Hamburg. Nachdem am vergangenen Wochenende auf der Landesdeligiertenkonferenz (LDK) der Jusos Hamburg gleich zwei Mitglieder unter Tränen von ihrem Amt zurückgetreten sind, scheint die Stimmung aufgeheizt. So zumindest den Reaktionen des Landesvorstands und denen des Bergedorfer Kreisverbands nach zu urteilen.
Weil sie sich einer Mobbingkampagne ausgesetzt sahen, traten zwei Juso Mitglieder des Landesverbands Hamburg auf der LDK zurück. Beide seien Opfer einer „verbandsinternen Schmutzkampagne“ geworden, wie es laut des Bergedorfer Kreisverbands heißt. Auch der Juso Landesvorstand bestätigt die Rücktritte, bedauere diese, will sich aber nicht zu weiteren Details äußern.
Hamburger Jusos: Systematisches Vorgehen gegen Frauen?
Konkret habe es sich um sexistische Vorwürfe wie „die hat sich doch bloß hoch geschlafen“ oder um den Vorwurf eines Drogenproblems mit Kokain gehandelt, wie ein Teilnehmer der LDK dem Abendblatt sagte. „Ich erkenne bei der Kampagne ein klares Muster gegen progressive Frauen aus dem linken Lager“, so der Teilnehmer. Laut seiner Beobachtung sei sogar ein systematisches Vorgehen gegen Frauen zu erkennen, die vor allem progressiv-feministische Positionen vertreten sollen. So etwa beim Thema Gendern oder bei der Streichung des Paragrafen 218 StGB.
Neben zwei Mitgliedern, die ein Amt inne hatten, soll es darüber hinaus noch eine dritte Betroffene geben. Alle drei wollten sich jedoch nicht zu dem Vorfall äußern, nachdem sie ihre Namen aus Medienberichten kurz nach ihrem Rücktritt zurückgezogen hatten.
Juso-Landesvorstand lehnt Antrag auf Veränderung bestehender Strukturen ab
„Die Jusos Hamburg engagieren sich gegen jede Form von Diskriminierung, Sexismus und Herabsetzung. Wir nehmen die geäußerten Vorwürfe daher sehr ernst und haben vor diesem Hintergrund bereits Anfang März 2023 im Juso-Landesvorstand eine Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der bestehenden Awareness-Strukturen beschlossen“, heißt es laut Juso-Landesvorstand.
Damit nimmt der Landesvorstand Bezug auf einen bei der LDK abgelehnten Antrag auf eine Veränderung der Awarenessstrukturen.
- Drogen, Sex, Lügen: Wird bei den Jusos der SPD Hamburg systematisch gemobbt?
- Bergedorfer Jusos haben nun eine Doppelspitze
- Bergedorfer Jusos sagen Demo gegen Querdenker ab
„Bei der Debatte auf der Juso-Landesdelegiertenkonferenz am Wochenende habe es sich demzufolge nicht um das ob, sondern um das wie gehandelt – nämlich um die Frage, wie eine solche Arbeitsgruppe aufgestellt werden soll“, heißt es weiter in der Antwort des Landesvorstands. Nach ausführlicher Debatte habe sich die Landesdelegiertenkonferenz mehrheitlich für das vom Landesvorstand vorgeschlagene Modell ausgesprochen und somit den bereits begonnenen Prozess bestätigt. „Diesen Weg werden wir als Jusos Hamburg nun fortsetzen.“
Ob und welche Konsequenzen aus dem Rücktritt nun folgen, bleibt demnach offen.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Hamburg