Wiederholte Angriffe auf Sexshop für Männer in St. Georg
Hamburg
Wiederholte Angriffe auf Sexshop für Männer in St. Georg
| Lesedauer: 7 Minuten
Christoph Heinemann und Michael Arning
Schwule und lesbische Paare werden rund um den Steindamm in den vergangenen Jahren immer öfter angefeindet.
Foto: Christoph Heinemann
Die Betreiber sprechen von politisch oder religiös motivierten Tätern. Hamburger Lesben- und Schwulenverband in Sorge.
Hamburg. Sie seien in einer Gruppe gekommen und hätten sofort randaliert, sagt der Mitarbeiter. Mit Farbe quer über die Regale mit Sex-Spielzeug und Filmen gesprüht, herumgeschrien, Ware auf den Boden geworfen. Ein anderes Mal sei es ein einzelner Halbstarker gewesen, der den Mann hinter dem Tresen bespuckte.
„Man steht einfach da und ist fassungslos“, sagt der Mitarbeiter, der lieber nicht namentlich genannt werden will. „Die hassen uns, weil das nicht in ihr Bild passt, dass Männer sich lieben können“.
Mehrere Angriffe auf Sexshop in St. Georg
Die Spuren eines Angriffs sind an diesem Tag am Geschäft New Man City an der Straße Pulverteich noch zu sehen. Kürzlich haben ein oder mehrere Unbekannte einen Teil der Eingangstür zertrümmert. Die Betreiber des Sexshops für Männer gehen davon aus, dass es erneut eine politisch oder religiös motivierte Tat war.
Ein halbes Dutzend Mal habe man in den vergangenen Jahren Angriffe auf das Geschäft erfahren – vielfache Beleidigungen nicht mitgezählt. „Es sind immer junge Männer mit Migrationshintergrund, die wohl nebenan in ihrer Community abhängen und in die Moschee gehen“, sagt der Mitarbeiter.
New Man City liegt – abgesehen von einer knallblauen Fassade – unauffällig in der Seitenstraße nahe dem Steindamm, der von islamischen Gemeinden und türkischen Geschäften geprägt ist. Und St. Georg gilt als Beispiel dafür, dass auch strenggläubige Muslime und Homosexuelle friedlich nebeneinander im selben Viertel leben können.
Lesben- und Schwulenverband in Sorge
Laut dem Hamburger Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kommt es aber wieder vereinzelt zu Spannungen. „Es ist leider nicht mehr so, dass man als schwules Paar noch sorglos Händchen haltend über den Steindamm gehen kann“, sagte der LSVD-Vorstand Wolfgang Preußner dem Abendblatt. „Und natürlich kann man es nicht tolerieren, wenn ein Geschäft angegriffen wird.“
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