Hamburg. 2016 zündeten mutmaßlich Linksautonome die Autos eines Hamburger Polizeibeamten an. Der Vorfall war Thema bei “Aktenzeichen XY“.

Im September 2016 gingen zwei Autos eines hochrangigen Hamburger Polizeibeamten in Flammen auf. Fast vier Jahre später wendeten sich die Ermittler am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" an die breite Öffentlichkeit. Mit Erfolg. "Es gingen bereits mehr als 100 Hinweise bei uns ein", sagte Polizeisprecherin Evi Theodoridou am Donnerstagmittag. Die Hinweise werden nun alle überprüft.

Sandra Levgrün, Pressesprecherin der Polizei Hamburg, hatte den Fall bei "Aktenzeichen XY … ungelöst" vorgestellt und dort ein neues Beweisstück präsentiert: einen bei einer Wohnungsdurchsuchung sichergestellten Notizzettel mit den persönlichen Daten von Enno Treumann, dem Leiter der Innenstadt-Wache, auf dessen Pkw der Anschlag verübt wurde.

Viele Anrufe und Hinweis-E-Mails nach "Aktenzeichen XY"

Auch nach Angaben des ZDF gab es nach der Sendung zahlreiche Anrufe und Hinweis-E-Mails. Die meisten beziehen sich demnach auf den Zettel mit personenbezogenen Daten zum Opfer, den die Ermittler bei einer Hausdurchsuchung sicherstellen konnten. "Viele Zuschauer haben auf Unternehmen und Datenbanken hingewiesen, die Zugriff auf solche Daten haben", heißt es weiter.

Mutmaßlich Linksautonome hatten am 23. September 2016 gegen 3 Uhr in der Straße Raamfeld im Stadtteil Lemsahl-Mellingstedt zwei Pkw in Brand gesetzt, die in einem Carport vor dem Privathaus der Familie Treumann abgestellt waren: einen Gelände- und einen Kleinwagen.

Täter hinterließen Bekennerschreiben

In einem Bekennerschreiben wurde Treumann als "Menschenjäger" diffamiert – offenbar eine Anspielung auf seine leitende Funktion in der Taskforce zur Bekämpfung der offenen Drogenszene im Bereich St. Pauli und Sternschanze. Die linke Szene kritisierte die Kontrollen als "rassistisch" und unterstützte die meist afrikanischstämmigen Rauschgifthändler teilweise aktiv.

Zudem wurde in dem Schreiben auf Treumanns Rolle beim G-20-Gipfel im Juli 2017 hingewiesen, bei dem es zu schweren Ausschreitungen zwischen Polizei und linker Szene kommen sollte. Häuser und Autos von Hamburgs Polizeiführern seien demnach "legitime Ziele".

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Verletzte gab es bei dem Anschlag nicht. Es war der erste dieser Art auf einen Polizisten ohne politische Funktion seit 1994. Die bis heute laufenden Ermittlungen werden von der Abteilung Staatsschutz im Landeskriminalamt geführt.

Der mysteriöse Notizzettel mit den Daten des Polizisten

Bei einer nicht mit dem Anschlag zusammenhängenden Wohnungsdurchsuchung kurz vor dem G20-Gipfel in Hamburg wurde ein Notizzettel sichergestellt, auf dem neben Enno Treumanns Namen und seinem Geburtsdatum auch seine Adresse, seine Telefonnummern, der Typ und das Kennzeichen seines Privatwagens handschriftlich erfasst sind.

Zudem steht auf dem Blatt Papier die E-Mail-Adresse eines Nissan-Händlers. Zusammengetragen wurden die Informationen auf einem halbierten Briefbogen der Versicherung Huk-Coburg. Die Ermittlungen des Staatschutzes ergaben, dass der Mann, dessen Wohnung durchsucht worden war, und der dem linksradikalen Spektrum zugerechnet wird, nicht der Autor der Notizen ist.

Polizei sucht Autor des Zettels als "wichtigen Zeugen"

Die Polizei sucht nach der Person, die die persönlichen Daten Treumanns auf dem Blatt Papier niedergeschrieben hat. Zum einen, so Levgrün in der Sendung, handele es sich um "einen wichtigen Zeugen", zum anderen könne es sein, dass die Person "zu kriminellen Zwecken missbraucht" worden sei, also gar nicht wusste, für wen und aus welchem Grund sie die Daten zusammentrug.

Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter Telefon 040/ 4286-56789 zu melden.