Bergedorf. Bergedorfs Bezirksamt soll die umweltfeindlichen Schottergärten möglichst unterbinden. Doch die Bilanz nach einem Jahr ist mau.

Die einen finden sie schön und praktisch, die anderen umweltfeindlich und schlecht fürs Ökosystem: Schottergärten sind auch der Bergedorfer Bezirkspolitik ein Dorn im Auge. Bereits im Januar 2022 beschloss die hiesige Bezirksversammlung, dieser Form der Gartengestaltung den Kampf anzusagen. Das Bezirksamt möge bei B-Plänen und Baugenehmigungen jeden Ermessensspielraum nutzen, um die Steingärten zu unterbinden. Doch gut ein Jahr später zeigt sich: Die Bilanz ist mau. Denn die Hamburgische Bauordnung gibt ein Ermessen laut Behörden gar nicht her.

Der entsprechende Paragraf der Bauordnung lege lediglich fest, dass die Vorgärten „gärtnerisch zu gestalten sind“, informiert das Bezirksamt auf die Nachfrage, ob und wie bisher Schottergärten in Bergedorf untersagt wurden. Diese vage Formulierung öffne „dem Eigentümer Tür und Tor und wird grundsätzlich weit ausgelegt“. Sofern konkretere Maßgaben zur ökologischen Qualität erwünscht seien, müsse dies hamburgweit in der Bauordnung nachgebessert werden, heißt es weiter. Tatsächlich sind in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein Schottergärten per Landesbauordnung verboten.

In Eimsbüttel werden die Gärten kontrolliert

Trotz der etwas unklaren Hamburger Rechtslage haben auch andere Hamburger Bezirke den tristen „Gärten des Grauens“ längst den Kampf angesagt. Eimsbüttel etwa interpretiert die Bauordnung offenbar großzügiger, kontrolliert stichprobenartig die „ordnungsgemäßen Zustände“ und leitet auch Verfahren ein.

Die Argumente gegen die Steinflächen sind überall die gleichen: Kies- oder Schottergärten bieten Kleintieren, Vögeln und Insekten wie beispielsweise Bienen keinen Lebensraum. Zudem wird durch die Versiegelung das Mikroklima verschlechtert, da sich die Flächen mehr aufheizen und auf versiegelten Flächen das Wasser schlechter versickert.

Doch es gibt auch Menschen, die die Kiesgärten bewusst anlegen, etwa, weil sie altersbedingt keine Grünflächen mehr pflegen können. Schotter sei allerdings nur vermeintlich pflegeleichter, hatte Bergedorfs Antragstellerin Anke Bendt-Soetedjo (Grüne) bereits 2022 festgestellt. Denn auch Steine werden grün und müssen dann gereinigt werden.

Grundeigentümerverband lädt zu einem Vortragsabend zu dem Thema

Bergedorfs Grüne sehen in den Schottergärten ein gravierendes Problem. „Geschätzt machen alle bundesweiten privaten Gärten inzwischen zwei Prozent der Gesamtfläche aus, ungefähr soviel wie die Fläche aller Naturschutzgebiete. Das bedeutet, es macht einen Unterschied, wie die Gärten gestaltet werden.“

Unterdessen hat auch der Bergedorfer Grundeigentümerverband das Thema entdeckt. Für Mittwoch, 19. April, lädt er zu einem Vortragsabend „Naturnahe Gartengestaltung: Lebensräume im Garten schaffen“ ein. Beginn: 18.30 Uhr im Theatersaal der Lohbrügger Bürgerbühne am Neuen Weg 54. Zwei ausgewiesene Expertinnen – Petra Schünke und Heike Elvers von Naturgarten e.V. Hamburg – informieren darüber, was einen Naturgarten ausmacht und wie ein konkreter Start mit den „richtigen“ Blumen und Pflanzen gelingt. Anmeldung bis zum 17. April unter Telefon 040/724 72 73.