Bergedorf. Die Bergedorfer Koalition setzt Aufstellung eines Fair-o-maten und Fortsetzung einer Kampagne durch. Doch es gibt Kritik.

Bergedorf will sich wie Hamburg insgesamt weiter als Standort des Fairen Handels profilieren. Dazu stimmte die Bezirksversammlung zwei von der Bergedorfer Koalition eingebrachten Anträgen zu: Zum einen soll an einem Ort mit viel Publikumsverkehr ein sogenannter Fair-o-mat mit bestimmten Produkten aufgestellt werden, zum anderen die Initiative „Hamburg, mach dich Fair“ verlängert werden. Diese klärt auf, wie nachhaltig und fair bestimmte Dinge des alltäglichen Gebrauchs tatsächlich gehandelt werden.

Entsprechender Fair-o-mat ist ein Automat aus Recyclingmaterial „über den Snacks und andere kleine Fair-Trade-Artikel verkauft werden“, preist Grünen-Politikerin Anke Bendt-Soetedjo an. Doch die Konsumenten sollen nicht nur ziehen, sondern dabei auch etwas lernen. Etwa durch weiterführende Infos zu Beteiligten am Fair-Trade-Automat: „So wird der faire Handel niedrigschwellig einem größeren Publikum bekannt“, glaubt Bendt-Soetedjo. Der Bergedorfer Weltladen kann sich vorstellen, den Automaten zu betreiben, das Körberhaus wurde schon als der passende Ort diskutiert, um ihn dort aufzustellen.

Fair Trade in Bergedorf: Linke kritisiert Inhalt der Fair-o-maten

Die Ideen von SPD, FDP und Grünen gefallen aber den politischen Konkurrenten gar nicht. Michael Mirbach, Fraktionschef der Bergedorfer Links-Partei, mag ja den grundsätzlichen Gedanken des Fair Trades, der die Produzenten vor allem in ärmeren Ländern auf der Südhalbkugel mit einem angemessenen Einkommen unterstützt – ein Grundansatz, der den Linken eigentlich als Stellvertreter der sozial schwächer Gestellten sehr gut gefällt. Durch diese vertraglichen Abkommen könne beispielsweise auch der Kinder- und Zwangsarbeit entgegengewirkt oder auch Zugang zu Bildungsanstalten ermöglicht werden.

Doch Mirbach findet den Antragsinhalt diskussionswürdig, stellt den Inhalt der Fair-o-maten zunächst in Zweifel: „Snacks wie Kekse und Schokolade sind weder die richtigen Mahlzeiten für den kleinen Hunger zwischendurch noch das, was den Bedürfnissen der Menschen vor Ort entspricht“, findet Mirbach. Er favorisiere eher regionale, lokal produzierte Lebensmittel wie frisches Obst, Brot, Käse, bisweilen Kaffee und Kuchen von einheimischen Produzenten.

„Völlig unnötiger Rundumschlag, Herr Mirbach“

Auch in der Verlängerung der Kampagne „Hamburg, mach dich Fair“ um ein Jahr sieht Mirbach Alibi-Politik und in beiden Anträge sowieso „maximalen Symbolwert“. In der Kampagne soll beispielsweise in workshopähnlichen Angeboten transparent dargelegt werden, wie fair oder unfair bestimmte Sportbekleidungsartikel hergestellt wurden. Doch anstatt nur darüber zu reden, müsse der Bezirk eher handeln, Vereinen und Menschen fair gehandeltes Equipment für Sportevents und ähnliches zur Verfügung stellen, fordert Bergedorfs Linken-Chef.

Was eine deftige Replik von Heribert Krönker (Fraktionsvorsitzender der Grünen) zur Konsequenz hatte: „Ein völlig unnötiger Rundumschlag von Ihnen, Herr Mirbach. Regional/lokal gegenüber fairem Handel auszuspielen, ist wirklich allerhand.“ Geradezu „fassungslos“ ist Krönker zudem darüber, dass die Kollegen der Links-Partei das Modell Fair Trade über soziale Faktoren nahezu verhindern wollen.

Wie erfolgreich das Konzept abschneidet, entscheidet der Konsument

Aber auch Lars Dietrich (CDU) hat an den Vorstellungen der Koalitionäre etwas zu kritisieren. Für ihn kommt die Fair-o-mat-Idee einem „closed shop“, also einer geschlossenen Gesellschaft gleich. Wer einen entsprechenden Automaten mit fair gehandelten Produkten aufstellen dürfe, müsse über die Bestückung und die Platzierung frei entscheiden können. „Am Ende entscheidet der Konsument, ob ihm das Angebot gefällt oder nicht“, so Dietrich. Beide Anträge der Koalition fanden letzten Endes die Mehrheit der Bezirksversammlung.