Hamburg. Auf dem Programm stand am Eröffnungsabend die Johannespassion von Bach. Doch zuvor sorgte ein Versprecher für Lacher.

Im altehrwürdigen Gotteshaus tobt der Applaus. Soeben haben die Bergedorfer Kantorei und das Hamburger Barockorchester unter Leitung von Klaus Singer die Johannespassion von Johann Sebastian Bach souverän hingelegt, dass es – wenngleich die Kreuzigung Jesu nicht gerade ein Stoff zum Jubeln ist – eine wahre Freude war. Es wurde ein glanzvoller Auftakt der 21. Bergedorfer Musiktage am Sonntagabend in der voll besetzten Kirche St. Petri und Pauli.

Nahezu mühelos, mal mit geballter Energie, mal mit pointierter Anmut, führte Singer sein Ensemble durch das zweistündige Monumentalwerk, das zu seiner Zeit im Jahr 1724 geradezu revolutionär daherkam. Solisten, Chor und Orchester meisterten unter seiner Hand die kantigen Gegenläufe, die häufigen Takt- und Stimmungswechsel und die in allerersten Ansätzen schon atonalen Klippen des Bachschen Geniestreichs.

21. Bergedorfer Musiktage: Ties Rabe eröffnete mit launigem Grußwort

Unter den Gesangssolisten ist der stimmgewaltige wie akzentfreudige Hamburger Tenor Stephan Zelck hervorzuheben, dem in der Rolle des erzählenden Evangelisten die Mehrzahl der Solo-Passagen zufielen. Sopranistin Christiane Canstein aus Bergedorf hatte mit der Arie „Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren“ gegen Ende des Musikstücks ihren großen Auftritt.

Die Bergedorfer Kantorei und das Hamburger Barockorchester unter Leitung von Klaus Singer.
Die Bergedorfer Kantorei und das Hamburger Barockorchester unter Leitung von Klaus Singer. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Ties Rabe, Hamburgs Schulsenator aus Bergedorf und selbst semiprofessioneller Klassik-Pianist, hatte zu Beginn die Musiktage mit einem launigen Grußwort eröffnet, das zu einem Loblied auf die Musik schlechthin geriet. Schon in der Steinzeit hätten die Menschen auf Flöten aus ausgehöhlten Tierknochen gespielt und dabei die einzigartigen Akustiken in ihrer Höhlen genutzt.

Durch Musik werden Glückshormone ausgeschüttet

„Musik wirkt auf Menschen beinahe wie eine Droge“, sagte Rabe. „Wenn Menschen Musik hören, dann werden oft Glückshormone wie Dopamin ausgeschüttet. Wir fühlen uns beschwingt, großartig.“ Nicht ohne Grund habe der Leichtathletik-Weltverband verboten, dass Athleten bei Wettbewerben Musik hören. „Denn Musik ist Doping. Mit Musik im Ohr laufen Sportler nachweislich schneller, ausdauernder und länger.“ Laut Rabe kennen auch Vögel den Zauber der Musik: „Fast jedes Vogelmännchen weiß: Wer am schönsten piept, bekommt die coolste Frau.“

Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann zeigte sich erfreut, dass vier der diesjährigen 18 Musiktage-Veranstaltungen über die Bühne des neuen Lichtwark-Theaters im Körber-Haus gehen werden, das erste davon am Sonntag, 21. Mai. Dann spielt das Landesjugendorchester Werke von Schostakowitsch. Schmidt-Hoffmann: „Wir haben im Körber-Haus die neueste und modernste Bühne von ganz Hamburg.“ Sie erwähnte auch, dass Bergedorf mit dem Komponisten Johann Adolf Hasse einen Zeitgenossen hatte, der zu Lebzeiten erfolgreicher war als der Leipziger Kantor Johann Sebastian Bach.

Kleiner Versprecher sorgte für einige Lacher

Eher unfreiwillig glückte Dr. Burga Schwoerer mit einem Versprecher ein kleiner Lacherfolg: Die Vorsitzende im Freundeskreis der Kirchenmusik St. Petri und Pauli begrüßte das Publikum statt zur bevorstehenden Johannespassion zur Matthäuspassion. Auch diese hat Bach komponiert, brachte sie allerdings drei Jahre später, im April 1727, zur Uraufführung, und zwar ebenfalls am Karfreitag.

Das nächste Konzert der Bergedorfer Musiktage beginnt am Donnerstag, 13. April, im C. Bechstein Centrum im Chile-Haus in Hamburg. Ab 19 Uhr spielt Pianist Nathan Steinhagen sein „Römisches Programm“. Mehr Infos unter www.bergedorfer-musiktage.de.