Hamburg. Popstar Zoe Wees singt an ihrer alten Schule für den Frieden +++ Erneut Hunderte Geflüchtete in Hamburg eingetroffen.

Putins Krieg gegen die Ukraine dauert mittlerweile seit fast einem Monat an. Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht. Die ukrainischen Streitkräfte halten nach Angaben ihres Generalstabs die Stellung trotz fortdauernder russischer Luftangriffe.

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Der Druck auf die staatlichen Erstanlaufstellen für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Hamburg lässt derweil etwas nach. Nachdem in der vergangenen Woche täglich etwa 1000 Schutzsuchende in der Hansestadt angekommen seien, seien es am Montag nur noch 699 gewesen, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) am Dienstag. Insgesamt seien seit Beginn des völkerrechtswidrigen Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine 17.268 Kriegsflüchtlinge in Hamburg gezählt worden.

Die Reaktionen auf den Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:

Weitere 600 Kriegsflüchtlinge in Hamburg eingetroffen

Die Zahl der täglich neu in Hamburg ankommenden ukrainischen Kriegsflüchtlinge pendelt sich auf einen dreistelligen Wert ein. Nachdem in der vergangenen Woche noch täglich etwa 1000 Schutzsuchende in der Hansestadt angekommen waren, sind es nun deutlich weniger. Am Dienstag seien rund 600 neue Kriegsflüchtlinge angekommen, sagte ein Sprecher der Innenbehörde am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Am Montag lag die Zahl bei 699, am Sonntag bei 450.

Insgesamt seien seit Beginn des völkerrechtswidrigen Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine rund 17.800 Kriegsflüchtlinge in Hamburg gezählt worden. Bereits offiziell registriert worden seien inzwischen 11.626 Schutzsuchende, am Dienstag seien es etwa 600 gewesen. Eine Registrierung ist notwendig, um Sozialleistungen zu erhalten oder arbeiten zu können. Kindern ermöglicht die Registrierung einen Schulbesuch.

Hohe Energiepreise: Ministerin für Aussetzen des Rundfunkbeitrags

Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) hat ein befristetes Aussetzen des Rundfunkbeitrages gefordert. „Wir brauchen eine schnelle und unbürokratische Lösung. Mein Vorschlag: entlastet die Menschen im Land zügig, unabhängig von der Frage, ob sie Auto, Rad oder Bus fahren“, sagte Heinold am Mittwoch der „Bild“-Zeitung. Familien mit Kindern profitierten von ihrem Vorschlag doppelt.

Hintergrund ist die Debatte um Entlastungen angesichts hoher Energiepreise. Konkret schlägt Heinold laut dem Blatt vor, das Kindergeld zu erhöhen und den Rundfunkbeitrag für ein halbes Jahr auszusetzen. Das entspräche 110,16 Euro. Wer keinen Rundfunkbeitrag zahlt wie beispielsweise Sozialhilfeempfänger solle bei den Sozialleistungen profitieren. Die erlassenen GEZ-Beiträge sollen Heinold zufolge über den Bundeshaushalt kompensiert werden.

Hannover mietet Hotels für Geflüchtete an

Die Stadt Hannover versucht, Wohnraum für geflüchtete Menschen aus der Ukraine zu finden. Die regionale Wohnungswirtschaft habe rund 100 Wohnungen in Aussicht gestellt, zudem würden Flächen für eine Lösung mit Wohncontainern geprüft, sagte ein Sprecher der Stadt am Mittwoch. Außerdem sei die Stadt vertragseinig mit fünf Hotels, die bis Ende des Jahres für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angemietet würden. Es sei davon auszugehen, dass viele Menschen längerfristig bleiben würden, erklärte der Sprecher. Diese bräuchten „mehr als eine Notunterkunft“. Zuvor hatte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtet.

