Kirchwerder. Der Kirchwerder Hausdeich ist bekannt für seine üppige HSV-Beflaggung. Die Anwohner wissen, was sie jetzt vom HSV erwarten.

In den Vorgärten wehen die Flaggen an weißen Masten, sie sind blau-weiß-schwarz, und es gibt unglaublich viele davon. Der Kirchwerder Hausdeichist schon lange für die üppige HSV-Beflaggung bekannt. „Ich habe immer gern die Flagge gehisst, insbesondere dann, wenn die Mannschaft gut spielt“, sagt Herbert Puttfarken. Der 70-Jährige drückt dem Verein auch und gerade in dieser Saison die Daumen: Am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr, live bei Sky) kann der HSV direkt in die 1. Bundesliga aufsteigen. Ein Besuch bei den treuen Fans aus Kirchwerder.

Aufregung macht sich in der Straße breit „Mein Sohn hat sich extra eine Rakete von Silvester aufgespart“, sagt Tina Pad. „Das ist ihm richtig schwer gefallen." Allerdings kann der 13-Jährige das Spiel nicht auf dem heimischen Fernseher schauen. „Wir sind auf einer Konfirmation eingeladen, aber werden das Spiel übers Handy verfolgen.“ Wie auch ihr Vater Herbert Puttfarken tippt die 45-Jährige auf ein 3:1. Die Tore werde Hamburgs Mittelstürmer Robert Glatzel schießen.

Flaggen und ein Altar: Besuch in der Straße der treuen Fans

Auch Ina Damaske hofft auf den Spieler mit der Nummer 9: „Wenn Glatzel das erste Tor macht, gewinnen wir.“ Anderer Meinung ist Hendrik Eggers, ebenfalls vom Kirchwerder Hausdeich. „Ich denke, Sonny Kittel schießt ein Tor“. Einen Tipp will der 36-Jährige aber lieber nicht abgeben: „Hauptsache gewinnen.“

Ina Damaske, die schon als Kind mit ihrem Vater die Spiele des HSV im Volksparkstadion gesehen hat, sagt: „Wenn es jetzt nicht klappt, schaffen sie den Aufstieg gar nicht mehr.“ Ein kleiner Altar, mit Kerzen, unter dem Fernseher soll der Mannschaft Glück bringen. Und natürlich wird auch vor dem Haus der Damaskes die Flagge mit der Raute gehisst. „Mein Mann ist zwar Gladbach-Fan, aber für mich zieht er die HSV-Flagge hoch“, sagt die 58-Jährige. Gemeinsam mit ihrem Sohn werden sie das Spiel am Sonntag im Fernsehen schauen und gleichzeitig die Ergebnisse der parallel laufenden Spiele verfolgen. „Und wenn der HSV gewinnt, tanzen wir.“ Mit Bier und Sekt fühle es sich dann „ein bisschen wie zur Fußball-WM“ an.

Auch Skepsis macht sich breit: „Relegation wird nichts“

Ob der HSV in der Relegation spielen muss, kann der Traditionsverein selbst nicht mehr beeinflussen: Nur, wenn der 1. FC Heidenheim, aktuell Tabellenzweiter (64 Punkte) gegen den fast sicher abgestiegenen Tabellen-17. Jahn Regensburg verliert oder Remis spielt, können die Hanseaten (63 Punkte) mit einem Sieg auf dem zweiten Tabellenplatz landen.

Aber im Landgebiet gibt es auch bei den größten Fans etwas Skepsis: „Die Regensburger haben uns schon mal einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bemerkt Pferdezüchter Puttfarken. Im September 2018 musste der HSV eine 0:5-Heimniederlage gegen die Donaustädter einstecken. Trotz dieser Vergangenheit drücken alle Kirchwerder HSV-Fans dem Jahn die Daumen. Ina Damaske hofft, dass die Heidenheimer vor Aufregung „verkacken“. Eine Relegation wie in der vergangenen Saison – damals scheiterten die „Rothosen“ an Hertha BSC Berlin – könnte die 58-Jährige nur schwer ertragen, „Da drehe ich völlig am Rad.“ Auch Hendrik Eggers ist bei Platz 3 eher pessimistisch: „Relegation wird nichts“.