Hamburg. Hilfsorganisation Hanseatic Help eröffnet einen weiteren Store in der City. Wo er liegt und wer zum Einkaufen berechtigt ist.

Mit der Familie ins Einkaufszentrum gehen, durch die Läden ziehen und nach Kleidung stöbern: Das ist für die meisten Menschen Normalität. Aber nicht jeder hat die finanziellen Mittel dazu. Geflüchtete und andere Bedürftige sind auf Kleiderspenden angewiesen – diese werden oft nach Dringlichkeit zugewiesen. Eine wirkliche Wahl und einen Anspruch auf Kleidung, in denen sich die Menschen auch wohlfühlen, haben Betroffene jedoch nicht. Das will nun der Verein Hanseatic Help ändern – mit drei speziellen Geschäften, das jüngste davon im Einkaufszentrum Hamburger Meile.

Die Hanseatic Help Stores sind ein neues Konzept

Bereits seit 2015 setzt sich die Organisation für die Bedürfnisse notleidender Menschen ein. In der damaligen Flüchtlingskrise wuchs der Verein schnell. Mittlerweile versorgt der Verein regelmäßig über 300 gemeinnützige Einrichtungen kostenfrei mit Kleider- und Hygienespenden und liefert Hilfsgüter in Krisengebiete auf der ganzen Welt. Die Hanseatic Help Stores sind ein neues Konzept: Drei eigene Läden – in Altona, am Ballindamm und an der Hamburger Meile – hat der Verein über die vergangenen Monate in Hamburg aufgebaut.

Hilfsbedürftige Menschen können sich in den Läden von Hanseatic Help kostenfrei mit gespendeter Kleidung und Hygieneartikeln ausstatten. Dafür muss im Voraus ein Termin gebucht und der entsprechende Leistungsbezug, zum Beispiel Grundsicherung, Arbeitslosengeld oder BAföG, nachgewiesen werden. Dann ist der Besuch einmal im Quartal möglich.

Hanseatic Help: Termine müssen online vereinbart werden

„Mit den Hanseatic Help Stores geht für uns ein lang gehegter Traum in Erfüllung“, sagt Vorstandsmitglied Karin Prätorius. Für Vorbeilaufende sieht der Hanseatic Help Store wie ein gewöhnlicher Laden aus: Es gibt eine Kinderabteilung, eine Herren- und eine Damenabteilung. Vor der Kasse hängt eine Auswahl bunter Schals für den Winter. Die Kleidung ist ordentlich sortiert und nach Größe geordnet. Wie in jedem anderen Laden können die Besucherinnen und Besucher durch den Hanseatic Help Store stöbern und verschiedene Kleidungsstücke anprobieren. Rund 12.000 Artikel stehen dazu derzeit in den Stores zur Verfügung. Auch Hygieneartikel, wie Menstruationsprodukte oder Windeln, gibt es vor Ort.

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Vor den Umkleiden stehen zwei bunte Sessel, daneben gibt es eine Spielecke für Kinder. „Es war uns ein Anliegen, dass die Menschen herkommen und ein Stück Normalität erleben“, sagt Vorstandsmitglied Niels Rasmussen. Eben wie bei einem Ausflug ins Einkaufszentrum.

„Diese Form der Hilfe ist sehr wertschätzend“, lobt Sozialsenatorin Melanie Leonhard das Konzept und hebt hervor, wie wichtig derartige Projekte für Menschen sind, die mit wenig Geld auskommen müssen, in einer Welt, die – gerade jetzt – immer teurer wird. Der Andrang auf die Läden von Hanseatic Help bestätigt dies: „Aktuell versorgen wir in unseren drei Hanseatic Help Stores durchschnittlich circa 1800 Menschen pro Monat”, sagt Claudia Meister, Geschäftsführerin von Hanseatic Help. „Das Feedback, das wir bis jetzt bekommen, zeigt, dass es den Menschen extrem guttut, sich Kleidungsstücke nach eigenen Vorstellungen aus einem offenen Sortiment selbstständig aussuchen zu können, statt Kleiderspenden zugewiesen zu bekommen. Das hat schlicht etwas mit Würde zu tun, und dazu trägt die freundliche Atmosphäre in unseren Hanseatic Help Stores sehr viel bei.“

Hanseatic Help Stores: Konzept soll weiterentwickelt werden

In jedem der Hanseatic Help Stores ist ein hauptberuflicher Store-Manager eingesetzt, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen das Tagesgeschäft maßgeblich, zum Beispiel durch Sortierung der Ware im Geschäft oder Beratung der Kunden. Laut Karin Prätorius ist der Verein auch weiterhin für jede Hilfe dankbar, sei es vor Ort in einem der Läden, im Lager oder bei der Logistik.

Sara Naranjo ist eine der Store-Managerinnen, sie arbeitet hauptamtlich im frisch eröffneten Hanseatic Help Store in der Hamburger Meile. Der Kontakt mit den Kunden sei oft emotional, etwa wenn sie Menschen trifft, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. „Es ist wichtig, die Menschen offen zu empfangen und so zu beraten, wie man es sich auch selbst in der Situation wünschen würde“, sagt die 35-Jährige. Niels Rasmussen rechnet fest damit, dass die Nachfrage weiterhin groß bleibt, das Konzept sei dementsprechend auf Dauer ausgelegt. Gerade mit Blick auf den kommenden Winter, die Inflation und die steigenden Energiepreisen rechnet man bei Hanseatic Help damit, dass noch viele weitere Menschen das Angebot nutzen werden – und müssen.

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Trotz der drei neuen Hanseatic Help Stores laufe die Kleiderausgabe über Bestellungen an Hilfsorganisationen und Einrichtungen weiterhin in demselben Ausmaß wie zuvor. Geld- und Sachspenden nimmt der Verein weiterhin in der Großen Elbstraße 264 entgegen. Alltagskleidung aller Art sowie festes Schuhwerk würden für die kalte Jahreszeit gebraucht. Informationen zu den Öffnungszeiten und dem aktuellen Bedarf können auf der Webseite unter www.hanseatic-help.org eingesehen werden. In den Hanseatic Help Stores können aus logistischen Gründen keine Sachspenden angenommen werden. Zukünftig wolle man das Konzept noch weiter entwickeln und ausdehnen und möglichst vielen Menschen das Angebot, sich die gespendete Kleidung selbst auszusuchen, ermöglichen