Hamburg. Der Arbeitsmarktbericht für das vergangene Jahr schockiert. Aber es gibt eine Erklärung für den rasanten Zuwachs der Erwerbslosen.

Die Arbeitslosigkeit ist 2022 drastisch gestiegen: 10.521 Bergedorfer sind auf der Suche nach einer Festanstellung.Das geht aus den Daten hervor, die die Agentur für Arbeit gestern veröffentlichte.Der Bezirk Bergedorf hat demnach die höchsten Zahlen der Hansestadt. Knut Böhrnsen, Sprecher der Agentur für Arbeit, kann das erklären.

Im Dezember 2022 gab es in Bergedorf 13,1 Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahresmonat. Nur Altona (12,9 Prozent) und Hamburg-Nord (9,5 Prozent) verzeichneten einen ähnlichen Zuwachs. Das sind auffällige Zahlen, denn der Durchschnitt betrug in Hamburg nur 5,3 Prozent.

Arbeitsmarktbericht 2022: Mehr als 12.000 Ukrainer arbeitsuchend

„Für den überproportional hohen Anstieg gibt es eine einfache Erklärung“, sagt Knut Böhrnsen. Schuld sei der russische Angriffskrieg auf die Ukraine: „In Bergedorf, Altona und Hamburg-Nord gibt es viele Flüchtlingsunterkünfte, in denen Ukrainer Platz finden. Viele dieser Menschen erscheinen jetzt auch in der Statistik.“ 12.185 Ukrainer sind in Hamburg arbeitsuchend gemeldet, 5000 konnten hingegen schon eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden.

Normalerweise tauchen die Geflüchteten nicht in der Statistik auf, aber: „Durch eine so genannte Fiktionsbescheinigung können Flüchtlinge sich frei auf dem Arbeitsmarkt bewegen – und in der Statistik erscheinen“, erklärt Böhrnsen. Die Politik ermöglichte 2022 vielen ukrainischen Flüchtlingen diese Bescheinigung.

„Arbeitsmarkt verliert Dynamik“

„2022 haben 4854 Menschen in Bergedorf ihre Anstellung verloren“, verzeichnet die Arbeitsagentur. Im Vergleich zu 2021 ist das stabil: 4693 Bürger waren es im Vorjahr. Knut Böhrnsen: „Gleichzeitig fanden 4407 Erwerbslose einen Job. 2022 waren es dann 500 Leute weniger, die eingestellt wurden. Auch hier wirkt der Krieg: Es wird weniger konsumiert, und es gibt Probleme in den Lieferketten.“ Dadurch verliere der Arbeitsmarkt an Dynamik. Die Arbeitslosenquote betrug im Dezember 7,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahresmonat waren es 6,6 Prozent.

Bergedorfs Leiter der Agentur für Arbeit, Rolf Macele, vermeldet aktuell viele Stellenangebote: Unter anderem werden drei Berufskraftfahrer, zwei Physiotherapeuten und zwei Friseure gesucht. Trotzdem mahnt Macele: „Alle im Bezirk arbeitslos werdenden Personen dürfen nicht davon ausgehen, gleich um die Ecke wieder einen Job zu finden. Sie müssen bereit sein, ihre Beschäftigungssuche auf die Stadt und das Umland auszudehnen.“ Allerdings gebe es noch reichlich freie Ausbildungsplätze. Mehr Informationen hierzu gibt es unter https://lehrstellenatlas-bergedorf.de/.