Bergedorf. Unter der Hauni schlummert eine Umweltsünde der Vergangenheit. In 20 bis 25 Metern Tiefe liegen große Mengen Leichtflüchtiger Chlorkohlenwasserstoffe (LCKW), die mit dem Grundwasser langsam Richtung Nettelnburg und Neuallermöhe fließen.

Die giftigen Substanzen stammen aus den Entfettungsbädern, in denen bis in die 80er-Jahre alle in Bergedorf produzierten Zigarettenmaschinen behandelt wurden.

Insgesamt fünf dieser Anlagen wurden von der Hauni etwa 20 Jahre betrieben. Alle standen nahe der Mittleren Bille im Nordwesten des Firmengeländes. "Damals war nicht bekannt, dass LCKW durch die mächtigen Betonfundamente der Bäder in den Untergrund gelangt", sagte Dr. Hans Wirth, Gewässerschutz-Experte der Umweltbehörde, Mittwoch im Grünausschuss der Bezirksversammlung. Die Politiker hatten ihn eingeladen, um den Grund für eine Mess-Station in Nettelnburg zu erfahren.

Was der Fachmann berichtete, war unheimlich und erfreulich zugleich: Einerseits reicht die Fahne der Verschmutzung tatsächlich in Richtung Südwesten weit über das Hauni-Gelände hinaus, hat Bahn-Trasse und Kampbille längst auf über 100 Metern Breite unterquert. Andererseits konnte Wirth Erfolge der schon seit 2002 laufenden Sanierung vermelden. Vor allem ist das Zentrum der Verschmutzung (über fünf Milligramm LCKW je Liter Wasser) auf ein Zehntel seiner Fläche geschrumpft. Der 100 Quadratmeter große Rest schlummert nahe des Hauni-Haupteingangs an der Kurt-A.-Körber-Chaussee - in 25 Metern Tiefe.

Eine Gefährdung der Bewohner der betroffenen Bereiche südwestlich des Firmengeländes hält Dr. Wirth für unwahrscheinlich: " LCKW bleibt unten, wenn es nicht über Brunnen abgepumpt wird. Und nach den Unterlagen des Bezirksamtes gibt es im betroffenen Bereich keine privaten Wasserentnahmestellen. Und sollten unangemeldete Brunnen existieren, werden sie bestenfalls acht Meter tief sein. Die Schadstoffe liegen aber deutlich weiter unten."

Die Sanierung auf dem Hauni-Gelände wird auf absehbare Zeit fortgesetzt. Seit 2002 wurden hier über fünf Brunnen 700 Millionen Liter Grundwasser zur Pumpstation an der Mittleren Bille hinter BMW gefördert, dort gereinigt und in den Fluss abgelassen. Die Kosten von mehreren Millionen Euro zahlt das Unternehmen.