Themen: Tschentscher verteidigt Verkehrssenator +++ Bewerber-Flaute bei Polizei +++ Neue Köhlbrandbrücke erst 2042 fertig.

Chaos, Frust und Wartezeiten

11. April: „Tschentscher verteidigt Verkehrssenator. Schlagabtausch in der Bürgerschaft über Baustellen und Staus. Oppositionsführer spricht von ,Katastrophe‘“

Was ist aus der zusätzlich geschaffenen Baustellenkoordination in Hamburg geworden? Vermutlich ist der Stelleninhaber schon länger abwesend, oder er versagt im Dienst. Zumindest aktuell in Bramfeld, Poppenbüttel und Sasel hat er völlig versagt, denn dort fühlt man sich als Autofahrer drangsaliert, zu viele Sperrungen sorgen für Chaos, Frust, Umwege und Wartezeiten. Der Verkehrssenator wird es wohl nicht wissen, allerdings wird behauptet, dass in seinem Ressort jede Staumeldung mit Champagner gefeiert wird.

Wolfgang Jessen

Falsches Fazit

10. April: „Busse und Bahnen sollen ihren Standort senden. Hochbahn-App könnte funktionieren wie beim Taxidienst Uber. Verkehrssenator Tjarks Pläne für Hamburgs digitale Mobilität“

Die negative Berichterstattung über die „Busbeschleunigung“ verwundert einmal mehr. Fälschlicherweise wird dabei immer allein von der Durchschnittsgeschwindigkeit der Linienbusse gesprochen. Und wenn es dann sehr provokant heißt, mehrere Millionen für wenige Minuten schneller oder weniger schnell in die Innenstadt, dann ist dies im Fazit falsch! Primäres Ziel der „Busbeschleunigung“ war und ist die gleichmäßige Auslastung der Busse und nicht die Erhöhung der Geschwindigkeit. Wenn, wie oft geschehen, der erste Bus übervoll ist, und die im Fahrplantakt folgenden Busse fast leer hinterherfahren und immer dichter aufschließen, dann werden wertvolle Sitz- und Stehplatzkapazitäten „verschenkt“. Deshalb wird im Busbeschleunigungsprojekt durch eine Vielzahl von Maßnahmen das Fließen der Busse im Abstand des Fahrplantaktes verstetigt. Hierdurch können insgesamt mehr Fahrgäste komfortabler befördert werden. Auf vielen Linien konnte dies bereits infolge gezielter Straßen- und Haltestellenumbauten sowie systemischer Maßnahmen, wie beispielsweise der Ampelsteuerung durch den Bus, erfolgreich umgesetzt werden. Dennoch bleibt für den Busverkehr das „Mitschwimmen“ im Straßenverkehr weiterhin herausfordernd. Aber auch hierfür gibt es in staugestressten Straßenzügen effiziente Lösungen: Das sind Busspuren. Diese haben viele Metropolregionen bereits erfolgreich umgesetzt. Auch Hamburg als wachsende Metropole mit U- und S-Bahnen sowie mehr als 1600 Bussen ist stark durch den Bus geprägt. Der Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) hat kürzlich konstatiert, dass dies das Jahrzehnt des Busses sein muss, um schnell die wachsenden Fahrgastzahlen auffangen zu können und kurzfristig die anspruchsvollen Klimaziele bis 2030 überhaupt zu erreichen. Auch Hamburg braucht deshalb in staugestressten Straßenzügen dringend den weiteren Bau von Busspuren, auch wenn der Straßenverkehr dabei zurückstehen muss. Dies allerdings verlangt Mut der Politiker, wenn die Verkehrswende und damit die Dekarbonisierung überhaupt gelingen soll. Bleibt zu ergänzen, dass auch die U5 als langfristiges Verkehrssystem für die verkehrliche Entwicklung der Metropole Hamburg unverzichtbar ist. Die U5 entfaltet ihr Potenzial zur Verkehrswende jedoch erst mittel- bis längerfristig. Kurzfristig muss deshalb das Hamburger Busverkehrssystem dringend weiter fit und leistungsfähiger gemacht werden, zum Wohle der umsteigenden Fahrgäste sowie der Metropolregion!

