Streit trifft auch “Fest der Nationen“

Begonnen hatte das Debakel ums Stadtfest mit einer Umbesetzung im Amt für Verbraucherschutz. Dort klaffte eine personelle Lücke bei der Lebensmittelüberwachung, und der bisherige Stadtfestmacher des Bezirksamts, der für Volksfeste zuständige Matthias Brötzmann, wurde dorthin versetzt. "Damit kann der Bezirk das Fest nicht mehr stemmen, denn Matthias Brötzmann hat viel Freizeit dafür geopfert", begründete Bezirksamtsleiter Arne Dornquast den Schritt zur Privatisierung. "Das kann man von keinem anderen Kollegen erwarten."

Die Ausschreibung der im Zwei-Jahres-Rhythmus steigenden Party an einen externen Unternehmer umfasst aber nicht nur den bisherigen Part des Bezirks mit Standvergabe und ordnungsrechtlicher Absicherung, sondern auch die Organisation des Programms auf insgesamt vier Bühnen - bisher Aufgabe von Mitveranstalter Thomas Kock. Eine weitere Kooperation mit Kocks "Fest der Nationen" ist indes ausdrücklich erwünscht.

Ob es dazu kommt, ist sehr fraglich. Kocks Ärger sitzt tief. Der neue Partymacher darf pro Bühne einen eigenen Getränkestand betreiben. "Das habe ich bisher nie getan", sagt Kock, der seine Arbeit für das Fest nach eigenen Worten zwischen 1980 und dem Jahr 2000 stets ehrenamtlich geleistet hat. "Danach habe ich lediglich eine Aufwandsentschädigung in Höhe von fünf Prozent von der Werbeumlage erhalten, an der sich jeder Standbetreiber beteiligen muss. Zuletzt waren das etwa 7000 Euro." Branchenüblich seien aber 15 Prozent Anteil für den Veranstalter.

Daher befürchtet Kock nun eine Erhöhung der Standgebühren: "Das bedeutet, dass viele lokale Teilnehmer sich das Stadtfest nicht mehr leisten können und ersetzt werden durch umsatzstarke, aber beliebig austauschbare Gastro-Stände. Mit der Kommerzialisierung opfert das Fest seine lokale, individuelle Note, die bisher nur durch Dutzende ehrenamtlicher Hände möglich war", ahnt Kock.

Dem "Fest der Nationen" in seiner bisherigen Form macht zudem die laut Ausschreibung geforderte Fläche der Bühnen einen Strich durch die Rechnung: "Mindestens 48 Quadratmeter" sollen die größeren Bühnen aufweisen. "Einige Folkloregruppen brauchen aber 100 Quadratmeter", sagt Thomas Kock. "Welcher Veranstalter bietet denn wohl freiwillig mehr Fläche?" Ohnehin hält sich das Interesse der sieben Bewerber an seinem "Fest der Nationen" sehr in Grenzen, verrät Kock: "Von denen hat sich bisher nur einer bei mir danach erkundigt."