Hamburg

Mehr Radfahrer verunglücken – 117 Verletzte durch E-Scooter

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Im Oktober hatte der Fahrer eines Opel Astra einen Radfahrer anscheinend beim Abbiegen übersehen und gerammt.

Im Oktober hatte der Fahrer eines Opel Astra einen Radfahrer anscheinend beim Abbiegen übersehen und gerammt.

Foto: Michael Arning

In anderen Bereichen ist Zahl der Unfälle und Verletzten laut Polizei-Statistik im ersten Dreivierteljahr in Hamburg gesunken.

Hamburg. Die Zahl der Verkehrsunfälle ist in Hamburg in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zu 2019 deutlich zurückgegangen – vor allem wegen des durch die Corona-Pandemie und den Lockdown zunächst stark gesunkenen Verkehrsaufkommens. Eine Ausnahme bilden Unfälle mit Radfahrern, bei denen deutlich mehr Menschen verletzt wurden als 2019.

Hamburg: Bisher 43.689 Verkehrsunfälle in 2020

Insgesamt sind nach Abendblatt-Informationen in den ersten neun Monaten des Jahres 43.689 Unfälle von der Polizei registriert worden. Das sind 14,5 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Jahres 2019. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden sank ebenfalls deutlich um 9,7 Prozent auf jetzt 5071, die der dabei verletzten Personen ging sogar um 13,7 Prozent auf 6123 zurück.

Von Januar bis September zählte die Polizei in diesem Jahr 5554 bei Unfällen leicht Verletzte (minus 14,4 Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2019) und 558 schwer Verletzte (minus 4,6 Prozent). Die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen sank von 21 in den ersten drei Quartalen 2019 auf elf im selben Zeitraum dieses Jahres noch deutlicher.

Zahl der verunglückten Kinder in Hamburg gesunken

Positiv ist die Entwicklung auch bei den jüngsten und den ältesten Verkehrsteilnehmern. Die Zahl der verunglückten Kinder sank von 519 auf 458 (minus 11,8 Prozent). In 145 Fällen davon handelte es sich um mitfahrende, in 313 um direkt an Unfällen beteiligte Kinder.

Im ersten Dreivierteljahr 2020 kam kein Kind im Hamburger Verkehr ums Leben, 2019 war in diesem Zeitraum ein Todesopfer unter den Jüngsten zu beklagen gewesen.

Keine Zunahme bei Unfällen mit Senioren

Entgegen einer verbreiteten Wahrnehmung nahmen auch die Unfälle mit Beteiligung von Senioren in diesem Jahr bisher nicht zu. Im Gegenteil: Hier verzeichnete die Polizei sogar einen überdurchschnittlichen Rückgang. Die Anzahl der Unfälle, an denen Menschen ab 65 Jahren beteiligt waren, sank zwischen Januar und September um satte 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf jetzt 7899 Fälle.

Leider wurden dabei aber auch in diesem Jahr bereits drei Senioren getötet, einer weniger als 2019. Während die Zahl der Leichtverletzten in diesem Bereich deutlich um 12,7 Prozent auf 541 Personen zurückging, sank sie bei den Schwerverletzten nur leicht: von 100 im Vergleichszeitraum 2019 auf 98 in diesem Jahr. Die Polizei präsentierte dafür auf Nachfrage eine plausible Erklärung: Auch Senioren würden jetzt häufiger mit dem Rad fahren. Anders als jüngere Menschen würden sie bei Fahrradunfällen allerdings öfter schwerer verletzt.

Fußgänger meist Hauptverursacher von Unfällen

Auch Fußgänger sind in diesem Jahr bisher seltener zu Schaden gekommen. Die Polizei zählte 671 verunglückte Fußgänger – 9,4 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2019. Allerdings wurden auch 2020 bis Ende September fünf Fußgänger bei Unfällen getötet (2019 waren es neun).

Auch in diesem Jahr waren die Fußgänger laut Polizei meist Hauptverursacher – durch unachtsames falsches Überqueren der Fahrbahn auch an dafür nicht vorgesehenen Stellen oder die Missachtung des Rotlichtes.

Zahl der verunglückten Radfahrer stieg um 4,8 Prozent

Die einzigen Verkehrsteilnehmer, bei denen sich die Zahlen 2020 verschlechtert haben, sind die Radfahrer. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 wuchs die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer in Hamburg um 4,8 Prozent auf jetzt 2102. Die Zahl der bei Unfällen schwer verletzten Radfahrer nahm um 7,8 Prozent auf 180 zu, die der Leichtverletzten stieg um 4,5 Prozent auf 1919.

Wie 2019 wurden auch 2020 in den ersten drei Quartalen drei Radfahrer bei Unfällen getötet. Interessant ist, dass die Zahl der Unfälle mit Radfahrern dabei um lediglich 0,7 Prozent wuchs. Das zeigt, dass die Unfälle im Durchschnitt schwerer waren, also gravierendere Folgen hatten als im Vorjahr. Der Anteil der Fälle, in denen die Radfahrer die Unfälle selbst verschuldeten, stieg laut Polizei von 39 auf 46 Prozent.

Regelmäßige Fahrradgroßkontrollen und Präventionsarbeit

„Häufig setzen Fahrradfahrer selbst die Ursache für Verkehrsunfälle“, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün dem Abendblatt. „Um diese Zahlen zu reduzieren, setzen wir auf einen Mix aus Präventionsarbeit und regelmäßigen Fahrradgroßkontrollen.“

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Der Ausbau der Fahrradstaffeln und der örtlichen Polizeipräsenz sorge zudem dafür, „dass Radwege, Radfahrstreifen und Schutzstreifen, die immer weiter ausgebaut werden, freibleiben und Falsch- oder Zweite-Reihe-Parker verfolgt werden“.

Hamburg: Bereits 151 Unfälle mit E-Scootern in 2020

Erhoben hat die Polizei auch die Zahl der Unfälle mit E-Rollern – auch wenn hier kein Vierteljahresvergleich zu 2019 möglich ist, weil diese erst im Juni 2019 für den Straßenverkehr zugelassen wurden. 151 Unfälle mit diesen „Elektrokleinstfahrzeugen“ hat die Polizei in den ersten drei Quartalen 2020 registriert.

Dabei wurden sechs Nutzer schwer und 79 leicht verletzt. Außerdem kamen 32 andere Menschen zu Schaden. Alkohol wurde laut Polizei bei 23, andere berauschende Mittel bei drei Unfällen festgestellt. Die Roller-Fahrer wurden bei 114 der 151 Unfälle als Hauptunfallverursacher eingestuft.

Verkehrsaufkommen noch nicht wieder auf Vorjahresniveau

Anders als zuletzt bisweilen angenommen, sprechen auch die isoliert betrachteten Zahlen des dritten Quartals nicht dafür, dass das Verkehrsaufkommen bereits wieder auf dem Vorjahresniveau liegt. Auch zwischen Juli und September verzeichnete die Polizei einen Rückgang der Verkehrsunfälle um 10,4 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2019.

Die Zahl der Verletzten lag um 5,1 Prozent niedriger als 2019. Die Annahme, dass der Autoverkehr nach dem ersten Lockdown durch das Meiden von Bussen und Bahnen sogar über dem Vorjahresniveau liege, wird durch die Unfallzahlen jedenfalls nicht gestützt.

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