Hamburg (dpa/lno). Angesichts des Terrorangriffs auf Israel bekommt der Gedenktag 2023 besondere Bedeutung. Appell aus der Politik ist eindeutig.

Mit dem Appell „'Nie wieder' ist jetzt“ haben die Hamburgische Bürgerschaft und der Hamburger Senat am Volkstrauertag der Opfer von Krieg, NS-Gewaltherrschaft und Terrorismus auf der ganzen Welt gedacht.

Die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank, legten am ehemaligen Arrestbunker der KZ-Gedenkstätte Neuengamme einen Kranz nieder. Anschließend fand eine Zentrale Gedenkstunde in der Hauptkirche St. Michaelis statt.

Volkstrauertag in Hamburg: Gedenkfeier in Neuengamme

„Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel ist die Welt eine andere“, sagte Bürgerschaftspräsidentin Veit in ihrer Rede in Neuengamme. Viele Jüdinnen und Juden müssten sich in ihrem Alltag einschränken, aus Angst vor Anfeindungen und Gewalt. „Und all das auch hier bei uns, in unserem weltoffenen Hamburg, im Jahr 2023 - knapp 80 Jahre nach dem Ende der Nazi-Verbrechen. Das „Nie wieder!“ ist uns nach dem Holocaust zum Leitgedanken geworden. „Nie wieder“ ist jetzt und „Nie wieder“ ist hier“, mahnte Veit.

„Wir dürfen und wir werden keinen Hass mehr dulden, keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, keinen Antisemitismus, keine Homophobie, keinen Rassismus und keinen Sexismus“, sagte Veit. Der Volkstrauertag mahne uns dazu, an die Verbrechen unserer Vorfahren zu erinnern und daraus zu lernen. „Wir dürfen uns nicht schuldig machen und wir dürfen auch mit all unserem Wissen nicht zusehen, dass unsere Kinder sich schuldig machen.“

Volkstrauertag in Hamburg: Politik zeigt Solidarität mit Israel

Während der Zeremonie in Neuengamme sprachen auch Stefan Romey vom Arbeitsausschuss der Organisationen ehemals Verfolgter in Hamburg und Kristof van Mierop, Generalsekretär der Amicale Internationale KZ Neuengamme und Enkel von Roger Vyvey, einem Mitglied des belgischen Widerstands und Häftling in Neuengamme.

Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sagte: „Die Gräueltaten und der Terror der Hamas gegen Jüdinnen und Juden hat uns zutiefst erschüttert. Auch der erstarkende Antisemitismus in unserem Land ist unerträglich. Für die Sicherheit von Jüdinnen und Juden weltweit einzustehen, insbesondere in Israel und hier bei uns in Deutschland, ist uns nicht nur ein tiefes inneres Bedürfnis, sondern auch unsere Pflicht. Deshalb werden wir jetzt und in Zukunft durch Worte und Taten unsere Solidarität mit Israel bekunden, indem wir es nicht zulassen, dass der Hass auf unseren Straßen Platz findet.“

Peter Tschentscher gedenkt gefallenen Hamburger Polizeibeamten

Im Michel hielt Kim Wünschmann, Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, die Gedenkrede. Für Polizei und Feuerwehr formulierten Polizeischülerin Eyleen Flocke und Saskia Sierck, Jugendreferentin der Hamburger Feuerwehr, ihre Gedanken zum Volkstrauertag. Katharina Fegebank sprach das Totengedenken.

Zum 100-jährigen Bestehen der Ehrengrabstätte „Revier Blutbuche“ hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bereits am Sonntagmorgen auf dem Ohlsdorfer Friedhof an die im Dienst ums Leben gekommenen Polizistinnen und Polizisten der Polizei Hamburg erinnert.

Am Volkstrauertag wird jedes Jahr der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Der staatliche Gedenktag - immer zwei Sonntage vor dem ersten Advent - wird in Deutschland seit 1919 begangen, eingeführt durch den im selben Jahr gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Ursprünglich ging es darum, Solidarität mit den Hinterbliebenen der Opfer des Ersten Weltkriegs zu zeigen. Inzwischen gedenkt die Bundesrepublik aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.