Neuengamme/Bergedorf. Vor 16 Jahren ein kleines Bäumchen, heute etwa 20 Meter hoch. Das ist die Geschichte hinter Bergedorfs wohl prominentestem Baum.

Als der Baum in die Familie kam, da war Ann-Kathrin Strickert gerade einmal ein paar Monate alt. Damals war die Tanne mit Ballen etwa einen Meter hoch gewachsen, die im Advent in das Haus an der Felstegel geholt wurde. „Es war der erste Weihnachtsbaum meines Lebens“, erzählt Ann-Kathrin Strickert. Nach dem Fest wurde die Nordmanntanne in den Vorgarten gepflanzt. Seitdem sind 16 Jahre vergangen – und aus dem kleinen Bäumchen ist eine stattliche Tanne geworden.

Mit einer Höhe von etwa 20 Metern und ausladender Breite versperrte der Baum aber mittlerweile den Eingang zum Haus. „Wir haben uns schon länger damit beschäftigt, dass er dort nicht bleiben kann“, sagt Mutter Fränzi Strickert. Doch in den vergangenen Jahren hatte sich Ann-Kathrin Strickert noch nicht von der Tanne trennen mögen, zu groß war die emotionale Bindung zu ihrem ersten Weihnachtsbaum. „Er stand dort sozusagen mein Leben lang, ich kenne unser Haus nicht ohne den Baum vor der Tür“, sagt Ann-Kathrin Strickert.

Weihnachtsbaum auf Bergedorfer Markt kommt aus Neuengamme

Doch nun führte kein Weg daran vorbei: Der Baum musste weichen. Er sollte aber nicht einfach so gefällt werden, um dann höchstens noch in vielen kleinen Adventsgestecken verarbeitet zu werden. „Er sollte ein schönes Ende finden“, sagt Fränzi Strickert. Der Friedhofsgärtner der benachbarten Gemeinde St. Johannis hatte bereits ein Auge auf die Tanne geworfen, denn im Advent hätte sie sich auch gut als Weihnachtsbaum in der Neuengammer Kirche gemacht. Doch in diesem Jahr hatte die Gemeinde bereits einen anderen Baum dafür vorgesehen. Und ein weiteres Jahr mit dem Fällen warten – das konnte und wollte Familie Strickert nicht.

Also fragte Fränzi Strickert im Bergedorfer Bezirksamt an, ob dort Verwendung für den Baum besteht – und so wurde aus der Neuengammer Nordmanntanne der wohl prominenteste Weihnachtsbaum des Bezirks. Mitten auf dem Bergedorfer Markt steht er nun und wird dort Passanten, Geschenke-Bummler und Besucher des Weihnachtsmarktes auf die bevorstehenden Festtage einstimmen. „Wir kommen sicherlich auch mehrmals vorbei und essen nebenan an der Bude eine Wurst“, kündigt Fränzi Strickert an.

Nach zwei Stunden war es kahl vor dem Haus in Neuengamme

So bleibt auch Ann-Kathrin noch die Möglichkeit, sich final von ihrem Baum zu verabschieden. Schließlich sei der Anblick, als sie am vergangenen Donnerstag nach der Schule nach Hause kam, schon sehr gewöhnungsbedürftig gewesen, erklärt die Schülerin vom Luisengymnasium. „Als ich aus dem Bus stieg, habe ich schon von Weitem gesehen, wie kahl es vor unserem Haus nun aussieht“, erinnert sich Ann-Kathrin Strickert.

Als der Baum in die Familie kam, war er etwa einen Meter hoch. Heute überragt er Ann-Kathrin Strickert um viele Meter.
Als der Baum in die Familie kam, war er etwa einen Meter hoch. Heute überragt er Ann-Kathrin Strickert um viele Meter. © Lena Diekmann

Am Vormittag hatten Mitarbeiter des Bezirksamtes den Baum bei starkem Wind und Regen abgesägt und zum Abtransport auf einen Anhänger gehoben. Nicht ganz einfach, schließlich verläuft vor dem Haus an der Feldstegel eine Strom-Oberleitung, die beim Fällen des Baumes beachtet werden musste, erklärt Fränzi Strickert. Alles in allem habe die Fäll-Aktion so etwa zwei Stunden gedauert. Auch der Stamm wurde vor Ort auf das vorgesehene Maß des Loches angepasst, das auf dem Markt quasi als „Christbaumständer“ vorgesehen ist.

Ihren Baum in voller Pracht nun noch einmal auf dem Bergedorfer Markt zu sehen, gefällt Ann-Kathrin Strickert. Ein schönes Ende, findet die 16-Jährige und richtet noch einmal die Äste ihres ersten Weihnachtsbaums.