Hamburg. Die Liste an Schwachstellen und Mängelanalysen in dem Quartier ist lang. Auch die Bürger konnten sich äußern. Was sich ändern muss.

Das Zentrum von Bergedorf-West soll bis etwa zum Jahr 2030 für rund 100 Millionen Euro aufgehübscht werden. Ein wesentlicher Punkt der Stadtentwicklung neben neuen Quartiersplätzen und Geschäftsansiedlungen ist dabei die Modernisierung und Umgestaltung der Fußwege.

Dieses Thema haben die Stadtentwicklungsgesellschaft Tollerort und das beratende Ingenieurbüro SBI für die Wohnsiedlung aus den 1960er-Jahren in den Blick genommen. „Unser Ziele sind Verbesserungen und Optimierungen für den Fußverkehr“, sagt Mone Böcker, Geschäftsführerin von Tollerort, bei der Vorstellung ihres Berichts im Verkehrsausschuss.

Stadtentwicklung: Erhebungsbögen und Bürgereinbindung

Die Liste an Schwachstellen und die Mängelanalyse ist umfangreich und auch deshalb aussagekräftig, weil darin nicht nur die eigenen Erkenntnisse aus Erhebungsbögen nach Besichtigung der Flächen erfasst sind.

Zur Ergänzung gab es eine Online- und Kinder-Beteiligung , eine Planungswerkstatt, auch Passanten und Senioren auf der Straße wurden nach ihren Wünschen befragt. „Dabei haben wir rund 110 unterschiedliche Mängel aufgenommen“, fasst Peter Hitsch (SIB) zusammen.

Planer stellten 35 mögliche Baumaßnahmen zusammen

Auf Grundlage dieser Liste wurde die unterschiedliche Dringlichkeit für die Fußwegeverbesserung von „sehr hoch“ bis „sehr niedrig“ eingestuft. 35 mögliche Baumaßnahmen stellten Böcker und Hitsch auf einer Übersichtskarte zusammen.

Wegequalität, Orientierung, Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Barrierefreiheit – das sind einige Leitlinien der Planer, die nur Empfehlungen aussprechen. So könnte es beispielsweise ratsam sein, im Friedrich-Frank-Bogen „wiederkehrende, verkehrsberuhigende Elemente“ sowie Tempo-30-Zonen einzurichten, um das Überqueren von Straßen zu erleichtern. Zudem sei Tempo 30 auf dem Teil des Ladenbeker Furtweges zwischen den Einmündungen zum Friedrich-Frank-Bogen ratsam.

Mittelinsel entlang des Ladenbeker Furtweges

Eine der wesentlichen Veränderungen würde die Einrichtung einer längeren Mittelinsel entlang des Ladenbeker Furtweges in Höhe des Berufsschulkomplexes sein. „Das wäre ein Element, das dauerhaft die Möglichkeit bietet, die Straße zu queren“, meint Peter Hitsch. Er sieht den Vorteil, dass Fußgänger bei der Überquerung immer nur auf eine Seite des Verkehrs achten müssen, um von der Insel auch auf die andere Seite zu kommen.

Noch eine Idee von Hitsch und Böcker: „Wir würden auch die Knotenpunkte Ladenbeker Furtweg/Friedrich-Frank-Bogen sowie Ladenbeker Furtweg zum Billwerder Billdeich als Eingänge zur Betonung dieser beiden Eingangsbereiche in das Gebiet als Kreisverkehrsplätze umgestalten.“ Weitere Empfehlungen sind der barrierefreie Umbau des S-Bahn-Vorplatzes der Station Nettelnburg zum verkehrsberuhigten Bereich, Verbreiterung der Gehwege, wo ein Meter Breite unterschritten wird, und gute Sitzmöglichkeiten plus Grünschnittpflege, zum Beispiel entlang des Bille-Ufers hinter der Stadtteilschule Bergedorf (GSB).

Karte mit sicheren Schulwegen für Grundschüler

Außerdem haben die Planer die Schulwegplanung zur Grundschule Friedrich-Frank-Bogen im Blick. So ist ein Flyer inklusive einer Karte entstanden, der sichere Schulwege im Umfeld der Lehranstalt zeigt. Darauf zeigt eine pink markierte Linie alle empfohlenen Gehmöglichkeiten, zudem sind sieben Zebrastreifen als sichere Übergänge markiert, aber auch eine Gefahrenstelle, nämlich die breiten Einmündungen des Friedrich-Frank-Bogens.

Einige Lokalpolitiker reagierten fast euphorisch auf die Präsentation, wie Jörg Froh (CDU) oder Robert Gruber (Linke): „Jeder Stadtteil müsste so von den schwächsten Verkehrsteilnehmern alle 40 Jahre neu betrachtet werden“, jubelte Gruber über die Bürgereinbindung.