Dem Bericht zufolge erwartet die Stadt, voraussichtlich 10.000 Menschen aus der Ukraine unterbringen zu müssen. Bislang seien rund 1100 Flüchtlinge in den Unterkünften auf dem Messegelände in Hannover untergebracht worden – überwiegend Frauen und Kinder, sagte der Sprecher. Die Halle 27 mit ihren 1150 Plätzen sei damit fast belegt, die Halle 26 habe eine Kapazität von rund 700 Plätzen. Hannover ist ein Drehkreuz für die Verteilung von Geflüchteten.

Nach Angaben des Branchenverbands Dehoga in der Region Hannover hatten Hoteliers der Stadt bereits 1400 Zimmer für in Not geratene Menschen zur Verfügung gestellt.

Mehr als 30.000 Ukraine-Flüchtlinge im Norden erwartet

Schleswig-Holstein stellt sich nach aktuellem Stand auf ungefähr 34.000 Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Die Zahl ergibt sich nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel aus der Erwartung, dass eine Million Ukrainer nach Deutschland kommen werden, wie Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Mittwoch im Landtag darlegte. Dies bedeute, dass sich jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt im Durchschnitt um etwa 2000 Flüchtlinge kümmern müsste. Die Zahlen schwankten zwischen 850 für Neumünster und 3750 für den einwohnerstärksten Kreis Pinneberg.

Die tatsächlichen Zahlen könnten sich jederzeit anders darstellen, sagte die Ministerin. Die Lage sei dynamisch. Derzeit sind nach Regierungsangaben 5000 bis 6000 Ukraine-Flüchtlinge im Land. Die Landesregierung bereite sich intensiv auf die hohen Zahlen vor und habe dies auch von Anfang an getan, sagte Sütterlin-Waack. Sie lobte die Arbeit aller Beteiligten: „Alle machen einen großartigen Job“.

HSV-Supporters versteigern "Friedensshirts"

Der Supporters Club des Zweitligisten Hamburger SV versteigert noch bis zum 28. März elf von den Fußball-Profis getragene Friedensshirts und will mit dem Erlös geflüchtete Menschen aus der Ukraine unterstützen. Das teilte der Verein am Mittwoch mit.

Die Shirts in den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau sowie einer Friedenstaube auf der Brust hatten die Spieler vor der Auswärtspartie beim 1. FC Nürnberg (1:2) getragen.
Die Shirts in den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau sowie einer Friedenstaube auf der Brust hatten die Spieler vor der Auswärtspartie beim 1. FC Nürnberg (1:2) getragen. © picture alliance / Sportfoto Zink / Daniel Marr

Die Shirts in den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau sowie einer Friedenstaube auf der Brust hatten die Spieler vor der Auswärtspartie beim 1. FC Nürnberg (1:2) getragen, um ein Zeichen gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine zu setzen. Die Kleidungsstücke sind von der gesamten Mannschaft unterschrieben.

Hamburger Spendenparlament gibt 300.000 Euro für Flüchtlingshilfe

Mit einem Sonderprogramm in Höhe von 300.000 Euro unterstützt das Hamburger Spendenparlament die Hamburger Ukraine-Flüchtlingshilfe. „Wir gehen in den nächsten Monaten von einem erhöhten Hilfebedarf aus, der weder durch die öffentlich bereitgestellten Mittel noch durch die über die bundesweite Aktion gesammelten Spendengelder gedeckt werden kann“, sagte Uwe Kirchner, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Spendenparlaments, am Mittwoch in der Hansestadt.

Viele Geflüchtete seien in einer für sie fremden Umgebung gestrandet und könnten sich, wenn sie keine Familie oder Bekannte in Hamburg und Umgebung hätten, ohne Kenntnisse der deutschen Sprache kaum orientieren. Das Sonderprogramm „Ukraine-Flüchtlingshilfe in Hamburg“ richtet sich an Träger und Vereine, die im Bereich der Flüchtlingshilfe, der Frauenberatung, der Kinder- und Jugendarbeit und Familienförderung tätig sind. Gefördert werden Projekte und Initiativen in den Bereichen praktische Hilfe für Geflüchtete, Soziales, Bildung, Erziehung, psychische Stabilisierung sowie die Beratung von Eltern.

