Zählung: Seit gestern wird ermittelt, ob tatsächlich schon Tiere vom Serrahn aufsteigen

Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit für die Fischtreppe im Serrahn: Seit gestern wird gezählt, wie viele und welche Flussbewohner den 95 Meter langen Aufstieg in den Schlossteich und die obere Bille tatsächlich nutzen, zu dem der Stahlkoloss nun schon seit über zwei Monaten einlädt.

Zur wissenschaftlich korrekten Erhebung von Menge und Artenvielfalt hat das Fachbüro für Fischereibiologie Limnobios aus Köthel im Auftrag des Bezirksamts eine Reuse aus Edelstahl in den Wasserlauf der Fischtreppe eingebracht. Der etwa einen Meter breite und tiefe sowie eineinhalb Meter lange Kasten fängt in Sichtweite der Brücke der Alten Holstenstraße alle Aufsteiger ein.

"Die Reuse wird zunächst für etwa drei Wochen in den Lauf der Fischtreppe gestellt und in dieser Zeit 18 Mal kontrolliert. Einen ebenso langen Erfassungszeitraum soll es dann im Frühjahr 2014 geben", sagt Bezirksamtssprecherin Gabriele Günther. "Die zwei Zeiträume sind nötig, weil die Fischarten unterschiedliche Wanderzeiten haben und der gesamte Artenbestand erfasst werden soll."

Während man sich im Bezirksamt sicher ist, dass die Fischtreppe bereits von Forelle, Aal & Co. genutzt wird, sind Fachleute kritisch: Einerseits hat bisher niemand einen Fisch gesichtet, andererseits verweist der Wentorfer Fischereibiologe Dr. Ulrich Werder darauf, dass ein solcher neuer Wasserlauf ohnehin erst sehr genau auf die Gewohnheiten der Tiere zugeschnitten werden muss: "Es geht hier um die Stärke der Strömung, die Wassermengen und nicht zuletzt auch die Verwirbelungen am Einstieg zur Treppe." Passe das nicht, blieben die Tiere der Anlage fern.

Das klingt nach viel Arbeit für die Wasserwirtschaft des Bezirksamtes, schließlich steht sie unter Erfolgszwang: Die EG-Wasserrahmenrichtlinie fordert eine Durchgängigkeit der Flussläufe für Fische - und in der Bergedorfer Anlage werden nach den Nachbesserungsforderungen des Denkmalschutzamtes stattliche zwei Millionen Euro geflossen sein.

Noch stellt sich die Situation zumindest aus Anglersicht so dar, wie in den 800 Jahren, seit das Serrahnwehr den Aufstieg der Fische verhindert hat: Unterhalb fangen sie überdurchschnittlich viele Hechte und andere Raubfische, was darauf hindeutet, dass hier viele Tiere ihren Aufstieg von der Elbe beenden, weil sie nicht weiter kommen. Und oberhalb sind Forellen bei den Mitgliedern des Bergedorfer Anglervereins bisher noch immer nicht an den Haken gegangen.