Hamburg. Dass die Krankheitswelle im vergangenen Jahr auch Hamburg gerade im Endspurt noch einmal mit voller Wucht traf, ist nicht mehr nur eine gefühlte Wahrheit. Durch eine Erhebung der DAK-Gesundheit ist nun verbrieft: Der Krankenstand erreichte 2022 sogar einen Rekordwert.
Laut Analyse der in Hamburg ansässigen Krankenkasse, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt, stieg die Zahl der Ausfälle von DAK-versicherten Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Punkte auf 5,1 Prozent – Höchstwert seit Beginn der Untersuchungen vor 25 Jahren.
An jedem Tag des Jahres waren demnach 51 von 1000 Beschäftigten krankgeschrieben. Das bedeutet einen Anstieg von 43 Prozent gegenüber 2021. Die meisten Ausfälle gingen auf Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis zurück, die drastisch zunahmen (+ 207 %).
Hamburg: Plus von sieben Millionen Fehltagen
Im Schnitt kamen im vergangenen Jahr auf ein in Hamburg beschäftigtes DAK-Mitglied 18 Fehltage (5,5 Tage mehr als im Vorjahr). Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in Hamburg ergäbe sich dadurch ein Plus von rund sieben Millionen Fehltagen.
„Ein derartig hoher Krankenstand ist eine große Herausforderung für die Wirtschaft“, sagt DAK-Landeschef Jens Juncker. Wegen der Pandemie und vor allem auch des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels müsse Gesundheit am Arbeitsplatz eine hohe Priorität bekommen“.
Drastischer Anstieg von Atemwegserkrankungen
Durch Atemwegserkrankungen gab es der DAK-Analyse zufolge 355 Fehltage je 100 Versicherte. Im Jahr davor waren es noch 115. Wegen Rückenschmerzen und vergleichbarer Muskel-Skelett-Erkrankungen wurden 268 Fehltage je 100 Versicherte registriert (2021: 262).
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Bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen ist mit 419 Fehltagen je 100 Versicherte ebenso ein neuer Höchststand zu verzeichnen (+ 20 %) wie bei Krankschreibungen in Zusammenhang mit Corona: Die Zahl dadurch verursachter Fehltage je 100 Versicherte stieg von elf auf 100.
Elektronische Meldung reduziert Dunkelziffer
Einen Grund für den Rekord-Krankenstand sieht die DAK-Gesundheit in der 2022 eingeführten elektronischen Meldung (eAU) der Krankschreibungen. Dadurch seien nun auch Fälle erfasst, die zuvor durch möglicherweise nicht eingereichte gelbe Zettel aus der Statistik fielen.
„Wir hatten in der Vergangenheit beim Krankenstand durchaus eine gewisse Untererfassung“, sagt Juncker. „Dieser Effekt dürfte jetzt deutlich reduziert sein.“ Die eAU bedinge „eine wesentlich geringere Dunkelziffer und einen noch schärferen Blick auf den wirklichen Krankenstand“.
Hamburgs Krankenstand unter Bundesniveau
Die gute Nachricht zum Schluss: Trotz des Rekordniveaus liegen die Fehlzeiten der Hamburger übrigens noch unter dem Bundesschnitt von 5,5 Prozent. Für die aktuelle Analyse wertete das Berliner IGES Institut die Daten von 76.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Hamburg aus.
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