Bergedorf (bz). Große Teile des Bezirks Bergedorf sind ländlich geprägt, dennoch hat die CDU bei den Bezirksversammlungswahlen bislang häufig das Nachsehen gehabt. Diese wurden in der Regel im Stadtgebiet entschieden, meist lag die SPD vor der Union.

Zu Bergedorf und Nettelnburg, zu Lohbrügge samt Boberg ist mit Neuallermöhe ein weiterer Stadtteil gewachsen, der mit gut 20 000 Einwohnern sich der Bevölkerungszahl in den Vier- und Marschlanden annähert.

Nachdem die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene in Hamburg geplatzt war, gerieten die Wahlen 2011 für die CDU auf Landes- wie Bezirksebene zum Desaster. Zuvor war die Union Regierungspartei im Hamburger Rathaus, 2011 errang die SPD unter Olaf Scholz die absolute Mehrheit, regiert seitdem ohne Koalitionspartner.

Auch in Bergedorf stürzte die CDU ab, errang nur 14 von 49 Sitzen, mit 25 Mandaten errang die SPD die absolute Mehrheit. Eine solche Konstellation ist die vergangenen Jahrzehnte die Ausnahme geblieben.

Im Unterschied zu anderen Hamburger Bezirken sind in Bergedorf Koalitionen unüblich. Verfügt keine Bezirksfraktion über die Mehrzahl der Mandate, sind wechselnde Mehrheiten, je nach Sachlage, die Regel. In Hamburg viel belächelt, haben die "Bergedorfer Verhältnisse" dort gelegentlich schon für Irritationen gesorgt. So etwa, als die CDU-Mehrheit den geschätzten damaligen Bergedorfer Bürgermeister Dr. Christoph Krupp (SPD) im Amt bestätigte, die eigene Mehrheit nicht nutzte, einen Kandidaten mit CDU-Parteibuch aber geringerem Rückhalt und Kompetenzen durchzusetzen.

Am 25. Mai tritt die Union mit einer Liste älterer und jüngerer Kandidaten an, in der Mehrzahl erfahrene Politiker. Den ersten 19 der 36 Kandidaten umfassenden Bezirksliste bieten wir heute Gelegenheit, sich und ihre politischen Anliegen zu präsentieren.

CDU-Spitzenkandidat Sven Noetzel äußert sich zu den wichtigsten Zielen seiner Partei.

Dem Bezirk wieder eine Eigenständigkeit verleihen: Die Bezirke sind die Orte der bürgernahen Verwaltung und politischen Gestaltung. Durch Kürzungen und Zentralisierungen werden sie aber geschwächt. Kritiklose Senatshörigkeit wird mit Sonderzuwendungen belohnt, eine langfristige Planung ist so nicht möglich. Wir wollen diese Entwicklung stoppen und die Interessen des Bezirks wieder zum alleinigen Maßstab des politischen Handelns machen. Hierzu gehört, Bergedorferinnen und Bergedorfer stärker an der politischen Gestaltung zu beteiligen.

Stadtteile lebenswerter gestalten: Der zunehmende finanzielle Knebel schwächt die Lebensqualität in Bergedorf. Erstes Ziel wäre die Wiedereinführung eines Ordnungsdienstes, der für Sauberkeit und Sicherheit in den Stadtteilen sorgt. Zusammen mit der Polizei sollte an einem Konzept der Videoüberwachung an Kriminalitätsschwerpunkten gearbeitet werden.

Bergedorf zukunftsfähig aufstellen: Die Versorgung der Vier- und Marschlande mit einer zeitgemäßen Breitbandversorgung für das Internet ist ebenso wichtig wie die Ausweisung von Gewerbeflächen nördlich der A 25 für Handwerk und Mittelstand.

Erhalt der Landschaft und Lebensqualität: Der öffentliche Raum spielt für die Lebensqualität eine wichtige Rolle, im städtischen Bereich wie in der Kulturlandschaft Vier- und Marschlande. Wir wollen großflächige Bebauung südlich der A25 und Fracking verhindern, keine zusätzlichen und/oder höheren Windenergieanlagen, und den Bau der Schöpfwerke zum Schutz vor Überschwemmungen vorantreiben.

Verkehrsinfrastruktur entwickeln: Für Bergedorf sind eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur und attraktiver Nahverkehr sehr wichtig. Uns fehlt der Gesamtplan, wie mit der steigenden Zahl der Verkehrsteilnehmer und ÖPNV-Nutzer umzugehen ist. Mit den angrenzenden Gemeinden wollen wir hieran arbeiten. Ziel sind eine Stadtbahn von Geesthacht nach Bergedorf sowie eine verlässliche S-Bahn mit besserem Takt zu den Hauptverkehrszeiten.

Direktkandidaten für die Bezirksversammlung Bergedorf - Heute: Die CDU

Jörg Froh, 1958, Polizeibeamter, Allermöhe: Bergedorf und insbesondere die Vier- und Marschlande sind es wert, sich zu engagieren. Die politische Arbeit macht mir viel Spaß und ich stelle mein Wissen und meine Erfahrung gern der Allgemeinheit zur Verfügung.

Norbert Reichelt, 1937, Schulleiter a.D., Lohbrügge: Ich möchte mit dazu beitragen, dass christliche Werte im politischen Alltag eine Rolle spielen. Ich setze mich dafür ein, dass ehrenamtliches Engagement im öffentlichen Leben, nachhaltige Bildung für Schüler und der Erhalt der Bürgerhäuser gefördert werden.

