AOK: Schwache Krankenhäuser verzeichnen siebenmal mehr Komplikationen bei Knie-OP

Die AOK Rheinland/Hamburg schlägt Alarm. Die schwächsten Krankenhäuser der Hansestadt verzeichnen siebenmal häufiger Komplikationen beim Einsatz von Knieprothesen als die besten, bei Hüft-OP treten bis zu dreimal häufiger Probleme auf. Während und nach der Entfernung der Gallenblasen vermeldet die AOK den Faktor vier. "Die Gesundheitskasse" hat gestern erstmals ihre aktuelle Qualitätsauswertung der Presse präsentiert.

Im Koalitionsvertrag haben CDU und SPD vereinbart, künftig einen stärkeren Fokus auf die Qualität im Gesundheitswesen zu legen. Mit dem Gedanken, dass gute Kliniken künftig besser bezahlt werden könnten als schlechtere, mag sich AOK-Vorstand Matthias Mohrmann jedoch nicht anfreunden: "Der Bundesausschuss soll künftig über selektive Verträge entscheiden können. In unserem Sinne ist dagegen, unsere Versicherten dorthin zu leiten, wo die Behandlungsqualität mindestens dem Durchschnitt entspricht."

Wobei Qualität und Wirtschaftlichkeit nicht im Widerspruch stünden: Wenn schlecht sitzende, schadhafte oder falsch dimensionierte Kunstgelenke ausgetauscht werden müssten, "bedeutet dies für Patienten Schmerzen und eine neue Operation, für die Krankenkassen erhebliche Mehrkosten".

Auf Basis von 6800 Operationen an AOK-Versicherten in den Jahren 2008 bis 2011, der gesetzlichen Qualitätskontrolle und der AOK-Erhebung haben Experten die Bewertung vorgenommen. "Während die gesetzliche Qualitätskontrolle endet, sobald der Patient die Klinik verlässt, betrachten wir auch das Jahr nach der Entlassung, die Auswertung umfasst daher den Zeitraum bis Ende 2012", erläutert Mohrmann den Sinn der "Qualitätssicherung mit Routinedaten" (QSR). Da heute viele Patienten rasch wieder entlassen werden, greift die Kontrolle nach dem Sozialgesetzbuch zu kurz.

Gemessen an den bundesweit besten und schwächsten 20 Prozent der bewerteten Kliniken liegt das Bethesda Krankenhaus Bergedorf (BKB) bei den drei untersuchten Operationstypen jeweils genau im 60 Prozent großen Mittelfeld - ohne Abweichung nach oben oder unten. Fast doppelt so viele Bergedorfer, die sich ein neues Knie- oder Hüftgelenk einsetzen lassen, wählen jedoch statt des Bethesda die Praxisklinik in Lohbrügge. Sie zählt bei einem der je vier Bewertungskriterien zur bundesweiten Spitzengruppe, "ungewollte Folgeoperationen" nach Ersatz eines Hüftgelenks werden bei den hier Operierten seltener nötig. Damit übertrifft die Praxisklinik nicht nur das BKB, sondern auch das Asklepios Westklinikum Hamburg. Es nimmt mit der Endoklinik Hamburg im bundesweiten Vergleich Spitzenplätze ein.

Dass Qualitäten verschieden verteilt sind, beweisen die Gallenbasen-OP: Hier schneidet das AK Westklinikum schlecht ab.