Bergedorf. Kreditinstitute im Großraum Bergedorf machen Hoffnung auf baldigen Wegfall der Strafzinsen und steigende Erträge für Sparer.

Die Zinswende erreicht jetzt auch die Sparer. Sie können auf ein Ende der Strafzinsen und steigende Zinsen für ihre Spareinlagen hoffen, wenn sie sie langfristig anlegen. Vorreiter für diese Entwicklung ist überraschenderweise die Hamburger Sparkasse (Haspa), wie eine Umfrage unserer Redaktion bei regionalen Geldinstituten zeigt.

Während viele Geldinstitute noch auf eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) warten, hat die Haspa die Zinsen für Sparanlagen bereits Ende April spürbar angehoben, wie das Institut auf Nachfrage mitteilt. Bei einem Anlagezeitraum von drei Jahren stiegen die Zinsen von 0,20 auf 0,70 Prozent pro Jahr. Für fünf Jahre legte der Zins auf 1,10 Prozent zu. Das ist weit über dem Durchschnittswert von 0,38 Prozent, wie ihn die FMH-Finanzberatung für vergleichbare Sparanlagen ermittelte. Für eine zehnjährige Anlage steigt der Zinssatz sogar von 0,70 auf 1,70 Prozent. Die Anhebung in dieser Größenordnung in einem Schritt ist ungewöhnlich.

Zinswende: Für kurzfristige Anlage gibt’s weiterhin nur 0,01 Prozent

Die Zinssätze für kurzfristige Einlagen wie auf dem Sparbuch liegen allerdings unverändert bei 0,01 Prozent. Ebenso werden für Privatkunden noch Strafzinsen in Höhe von 0,5 Prozent erhoben, wenn das Guthaben 50.000 Euro überschreitet.

Die Sparda Bank Hamburg kündigte die Aufhebung der Strafzinsen für die kommenden Wochen an. Auch die Zinsen für Sparprodukte könnten perspektivisch angepasst werden, teilte die Bank mit. Die Hamburger Volksbank geht davon aus, „dass voraussichtlich zum Jahresende 2022 keine Strafzinsen mehr an die EZB gezahlt werden müssen“.

Zinswende: Regionalbanken haben Entwicklung im Blick

Auch die Geldinstitute in der Region stehen in den Startlöchern für den Kurswechsel. „Insbesondere nach dem Vorstoß der ING-DiBa beobachten wir die aktuelle Zinsmarktsituation genau und werden situativ reagieren“, sagt Bereichsleiter Oliver Schuldt von der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg.

„Seit Jahresbeginn haben wir einen historischen Zinsanstieg erfahren, und gleichzeitig erwarten wir eine Signalwirkung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Form einer Erhöhung des Einlagenzinses im dritten Quartal 2022.“ Die Kreissparkasse erhebt derzeit Strafzinsen von jährlich 0,5 Prozent bei einem Freibetrag von 50.000 Euro für Privatvermögen und 100.000 Euro für betriebliches Vermögen.

Regionalbanken sehen Strafzinsen als Last

Auch die Sparkasse Holstein beobachtet die Zinsentwicklung nach Worten von Sprecher Steffen Müller genau: „Wir bereiten uns auf Entscheidungen vor.“ Derzeit zahlen weniger als fünf Prozent der Kunden Strafzinsen, und deren Modalitäten werden stets individuell abgestimmt: „Bei Einlagen von mehr als 100.000 Euro beginnen wir mit den Kunden über ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent zu sprechen.“

Die Volksbank Raiffeisenbank Bergedorf, Vierlanden, Ratzeburg und Stormarn ist laut Sprecher Phillipp Maschmann bereit, auf Strafzinsen zu verzichten, „sobald uns die EZB von dieser Last befreit“.