Hamburg. Auf diesen Abschnitten gab es 2018 mindestens zehn Verkehrsunfälle, bei denen Menschen verletzt wurden. Der große Überblick.

In der Innenstadt, auf der Hauptverkehrsader Willy-Brandt-Straße, aber auch in Winterhude, Harburg und Farmsen-Berne liegen die gefährlichsten Straßenabschnitte in Hamburg. Das geht aus Geo-Daten der Polizei hervor, die bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden erhoben wurde. In allen Stadtteilen wurden 250 Meter lange Straßenbereiche identifiziert, in denen es im vergangenen Jahr mindestens zehn Verkehrsunfälle gegeben hatte, bei denen Menschen verletzt worden waren.

Dass die Willy-Brandt-Straße gleich zwei Unfallschwerpunkte hat, ist nicht verwunderlich. Sie gehört zu den hoch frequentierten Straße im Hamburger Stadtgebiet ist mehrspurig und hat damit ein enorm hohes Verkehrsaufkommen. Hier sind es die Bereiche zwischen Rödingsmarkt und Herrengraben sowie zwischen Domstraße und Brandstwiete, die durch Verkehrsunfälle hoch belastet sind. In beiden Bereichen gibt es Kreuzungen, vor denen sich Fahrzeuge noch in letzter Sekunde einfädeln. Während sich zwischen dem Rödingsmarkt und dem Herrengraben fast ausschließlich Unfälle ohne Fußgänger. oder Radfahrerbeteiligung ereigneten, sind im zweiten hoch belasteten Abschnitt auf der Willy-Brandt-Straße bei den zehn Unfällen mit Verletzten im vergangenen Jahr auch vier Radfahrer beteiligt gewesen. In drei Fällen­ waren sie mit Autos zusammengestoßen.

Ablenkung durch Handy und Smartphone spielt eine große Rolle

Kurios stellt sich die Situation an der Moorstraße in Harburg dar. Dort ereigneten sich im vergangenen Jahr zehn Verkehrsunfälle mit Verletzten. In sieben Fällen waren Fußgänger beteiligt. Sie stießen sehr oft mit Linienbussen, mehrfach mit Autos und in einem Fall mit einem Radfahrer zusammen. Die vermutliche Ursache: Die dort in die Fahrbahn gebauten Sprunginseln scheinen zum sorglosen Überqueren der Straße zu verleiten, scheinbar ohne den Blick vom Smartphone nehmen zu müssen.

„Ablenkung im Straßenverkehr durch Handy und Smartphone spielt eine große Rolle“, sagt Christian Hieff, Sprecher beim ADAC Hansa. „Dabei geht es nicht nur um Autofahrer, sondern genauso und Radfahrer und Fußgänger.“ Er habe es selbst erlebt. „Erst im Frühjahr ist mir ein durch sein Handy abgelenkter Fußgänger auf den Radweg vor mein Fahrrad gelaufen.“

Hoher Personen- und Fahrzeugverkehrs zwischen Hauptbahnhof und ZOB

Hoch belastet ist auch die Adenauer­allee mit ihrer Verlängerung Steintordamm in Höhe des Zentralen Omnibus Bahnhofs (ZOB). „In der ausgewerteten Strecke und den Knoten kam es 2018 zu 21 Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Bei drei Verkehrsunfällen wurden drei Personen schwer verletzt und eine Person leicht verletzt. Bei weiteren 18 Verkehrsunfällen wurden 22 Personen leicht verletzt“, sagt Polizeisprecher Rene Schönhardt.

„Die Polizei geht davon aus, dass aufgrund des hohen Personen- und Fahrzeugverkehrs zwischen Hauptbahnhof und ZOB die Wahrschein­lichkeit von Fußgänger- und Radfahrerunfällen in diesem Bereich höher ist als an vielen anderen Orten in der Stadt.“

Unfallschwerpunkt an der Hudtwalckerstraße

Weit überdurchschnittlich viele Verkehrsunfälle passierten 2018 auch auf der Hudtwalckerstraße zwischen der Bebelallee und dem Winterhuder Markt. „Es ereigneten sich in dem Jahr in diesem Abschnitt zwölf Verkehrsunfälle mit Personenschaden“, sagt Schönhardt. „Bei vier der zwölf Fälle handelt es sich um Auffahrunfälle mit Leichtverletzten. In zwei Fällen nahm ein Autofahrer einem Radfahrenden die Vorfahrt, wobei in einem Fall der Radfahrende auf der falschen Radwegseite fuhr und damit eine der am häufigsten festzustellenden Mitursachen setzte.“

In zwei Fällen seien Radfahrer auf dem Radweg kollidiert. „Es ist festzustellen, dass der dichte Personen-, Kraftfahrzeug- und Fußgängerverkehr in diesem Bereich ein hohes Maß an Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer erfordert“, sagt Schönhardt. „Ist diese nicht gegeben, kann es insbesondere rund um den Winterhuder Marktplatz an jeder Stelle zu den verschiedensten Verkehrsunfallszenarien kommen.“ Die Polizei geht von einer eher zufälligen Häufung von Verkehrsunfällen aus.

Ungenügender Sicherheitsabstand, falsches Verhalten von Fußgängern

In Farmsen-Berne kam es im vergangenen Jahr auf der August-Krogmann-Straße im Bereich der Unterführung beim U-Bahnhof zu überdurchschnittlich vielen Verkehrsunfällen. „Dort ereigneten sich im Jahr 2018 insgesamt 14 Verkehrsunfälle, bei denen drei Personen schwer und 13 Personen leicht verletzt wurden“, so Schönhardt. „Häufigste Unfallursache des Hauptverursachers war ungenügender Sicherheitsabstand, gefolgt von falschem Verhalten von Fußgängern durch Überqueren der Fahrbahn an Stellen, die nicht dafür vorgesehen sind, ohne auf den Fahrzeugverkehr zu achten.“ Insgesamt sei festzustellen, dass eine zufällige Häufung verschiedenster Unfallursachen an einem verkehrstechnisch durch verschiedene Verkehrsbeteiligungsarten hoch frequentierten Abschnitt vorliege.

Schönhardt: „Neben dichtem Fahrzeugverkehr ist hier auch eine hohe Fußgängerdichte festzustellen, die sich auch durch den U-Bahnhof ergibt, der unmittelbar an diesem Streckenabschnitt liegt. Daneben fahren wichtige Busverbindungen den Bereich an. Zusätzliche Attraktivität gewinnt das Viertel durch das direkt angrenzende Einkaufszentrum. Dies führt zwangsläufig zu einer höheren Unfallgefahr, die aber weit überwiegend durch regelkonformes Verhalten der Verkehrsteilnehmer positiv beeinflusst werden kann.“