Hamburg. Seine sonore Stimme kannte einst jedes Kind. Doch Wilhelm Wieben war mehr als nur langjähriger Sprecher der „Tagesschau“.

Mit Helmut Schmidt konnte man sich – fast schon sprichwörtlich – auf eine Zigarette treffen, um über Gott und die Welt zu reden. Bei Wilhelm Wieben hätte das nicht gereicht, thematisch nicht und erst recht nicht vom Rauchkonsum her. Denn Wilhelm Wieben konnte nicht nur mit staatsmännischer Distanziertheit die Nachrichten vortragen. Der formvollendete Hanseat war auch ein Geschichtenerzähler, ein Dramaturg des eigenen Lebens, dem die Anekdoten aus mehr als 80 Jahren nie auszugehen schienen.

Selbst rein professionelle Gäste – wie die Journalisten, die sich zuletzt vor fast genau vier Jahren um ihn scharten, als Wieben seinen 80. Geburtstag feierte – empfing er nicht in einem Café oder Hotel. Er bat zum Kaffee in seine Wohnung in Winterhude, servierte diesen in feinstem Porzellan, richtete den Aschenbecher neben der Tasse noch einmal aus und legte eine Packung Filterlose daneben. Dann erzählte er aus seinem Leben, mal in kunterbunten Farben, mal in gedeckteren; aber immer mit dieser Stimme, die fast jeder Erwachsene in Deutschland kennt, diesem sonoren Organ, bei dem man sofort an die „Tagesschau“ denkt.