Projekte und Initiativen können bis zu zwei Jahre unterstützt werden. Im Bedarfsfall werden auch Projektkosten vollständig übernommen. Antragsschluss für die nächste Parlamentssitzung ist der 27. April. Projekte, die bereits vorher starten, könnten Mittel aus dem „Feuerwehrtopf“ erhalten, hieß es.

Günther: Ukraine-Krieg erfordert weitreichende Konsequenzen

Aus der russischen Bedrohung durch den Krieg gegen die Ukraine muss nach Ansicht von Ministerpräsident Daniel Günther auch Schleswig-Holstein weitreichende Konsequenzen ziehen. In vielen Bereichen müsse das Land umdenken und umsteuern, sagte der CDU-Politiker in einer Regierungserklärung im Landtag.

Daniel Günther bekundete volle Solidarität mit der Ukraine. (Archivbild)
Daniel Günther bekundete volle Solidarität mit der Ukraine. (Archivbild) © picture alliance/dpa / Gregor Fischer

Überall seien die Menschen bereits direkt mit Auswirkungen dieses Krieges konfrontiert. Händeringend würden Unterkünfte für Flüchtlinge gesucht, Bundeswehrsoldaten rückten zur Verstärkung der Nato aus, Speditionen fehlten ukrainische Lastwagen-Fahrer, in Schulen gebe es neue Mitschüler aus der Ukraine, Landwirten mangle es an Dünger, die Preise fürs Heizen und Tanken seien in die Höhe geschossen.

Günther bekundete volle Solidarität mit der Ukraine. Er dankte den vielen Helfern. „So viele Menschen im Land begegnen den Geflüchteten mit Großherzigkeit“, sagte er. „Das bewegt mich sehr.“

Kieler Landtag zeigt sich solidarisch mit der Ukraine

Zum Auftakt seiner März-Sitzung hat der Landtag in Kiel am Mittwoch der Opfer des russischen Kriegs gegen die Ukraine gedacht. Das Parlament verfolge das Geschehen mit Entsetzen, sagte Vizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber (SPD).

Das Sterben und Leiden in der Ukraine müsse ein Ende haben. In der Ukraine ereigne sich ein Zivilisationsbruch, den sich nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs niemand hätte vorstellen können. Während der dreitägigen Sitzung weht die Flagge der Ukraine über dem Landeshaus.

Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf hilft Geflüchteten mit Epilepsie

Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf möchte Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine mit Epilepsie unkompliziert und schnell unterstützen. Geflüchtete mit der Krankheit könnten kurzfristig im Rahmen der Notversorgung einen Termin in der Epilepsie-Spezial-Ambulanz vereinbaren, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Krankenhauses. Eine der dort arbeitenden Ärztinnen spreche Ukrainisch.

So können Kriegsflüchtlinge mit Epilepsie einen Termin erhalten:

  • Telefonische Anmeldung unter 040 5077 3966, montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr.
  • Krankenversicherungsnachweis mitbringen, wenn vorhanden (Bescheinigung, die bei der Registrierung ausgestellt wird, reicht aus)
  • Zum Termin Nachweis über einen negativen tagesaktuellen Corona-Schnelltest mitbringen (kostenlose Tests auf dem Gelände der Ev. Stiftung Alsterdorf, unweit der Spezial-Ambulanz, möglich)

Umweltschützer protestieren vor Fehmarn gegen russische Öltanker

In Schlauchbooten und im Wasser haben am Mittwochfrüh 20 Umweltaktivisten von Greenpeace vor Fehmarn gegen Ölimporte aus Russland protestiert. Mit gelber Farbe malten sie in rund 1,5 Meter großen Buchstaben „Oil fuels war“ (etwa: Öl heizt Krieg an) an die Wand des 100.000 Tonnen Rohöl fassenden Tankers „Stamos“, der Öl aus dem russischen Ostseehafen Ust-Luga nach Rotterdam liefert, wie die Umweltorganisation am Mittwoch mitteilte. „Mit den Exporten von Öl, Kohle und Gas finanziert Putin den Krieg in der Ukraine“, sagte der Greenpeace-Ölexperte Manfred Santen.

