Erkenntnis: Visionen von Umgehungsstraßen und Einzelmaßnahmen lösen keine Probleme

Bei der öffentlichen Vorstellung des Bergedorfer Verkehrskonzeptes vor rund 60 Teilnehmern ist der große Streit ausgeblieben. Die Diskussion mit Vertretern verschiedener Institutionen und Bürgern aus Bergedorf und dem Umland förderte jedoch neben einiger Kritik überraschende Erkenntnisse und Ideen zutage. So den Vorschlag eines Bürgers, doch Parkplätze an Autobahnabfahrten zu schaffen: Busanbindung vorausgesetzt, könnten Pendler umsteigen, ohne Innenstädte zu verstopfen.

Die Überzeugung, dass Einzelmaßnahmen keine Verkehrsprobleme lösen können, beherrschte viele Beiträge. Umso mehr, als Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast zu Beginn klargestellt hatte, dass niemand darauf setzen dürfe, dass eine Ostumgehung Bergedorf bald von Durchgangsverkehr entlasten könnte.

"Gegen Wentorf und Börnsen ist eine Querverbindung von Wentorf zur A 25 nicht durchsetzbar", daher stehe diese alte Bergedorfer Forderung nicht im diskutierten Entwurf für ein integriertes Verkehrskonzept. Nach aktuellen Erkenntnissen werde aber auch aus der Alternativplanung auf längere Zeit nichts: Der Ausbau der B 404 als Verbindung zwischen A 1, über A 24 und A 25 plus Brückenschlag über die Elbe "schafft es nicht in den aktuellen Bundesverkehrswegeplan", so Dornquast.

Die Entlastung der Bergedorfer City von "motorisiertem Individualverkehr" soll über zwei Routen geschehen. Innenstadtnah durch Ausbau von Curslacker Neuer Deich und Sander Damm zur Südumfahrung von der Autobahnabfahrt Bergedorf bis zur B 5. In "Phase 2" soll der Durchgangsverkehr über A 25 und A 1 bis Billstedt fließen.

Die Frage, ob eine U-Bahnanbindung von Lohbrügge und Bergedorf Richtung Hamburg zu geschätzt 720 Millionen Euro wichtiger ist als eine Stadtbahn zwischen Geesthacht und Bergedorf, wird auch von den Nachbarn unterschiedlich bewertet. So mahnte die Börnsener Gemeindevertreterin Maren Tormählen Bergedorfer und Geesthachter Befürworter, eine Wiederbelebung der alten AKN-Trasse für den Personenverkehr sei irreal: "Die Gemeinden haben Wohnbebauung bis dicht an die Trasse zugelassen, da ist kaum mehr Platz für Lärmschutz." David Oruzgani, Vizebürgermeister von Escheburg, bemängelte, dass nicht einerseits Escheburger Pendler zum Umsteigen bewogen werden können, wenn andererseits ihre Busanbindung um zwei von drei Fahrten gekürzt wird. "Viele setzen sich wieder in ihre Autos, vergrößern die Staus noch."