Bergedorf (ld). Kurz vor der ersten Prognose zeigte sich Stephan Jersch gelassen: “Et kütt wie et kütt“, sagte der gebürtige Rheinländer. Zu ändern sei an dem Ergebnis nun eh nichts mehr, dafür habe man noch bis Sonnabend die Wahlwerbetrommel gerührt.

Als Bergedorfer Spitzenkandidat und Sechstplazierter auf der Landesliste hatte Jersch dafür extra zwei Wochen Urlaub genommen. "Nun bin ich froh, dass der Wahlkampf vorbei ist", sagt der 51-Jährige.

Gemeinsam mit etwa 15 Parteigenossen und Sympathisanten wartete er an einer gemütlichen Tafel im BeLaMi auf die erste Prognose. Und als die ARD um 18 Uhr für die Linke ein Wahlergebnis von 8,5 Prozent prognostizierte, ballte Stephan Jersch zufrieden die Fäuste. Noch besser wurde es, als das ZDF sogar 9 Prozent prognostizierte. "Das ist eine schöne Bestätigung unser bisherigen Arbeit", sagte er. "Wir werden eine starke, konstruktive Opposition stellen. Mit der Ansage sind wir auch angetreten", sagte Ernst Heilmann, Nummer zwei im Wahlkreis Bergedorf.

Wenn die Linke tatsächlich mit elf Sitzen, und damit drei mehr als bisher, in der Hamburgischen Bürgerschaft vertreten sein wird, schätzt Jersch die Chance auf mehr als 90 Prozent, dass ein Sitz von ihm besetzt wird. Dann will er sich vor allem für Umweltschutz, menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen und die Stärkung der Entscheidungen auf Bezirksebene einsetzen. Doch gilt es bei dem Wahlrecht abzuwarten: Schließlich habe auch bei der Bezirksversammlungswahl im Mai 2014 niemand damit gerechnet, dass Jersch wie Heilmann kein Mandat erhalten.

Auch wenn so mancher seiner Parteigenossen Stephan Jersch in der Bezirkspolitik vermissen würde, gönnt ihm wohl jeder den Einzug in die Bürgerschaft. "Bisher hatten wir dort keinen Abgeordneten aus Bergedorf. Die Vernetzung mit der Bürgerschaft würde mit Sicherheit intensiver werden", sagt die Bezirksabgeordnete Doris Winkler. Robert Gruber träumt gar für die Zukunft von zweistelligen Ergebnissen.

Um 19.15 Uhr stand dann Jerschs Taxi Richtung Altona vor der Tür. Eigentlich sollten alle Landeslisten-Kandidaten schon zur ersten Hochrechnung auf der Wahlparty anwesend sein. Doch für Jersch war klar: "Bergedorf geht vor."