Hamburg. Vor dem Schloss haben 4000 Windlichter gebrannt. Zudem wurden Gebäude in den Nationalfarben der Ukraine angestrahlt.

Es gab sie zuhauf. Diese Momente, die den großen Zusammenhalt innerhalb der Bergedorfer in den vergangenen zwei Jahren dokumentierten. Wie im Herbst 2021, als die Lage in Afghanistan eskalierte. Ina Achilles erinnert sich an „unsere Stadtteilmütter, die Geflüchteten halfen, sich in unsere Gesellschaft einzugliedern“. Die Chefin des Vereins Sprungbrett denkt auch an viele Kinder während der Pandemie, „denen wir positive Erlebnisse in der Natur bescheren konnten“.

Sprungbrett gehört zu den über 40 Organisationen, die gestern mit etwa 4000 LED-Lichtern im gesamten Bezirk Bergedorf ein Zeichen setzten – ein leuchtendes Zeichen für den Zusammenhalt und Hoffnung in extrem unruhigen und schwierigen Zeiten.

Ukraine-Krieg: Bergedorfer setzen ein Zeichen für Solidarität und Frieden

Noch ist die Pandemie nicht überstanden, seit vergangenem Donnerstag ist Krieg mitten in Europa – aber „Bergedorf leuchtet“: Als Morten Jendryschik, Programmmanager Engagiertes Bergedorf, Anfang Februar mit dem Netzwerk aus neun Kooperationspartnern die Idee zum illuminierten Bergedorf gemeinsam entwickelte, hätte wohl keiner gedacht, dass die Lichter plötzlich auch als Zeichen des Friedens gesehen werden müssen.

„Es ist in diesen vergangenen beiden Jahren so wahnsinnig viel passiert“, fasst Morten Jendryschik zusammen – und meint damit auch die Gründung des Netzwerkes der Engagierten Stadt Bergedorf im Juli 2020. Mit dem Bündnis, zu dem neben Sprungbrett auch die Freiwilligenagentur, Buhck-Stiftung, Bezirksamt, Stiftung Haus im Park SHiP, Körber-Stiftung, Baugenossenschaft Bergedorf-Bille sowie ihre Stiftung als auch CCB Bergedorf gehören, soll das Engagement der Bürger sichtbar gemacht und gefördert werden.

An der Aktion in Bergedorf beteiligten sich auch Schulen, Kitas, Banken

Der seitliche Turm am CCB Bergedorf leuchtet in den Ukraine-Farben.
Der seitliche Turm am CCB Bergedorf leuchtet in den Ukraine-Farben. © BGDZ | Jan Schubert

Und nicht nur Jendryschik hat viel Gutes gesehen: „Es haben sich Menschen für andere Menschen engagiert.“ Jendryschik denkt nicht nur an viele Pfleger und Betreuer in Bergedorfs Altenheimen. Der 30-Jährige denkt auch an private Umfelder, wo Familien, Freunde oder auch Nachbarn untereinander halfen, „auf Distanz nahe blieben“. Und nicht nur sein Blick geht vorausschauend auch auf diejenigen, die als Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet nach Bergedorf strömen werden und auf Unterstützung angewiesen sind.

Den Organisatoren von „Bergedorf leuchtet“ war wichtig, dass der Auflauf vor dem Schloss nicht zur Demonstration wurde. Und doch war es eine Windlichter-Demo in Bodennähe mit vielen klaren Botschaften: mit der ukrainischen Flagge oder mit Parolen wie „Putin, hau ab aus der U­kraine!“ An der Aktion beteiligten sich auch Schulen, Kitas, Banken und andere außerhalb der Engagierten Bergedorfer. Morten Jendryschik fasst zusammen: „Wir wollen nicht politisch werden, sondern nur Zusammenhalt zeigen und somit gute Nachrichten überbringen.“

"Bergedorf leuchtet": Auch der Wohnturm des CCB Bergedorf leuchtet

Es strahlte nicht nur auf der Schlosswiese: Am Wohnturm des CCB Bergedorf hangelten sich Kletterkünstler entlang und illuminierten mit gelb-blauen Stäben das Hochhaus. Dazu leuchteten unter anderem auch KulturA, Haus im Park, Bezirksamt, die Georg-Behrmann-Stiftung, viele Privathäuser – Bergedorf ein einziges Lichtermeer Was dahinter steht, sagt Eva Nemela, Leiterin des Haus im Park, klar und deutlich: „Die Welt war eine andere, als wir die Aktion geplant hatten. Jetzt möchten wir auch Zeichen für die Menschen in der Ukraine, aber auch für die Menschen in der russischen Opposition setzen.“