von einem Bankangestellten den Kontoauszug zu erhalten. Der häufige Kundenkontakt war damals üblich – allein schon, weil alle Transaktionen und Belege in großen Ordnern der Bank verwahrt wurden. Daher waren vor vier Jahrzehnten noch 22 Mitarbeiter in der Filiale tätig, heute sind es noch elf. Noch immer schätzen die Banker den persönlichen Austausch: „Mein Kundenkreis geht jetzt schon über die vierte Generation“, sagt Matthias Krawczyk stolz.

Auf einen „Kunden“ indes hätte der Familienvater, der weiß, dass Banküberfälle kein Mythos allein aus Gangsterfilmen sind, verzichtet: Anfang der 1980er-Jahre stand ein Fremder bei Matthias Krawczyk am Tresen und reichte einen Zettel rüber: „Dies ist ein Überfall, geben Sie mir das Geld rüber, danke“, stand drauf. „Als ich den Zettel gelesen hatte, bin ich sofort erstarrt. Ich konnte nichts sagen oder mich überhaupt bewegen“, beschreibt er die beängstigende Situation. Doch nach nur wenigen Sekunden habe sich der Mann umgedreht und sei weggegangen – „ohne sich bewaffnet zu zeigen oder den Überfall tatsächlich durchzuführen“, wunderte sich der Banker. Später erfuhr er von der Polizei, dass es eine Mutprobe gewesen sein könnte – zumal der junge Kerl nicht mal maskiert war.

Von einem solchen Abenteuer kann Birgit Manzel ihren beiden Enkeln zum Glück nicht erzählen. In den vergangenen Jahren gab es nämlich keine Überfälle in der Bergedorfer Filiale. Aber bis zur Rente reichen der Seniorberaterin auch die Erlebnisse in der Vermögensanlage. Auch Matthias Krawczyk wird sich noch lange mit den Themen seiner Privatkunden beschäftigen, bevor er entspannt seinem Ruhestand entgegensieht – „am liebsten mit Frau und Hund auf einem Campingplatz in der Natur“.