Boberg. Nach 27 Jahren tritt Bernd Ziesemer (79) aus dem Vorstand des Sportvereins zurück. Ein Rückblick und wie es nun weitergeht.

Als junger Mann interessierte Bernd Ziesemer sich zunächst herzlich wenig für den Bergedorfer Skiclub. Bis zu einem gewissen Tag: Es ist das Jahr 1970 – Ziesemer ist angehender Lehrer an der Schule Richard Linde-Weg (heute Stadtteilschule Richard-Linde-Weg). Er will Sport und Mathematik unterrichten, hat damit alle Hände voll zu tun, als eines Tages Skiclub-Gründer Horst Linaschke vor seinem Haus steht.

„Er erzählte meiner Mutter von dem Club, gab ein bisschen an. Sie sagte unvorsichtigerweise, dass ich Skilehrer sei“, so Ziesemer. Dann habe eins zum anderen geführt. „Ich war damals 27 und überhaupt nicht begeistert.“ Und doch lässt der heute 79-Jährige sich auf die Mitgliedschaft in dem Sportverein ein. Eine gute Entscheidung, findet er aus heutiger Sicht. Denn der Skiclub prägte sein ganzes Leben. 53 Jahre lang ist er nun schon dabei.

Bergedorfer Skiclub: Die Mitglieder fahren nicht mehr gemeinsam Ski

Doch in dieser Woche geht für Bernd Ziesemer eine Ära zu Ende: Nach 27 Jahren als erster Vorstandsvorsitzender legt er am Freitag, 12. Mai, bei der Jahreshauptversammlung das Amt nieder. „Es fühlt sich komisch an. Aber ich bin auch erleichtert, die Verantwortung im Ehrenamt nun abzugeben“, sagt der Boberger. Mit ihm hört der gesamte Vorstand auf, sechs neue Mitglieder stehen am Freitag um 19 Uhr im Holstenhof zur Wahl. „Es war nicht leicht, jemanden zu finden. Aber wir waren uns einig: Der Skiclub darf nicht sterben.“ Umso dankbarer ist er nun, dass sich Nachfolger gefunden haben.

Doch was genau macht der Bergedorfer Skiclub eigentlich? Bernd Ziesemer kennt die Geschichte genau und weiß: In den vergangenen Jahren hat sich vieles verändert. Obwohl der Vereinsname anderes vermuten lässt, spielt gemeinsames Skifahren unter den 230 Mitgliedern gar keine Rolle mehr.

Heute gibt es beim Bergedorfer Skiclub nur noch Gymnastikkurse

„Bis vor etwa 20 Jahren haben wir neben einem Sportprogramm regelmäßig Reisen organisiert“, so Ziesemer, der in diesem Jahr noch seinen 80. Geburtstag feiert. Es ging in den Harz oder nach Flachau in Österreich. Doch mit der Zeit seien die Anmeldungen unter den Vereinsmitgliedern zurückgegangen, im Harz habe es kaum noch Schnee gegeben, und die Anfahrt sei teurer geworden. Ab einem gewissen Punkt hätten die Ausfahrten sich nicht mehr gelohnt.

Eingeschlafen sei der Club dadurch aber noch lange nicht. „Jeden Monat gab es bei uns Angebote: Barkassenfahrten, Fahrradausflüge, Boßeltouren oder Städtetrips in die Umgebung.“ Mit Beginn der Pandemie 2020 musste jedoch auch dieses Programm auf Eis gelegt werden. Seitdem wurde es nicht wieder aufgenommen. „Nun bieten wir noch viermal die Woche Gymnastikkurse an“, sagt der zweifache Vater.

Ziesemer lernte seine Frau in dem Club kennen

Privat hat seine Familie aber nie die Lust am Skifahren verloren. Sein Sohn sei Hamburger Meister geworden, die Tochter begleitete Schulgruppen auf die Piste. Beide machten ebenfalls eine Skilehrerausbildung. „Natürlich sind sie auch Skiclub-Mitglieder“, sagt Ziesemer.

Schließlich gehört das Engagement in dem Verein mittlerweile zur Familientradition: Auch, weil Bernd Ziesemer durch den Verein seine Frau kennenlernte. „Als ich dort anfing, leitete ich Sportkurse an. Sie war ganz neu und gerade nach Bergedorf gezogen“, erzählt er. „Da haben wir uns ineinander verguckt.“

Doch mit seinem Rücktritt soll nicht alles vorbei sein. Für die Zukunft hat Ziesemer sich vorgenommen: Bei den Kursen im Skiclub will er regelmäßig mitmachen.

Bergedorfer Skiclub: Der Nachwuchs fehlt zunehmend

Der Boberger hofft, dass sich auch in den nächsten Jahren noch genügend Nachwuchs finden wird – für die ehrenamtlichen Aktivitäten, aber auch als Mitglieder. „Es kommen schon immer weniger junge Menschen nach.“ In seiner Familie gehe der Spaß am Skifahren jedoch erst mal weiter: „Meine Enkelkinder sind auch schon auf der Piste unterwegs – und ganz begeistert“, sagt der ehemalige Lehrer.