Neuallermöhe (ld). Normalerweise hätten sie gestern ausschlafen können. Doch sechs Oberstufenschüler der Stadtteilschule Richard-Linde-Weg waren gestern schon früher als an einem normalen Schultag auf den Beinen.

Gemeinsam mit ihrem Lehrer Daniel Danzenbächer bildeten die Abiturienten in einem Wahllokal in der Pausenhalle der Gretel-Bergmann-Schule den jüngsten Wahlvorstand Bergedorfs.

Und dafür mussten sie bereits um 7.30 Uhr pünktlich am Einsatzort sein: "Aber das war kein Problem", sagt Saskia Sieck (19). Ihre gleichaltrige Mitschülerin Mine Yalcinkaya stimmt ihr zu: "Es ist echt interessant, mitten im Geschehen zu sein und zu sehen, wie alles abläuft."

Für ihren Lehrer war es ein Experiment. Danzenbächer, schon seit vielen Jahren als Wahlhelfer aktiv, wollte seinen Schülern das Wahlsystem buchstäblich live präsentieren, statt es im Unterricht nur als Rollenspiel zu erklären. "Es ist doch viel sinnvoller, wenn man die Schüler mit einbindet", dachte sich der Fachleiter für Gesellschaft an der Lohbrügger Stadtteilschule. "Die Schüler sollen die Chance wahrnehmen, sich für die Demokratie einzusetzen", sagt der 31-jährige Pädagoge.

Im Unterricht wurden die 19-jährigen Schülerinnen auf die Aufgabe vorbereitet: Wahlbenachrichtigungskarte kontrollieren, Stimmbögen aushändigen und den Namen im Wählerverzeichnis abhaken - kein Problem für die jungen Erwachsenen. Erstmals dürfen bei der Bürgerschaftswahl die 16- und 17-Jährigen teilnehmen. Auch Wahlhelferin Nicole Sauerwald gab erstmals ihre Stimme ab. Die 19-Jährige hätte zwar schon vergangenes Jahr an der Bezirksversammlungswahl teilnehmen dürfen, "aber wenn man hier selbst mithilft, bringt einem das die Wahl doch ein ganzes Stück näher", sagt sie.

Insgesamt 1100 Wahlberechtigte waren in ihrem Wahllokal dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Vor allem zur Mittagszeit waren die drei Wahlkabinen häufig belegt. Dass die Wähler trotzdem nicht zu zweit in die Kabinen gehen oder gar ihre Kreuzchen schon in der Warteschlange machen, verhinderten die jungen Wahlhelfer und ihr Lehrer mit wachsamen Augen. Bei den Wählern kamen die jungen Wahlhelfer gut an: "Sie sind alle freundlich und nett. Finde ich richtig gut, dass sie hier mitmachen", befand Anna Marzec (36).