Hamburg. Befürchtungen waren groß, dass die Rekommunalisierung des Hamburger Gasnetzes zum finanziellen Fiasko wird – zu unrecht.

Hamburgs städtischer Gasnetzbetreiber hat im zweiten Jahr seines Bestehens den Sprung in die Gewinnzone geschafft. "Entgegen der ganzen Unkenrufe, dass das ein finanz- und wirtschaftspolitisches Abenteuer und ein Unglück für die Stadt ist, müssen wir jetzt schon nach zwei Jahren sagen, dass das Ganze eindeutig eine Erfolgsgeschichte ist", sagte Hamburgs Energiesenator Jens Kerstan (Grüne) am Mittwoch bei der Präsentation des Geschäftsberichts 2019 in Hamburg.

Gasnetz Hamburg ist rund fünf Jahre nach dem Volksentscheid zur Rekommunalisierung der Energienetze am 1. Januar 2018 gegründet worden und hat das Gasnetz von Eon übernommen. Insgesamt hat das städtische Unternehmen nach Angaben des kaufmännischen Geschäftsführers Christian Heine im vergangenen Jahr bei einer Bilanzsumme von 217,7 Millionen Euro einen Gewinn von 19,8 Millionen Euro an die Stadt abgeführt. Darüber hinaus habe es eine Konzessionsabgabe in Höhe von 6,5 Millionen Euro überwiesen.

Gasnetz Hamburg setzt auf Einspeisung erneuerbarer Energien

Das städtische Unternehmen habe im vergangenen Jahr knapp 54 Millionen Euro investiert, sagte Heine. Mehr als die Hälfte davon (26,4 Mio) entfiel auf die vom Eon-Konzern getrennte und neu aufgebaute IT-Landschaft. Der Rest sei in den Erhalt und die Erweiterung des knapp 8000 Kilometer langen Gasnetzes geflossen. Die Ablösung des Eon-Konzerns habe seit Gründung des städtischen Unternehmens insgesamt 46,8 Millionen Euro gekostet.

Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen)
Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen) © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Für die Zukunft setzt Gasnetz Hamburg auf die Einspeisung erneuerbarer Energien. "Ziel ist es (...), Erdgas als bekannte fossile Energie nach und nach wegzudrängen, rauszunehmen aus dem Energieprozess", sagte der technische Geschäftsführer Udo Bottlaender. Er nannte unter anderem das Projekt "Mysmartlife" in Bergedorf, bei dem Gasnetz Hamburg von September an die Beimischung von bis zu 30 Prozent Wasserstoff bei der Energieversorgung eines Neubauquartiers mit 273 Wohnungen testen will. Ein weiteres Beispiel sei die kürzlich eingeweihte Bio-Methan-Anlage im Hafen.

Von 2022 an ist Einbau neuer Ölheizungen verboten

"Das Klima wartet nicht", sagte Senator Kerstan und zeigte sich erfreut über die wachsende Bereitschaft der Hamburger zu einem Wechsel von einer Öl- zu einer Gasheizung. So hätten im vergangenen Jahr mehr als 2000 Haushalte den Zuschuss für einen Gasanschluss von mehr als 1000 Euro genutzt und ihre alte Ölheizung entsorgt. Von 2022 an ist in der Hansestadt der Einbau neuer Ölheizungen verboten.

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Dem Unternehmen Gasnetz Hamburg, das bislang ohne Kurzarbeit durch die Corona-Krise gekommen sei, steht allerdings ein Umbruch bevor. Laut Bottlaender erreichen in den kommenden 15 Jahren rund 300 der etwa 540 Beschäftigten das Rentenalter und werden das Unternehmen verlassen. Gleichwohl zeigte er sich optimistisch, da die Zahl der Auszubildenden mit 64 relativ hoch und das Unternehmen als Arbeitgeber auch beliebt sei.