Anna-Elisabeth Weßling, 1952, Ltd. Krankenschwester, Bergedorf: Mit meiner Kandidatur möchte ich mich mit meinen Erfahrungen und meinem Engagement einsetzen für einen Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung, eine zeitgemäße Wirtschaftspolitik und familienfreundliche Arbeitspolitik.

André Wegner, 1974, Jurist, Bergedorf: Kommunalpolitik nimmt direkt Einfluss auf unser aller Lebensumfeld. Ich möchte dazu beitragen, dass Bergedorf für die Menschen attraktiv bleibt: zum Arbeiten, zum Wohnen und für die Freizeitgestaltung.

Julian Emrich, 1985, Versicherungskaufmann, Kirchwerder: Ich möchte Bergedorf lebenswerter machen und mich dafür einsetzen, dass die Kulturlandschaft Vier- und Marschlande erhalten bleibt. Außerdem werde ich für eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) kämpfen.

Christa Timmermann, 1940, Kauffrau, Lohbrügge: Ich möchte mich mit Kreativität, Teamgeist und Bürgernähe einbringen, Kultur und Sport in Bergedorf lebendig gestalten, Integration und das Ehrenamt fördern. Mein Motto: Wer sich nicht bewegt, der hat schon verloren!

Georg Schumacher, 1945, Diakon i.R., Boberg: Die vergangenen 12 Jahre als Mitglied der Bezirksversammlung und in den Ausschüssen waren für mich wichtig - und ich will sie fortsetzen in Bereichen, die ich erlernt habe und wo ich die Verantwortung übernehmen kann.

Jürgen von Witte, 1941, Betriebswirt, Boberg: Als stellvertretender Ortsvorsitzender habe ich die Nähe zu den Bürgern, bin seit 2004 in der Bezirksversammlung und werde außer meinen Schwerpunktthemen die Arbeit der Verwaltung konstruktiv unterstützen.

Lars Dietrich, 1968, Diplom-Volkswirt, Nettelnburg: Ich engagiere mich seit über 30 Jahren ehrenamtlich in der Jugendarbeit, in der Politik und im Sport. Mein Umfeld mit zu gestalten und nach guten Lösungen für Probleme zu suchen, ist mir ein wichtiges Anliegen.

Erika Garbers, 1950, kaufm. Angestellte, Kirchwerder: Als konservatives CDU-Mitglied ist mir der Erhalt der christlichen Werte in der Politik ein Anliegen. Besonders interessieren mich soziale und kulturelle Themen. Als Vierländerin kenne und teile ich die Sorgen und Nöte der Vier- und Marschländer, für die ich mich politisch einsetzen möchte.

Mathias Zaum, 1957, selbst. Kaufmann, Lohbrügge: Ich möchte mich weiterhin für eine preiswerte und umweltfreundliche Energieversorgung (kein Fracking) einsetzen. Eine gute Nahverkehrsanbindung für Lohbrügge und eine bedarfsgerechte Nahversorgung sind weitere Ziele.

Karl Woller, 1950, Installateurmeister, Allermöhe: Ich kandidiere, weil ich weiterhin Verantwortung für die Bürger und Maßnahmen die die Vier- und Marschlande betreffen übernehmen möchte, wie zum Beispiel Mitgestaltung und Erweiterung der Ortskerne, Vereinsangelegenheiten und Sportstätten.

Elsbeth Elsner, 1954, Pädagogin, Bergedorf: Ich möchte mich noch mehr für die Rechte unserer Kinder und Jugendlichen einsetzen, sowie sie bei ihren Pflichten unterstützen. Mir ist wichtig, dass für sie eine gute Partizipationskultur entsteht.

Christian Braubach, 1967, selbst. Kaufmann, Lohbrügge: Veränderungen sehen wir meist nur in Bergedorf. Stadtentwicklung, Nahversorgung etc. Ich möchte Lohbrügge in den Fokus rücken, zu einem attraktiven Partner im Bezirk machen. Lohbrügge verdient es!

Thomas Helm, 1958, Angestellter, Neuallermöhe: Der Bezirk Bergedorf und besonders Neuallermöhe liegen mir am Herzen. Hier lebe ich und hier möchte ich daran mitarbeiten, dass wir uns alle jeden Tag noch ein bisschen mehr zuhause fühlen können.

Andreas Kuttenkeuler, 1967, Referent, Bergedorf: Ich möchte mein direktes Lebensumfeld mitgestalten und bin deshalb (kommunal) politisch engagiert, seit ich 16 Jahre alt bin. Als 47-Jähriger sehe ich mich als Mittler der Interessen der verschiedenen Generationen.

Vivien Jarema, 1992, Studentin, Neuallermöhe: Ich möchte die Interessen junger Menschen vertreten und ihre Ideen und Vorstellungen mit einbringen. Durch die aktive Gestaltung der Politik vor Ort will ich dies ermöglichen.

Olaf Grotheer, 1963, Personalberater, Kirchwerder: Ich stehe für den Erhalt der Vier- und Marschländer Kulturlandschaft, in der weiterhin ein harmonisches Miteinander von Leben, Wohnen und Arbeiten möglich sein muss, für den Schutz der Flächen für Gartenbau und Landwirtschaft und den Ausbau der Windenergie nur mit Augenmaß.