Ehren-Schleusenwärterin

Preisträgerin Marylyn Addo rührt Uwe Seelers Frau Ilka

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Marylyn Addo (UKE) wurde am Dienstag in Hamburg zur 38. Ehren-Alster-Schleusenwärterin ernannt.

Marylyn Addo (UKE) wurde am Dienstag in Hamburg zur 38. Ehren-Alster-Schleusenwärterin ernannt.

Foto: dpa

Corona-Kämpferin Addo ist neue Ehren-Alster-Schleusenwärterin. Ihren speziellen Titel widmet die Virologin allen Ärzten und Pflegern.

Hamburg. Ihre drei besten Freundinnen waren extra nach Hamburg gereist, ihre Töchter, ihre Mutter, Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft und Medizin – nur einer fehlte, als am Dienstagmorgen Marylyn Addo zur 38. Ehren-Alster-Schleusenwärterin ernannt wurde.

„Ich hatte mich als Fußball- und HSV-Fan sehr auf ein Treffen mit Uwe Seeler gefreut, er war eines der Idole meiner Kindheit“, sagte die Virologin (UKE), und rührte damit nicht nur Seelers Witwe Ilka.

Die kleine Feier im Alsterpavillon, die erste nach drei Jahren Corona-bedingter Abstinenz, war voller großer Gefühle. Das lag vor allem an Addo, die ihre Auszeichnung stellvertretend für alle entgegennahm, „die im medizinischen und wissenschaftlichen Bereich in Hamburg tätig sind, und die schon vor Corona Großartiges geleistet haben“.

Marylyn Addo „wichtigste Stimme“ im Corona-Kampf

In der Pandemie war die Wissenschaftlerin für die sogenannte Congregation, die einmal im Jahr eine Ehren-Alster-Schleusenwärterin oder einen -wärter ernennt, „das bekannteste Gesicht und die gewichtigste Stimme“ im Kampf gegen Corona in Hamburg.

„Sie hat uns das Virus auf eine wohltuende Art erklärt, sie hat es nicht nötig gehabt, ihre Erkenntnisse mit Drohszenarien zu unterstreichen“, sagte Congregations-Sprecher Gerd Spiekermann. Und lobte: „Selten hat eine Wissenschaftlerin die Medien so professionell genutzt wie sie.“

Weiter sagte Spiekermann, dass die Ehren-Schleusenwärter „die Botschaften der Freien und Hansestadt Hamburg in alle Welt transportieren“. Addo habe sich nicht nur innerhalb Deutschlands für den Infektionsschutz eingesetzt, sondern sich auch mit der gerechten Verteilung des Impfstoffes weltweit beschäftigt.

Marylyn Addo widmet Schleusen-Preis allen Pflegern

Marylyn Addo bedankte sich bei allen „Pflegerinnen und Pflegern, allen Ärztinnen und Ärzten“, die „auch schon vor der Pandemie in dieser Stadt Großes geleistet haben“. Sie nehme den Preis stellvertretend für alle im medizinischen Bereich und der Forschung arbeitenden Menschen Hamburgs an.

Die 52-Jährige gab den Dank aber nicht nur an Kolleginnen und Kollegen vom Universitätsklinikum Eppendorf weiter, sondern auch an die Stadt: „Ich habe Hamburgs als rheinisches Mädchen sehr lieben gelernt, auch wenn das am Anfang nicht immer einfach war.“ Und sie habe eine besondere Beziehung zur Alster, an der sie gerade während der Pandemie unzählige Male spazieren gegangen sei, um den Kopf frei zu bekommen.

Addo arbeitet seit 2020 an Corona-Impfstoff

Zu der Bedeutung der Wissenschaft in ihrer Wahlheimat, die durch ihre Auszeichnung unterstrichen wird, sagte die Ärztin: „In Hamburg wird inzwischen auf höchstem internationalen Niveau geforscht.“

Addo wurde 1970 in Bonn geboren und wuchs nach Angaben Spiekermanns als Tochter eines ghanaischen Arztes in einem Mediziner-Haushalt auf. Nach ihrer Promotion in Bonn und Lausanne folgte ein Diplom in Tropenmedizin und Hygiene in London.

Ihr Forschungsschwerpunkt lag nach 2014 bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Ebola. Seit 2020 arbeiteten Addo und ihr Team an einem Corona-Impfstoff.

Marylyn Addo erst die zehnte Ehrenwärterin

Vor der Ehrung von Marylyn Addo hatte Gerd Spiekermann der verstorbenen Ehren-Alster-Schleusenwärter gedacht. Seit der Verleihung im Jahr 2019 an Koch Tim Mälzer seien mit Volker Lechtenbrink, Jan Fedder, Eberhard Möbius und Uwe Seeler gleich vier Preisträger verstorben. Seeler war 1982 als zweitem Hamburger überhaupt der Titel verliehen worden.

Unter den Gästen im Alsterpavillon waren eine Vielzahl von Ehren-Schleusenwärtern der vergangenen Jahre, darunter der ehemalige Leiter des Tierpark Hagenbeck, Claus Hagenbeck (1997), Kinderliedermacher Rolf Zuckowski (2000), die ehemalige Schwimmerin Sandra Völker (2002), Christian Seeler, der ehemalige Intendant des Ohnsorg-Theaters (2009) sowie Lichtkünstler Michael Batz (2018).

Marylyn Addo ist erst die zehnte Frau, der die Schleusen-Ehre zuteil wird. Erste Ehren-Schleusenwärterin war 1986 Heidi Kabel, letztmals ging der Preis im Jahr 2016 an eine Frau – damals an Dorit und Alexander Otto.

( dpa/HA )

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