Ulrich Sieg, ehem. technischer Vorstand Hamburger Hochbahn AG

Busangebot verbessern

Bevor unser Verkehrssenator dem Rausch der Digitalisierung erliegt, sollte vorerst einmal etwas viel Wichtigeres und Naheliegendes angeschoben werden: die Taktung von Buslinien. Als Beispiel sei die Buslinie 118 von Wandsbek-Gartenstadt Richtung Bramfelder Dorfplatz (und umgekehrt) genannt. Diese Linie verkehrt ab 19 Uhr nur alle 20 Minuten, obwohl Berufstätige noch unterwegs nach Hause sind. Die gleiche Taktung besteht auch ganztägig an Sonn- und Feiertagen. Statt ein verbessertes Angebot zu bieten, wurde ab Januar 2024 sogar der Sonnabend ganztägig auf eine 20-minütige Taktung umgestellt. Ein „Superangebot“! So bekommt man keine (neuen) Fahrgäste zum ÖPNV. Gerade auch am Sonnabend sind viele Menschen unterwegs, z. B. zum Einkaufen oder auch nur mal zum Bummeln in die Innenstadt. Es gibt sicherlich andere vergleichbare Buslinien in Hamburg, die ebenfalls so eine unbefriedigende Taktung haben. Die viel beschworene Mobilitätswende lässt da sehr zu wünschen übrig. Bei diesem Thema sollte sich unser Mobilitätswendesenator einsetzen und nicht nur die Digitalisierung im Blick haben. Natürlich ist die Digitalisierung im Verkehrsbereich wichtig und auch zukunftsweisend, aber zuallererst sollten die Leute doch schnell mit einer guten Taktung von ihren Haltestellen wegkommen. Auch am Abend und am Wochenende. Egal ob digital oder analog.

Monika Schütte, Hamburg

Mehr Wertschätzung

6./7. April: „Bewerber-Flaute bei Polizei und Co. CDU spricht von ,alarmierendem Trend‘ – welche Bereiche in Hamburgs öffentlichem Dienst am stärksten betroffen sind“

Als ehemalige Polizeibeamtin, die vor eineinhalb Jahren bei der Polizei kündigte, habe ich mit großem Interesse den Artikel gelesen. Mir fiel auf, dass in dem Artikel ausschließlich wirtschaftliche Aspekte genannt wurden, wie einen Aufschlag auf das Anwärter-Grundgehalt oder das Bereitstellen von Wohnheimen, durch die die Attraktivität des öffentlichen Dienstes bei jungen Menschen gesteigert werden soll. Man sollte hier aber unbedingt noch andere Aspekte berücksichtigen. Wertschätzung und Transparenz in der Kommunikation, flachere Hierarchien, Mitspracherecht und Entwicklungsmöglichkeiten. Das sind Aspekte, die bei der Berufswahl junger Menschen eine immer größere Rolle spielen. Ich kann das sehr gut beurteilen, da ich aus dieser Generation komme. Das sind zentrale Themen, mit denen sich der öffentliche Dienst in Zukunft intensiver auseinandersetzen sollte, um weiterhin qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und um Fachkräfte zu halten!

Lea Höfken

Reinhard Mey weiß die Antwort

10. April: „Warum dauert das so lange? Neue Köhlbrandbrücke erst 2042 fertig – die alte wurde in sechs Jahren gebaut“

Die Antwort hat Reinhard Mey schon vor fast 50 Jahren in dem Lied gegeben: „Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“. Politiker sind anscheinend nicht einmal in der Lage, einen Liter Milch ohne einen Planfeststellungsbeschluss zu kaufen. Und dafür bekommen sie noch viel Geld von den Steuerzahlern.

Joachim Rühmeier

Hotels gibt es genug

10. April: „Hotel in Eimsbüttel: Was wird daraus? Siebenstöckiger Bau am Fanny-Mendelssohn-Platz – Bezirksamt prüft“

Es kann doch nicht sein, dass das Bezirksamt mitten in Eimsbüttel ein siebenstöckiges Hotel genehmigt, statt dort – meinetwegen auch – ein siebenstöckiges Wohnhaus bauen zu lassen. Bekannterweise sind hier Wohnungen knapp und teuer und Hotels gibt es in Hamburg genug.

Joachim Westphal

Termine nur mit Wartezeit

10. April: „Neue Therapie gegen chronische Schmerzen. Viele Menschen leiden dauerhaft unter Rücken- oder Kopfbeschwerden. Die Ursache ist oft unklar, doch es gibt Hoffnung“

Mag ja alles richtig sein, aber praktisch leider vollkommen wertlos. Termine für Schmerztherapeuten oder Psychologen sind leider nur mit erheblichen Wartezeiten verfügbar, nicht selten länger als ein Jahr, ganz zu schweigen von einem Platz für die Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie (IMST). Etliche Praxen nehmen zudem mangels Kapazitäten keine neuen Patienten auf. Wie so häufig: theoretisch gut, praktisch mangelhaft.

Gerhard Maack, Hamburg-Meiendorf

Schreiben Sie uns gerne an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg. Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.