Die Umweltschützer fordern, dass die Transporte von Millionen Tonnen fossiler Energieträger täglich über die Ostsee in westeuropäische Häfen schnellstmöglich ausgesetzt werden. Greenpeace zählte nach eigenen Angaben seit Kriegsbeginn 237 Tanker, die Russland mit Öl und Gas verließen – viele von ihnen mit dem Ziel Europa.

Die Bundespolizei griff mit einem Schiff und einem Hubschrauber ein und begleitete das Greenpeace-Schiff „Beluga II“ schließlich nach Heiligenhafen. Die Schlauchboote wurden beschlagnahmt. Gegen die Aktivisten wird nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr ermittelt.

Für den Frieden: Zoe Wees singt an Hamburger Schule

Popstar Zoe Wees kehrt an ihre alte Bildungsstätte zurück: Sie ist eine von sechs Künstlerinnen und Künstlern, die am kommenden Freitag im Rahmen einer 45-minütigen Open-Air-Bühnenshow für den Frieden an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg auftreten. Anschließend soll ein Hilfstransport nach Kiew verabschiedet werden.

Die 19-Jährige legte vor drei Jahren ihren Abschluss an der Schule im Stadtteil Dulsberg ab. Mit ihrer Debütsingle „Control“ stürmte sie die Charts und feierte auch international Erfolge. „Ich finde es wichtig Teil dieser Veranstaltung zu sein. Nicht nur weil ich eine ehemalige Schülerin dieser Schule bin, sondern weil ich mit meiner Stimme auch für den Frieden auf dieser Welt stehe. Make peace – not war“, sagt die Sängerin über ihren Auftritt.

Auch Schulleiter Björn Lengwenus freut sich über das Engagement der Künstlerinnen und Künstler: „Wir werden diesen Krieg nicht einfach beenden können. Wir können nur helfen und alle aufeinander aufpassen, auf unseren Frieden im Alltag. Das ist das was wir tun können. Und das sollten wir auch tun – wir alle.“

Russisches Generalkonsulat erstrahlt in Blau und Gelb

Es ist 19.36 Uhr, als das russische Konsulat, gelegen zwischen Feenteich und Herbert-Weichmann-Straße, plötzlich in Blau und Gelb erleuchtet. Die Farben der Ukraine werden vom Haus gegenüber mit einem kraftvollen Projektor an die Wände der russischen Vertretung geworfen. In der Mitte des ukrainischen Fahne, die auf der Fassade des eher hässlichen Nachkriegsbau des russischen Konsulats leuchtet, prangt eine riesige Friedenstaube.

Die Polizisten, die die russische Vertretung seit Ausbruch des Angriffskrieges schützen müssen, sind erst einmal ratlos. Sie vergewissern sich über Funk, ob sie eingreifen müssen. Mittlerweile hat sich heraus kristallisiert, dass das gelb-blaue Licht aus den Fenstern im Erdgeschoss des "Freytag" kommt, das an der Weichmannstraße/Ecke Gustav Freytag-Straße Serviced Apartments anbietet. Personalien werden gerade aufgenommen, da erschallt in voller Lautstärke die ukrainische Nationalhymne. Eine ungewöhnliche Solidaritätsbekundung, die vorbeirollende Autofahrer langsam fahren lässt.

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Kurz darauf bekennt sich der Sender Radio Hamburg zu der Aktion. „Mit dieser spontanen Aktion wollten wir ein deutliches Ausrufezeichen setzen gegen den unsinnigen und brutalen Krieg, den der russische Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine führt. Ich denke, dies ist uns gelungen. Radio Hamburg sagt „Shame on you, Putin!“, erklärt Radio Hamburg Geschäftsführer und Programmdirektor Marzel Becker den Hintergrund der Maßnahme.

Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag